Die Welt der Finanzmärkte ist ständig in Bewegung und wird von zahlreichen Faktoren beeinflusst. Insbesondere das Anlageverhalten der verschiedenen Generationen hat sich in den letzten Jahren deutlich verändert. Eine aktuelle Studie der Consorsbank wirft einen spannenden Blick auf diese Veränderungen und zeigt, wie unterschiedlich die Altersgruppen ihre finanzielle Zukunft gestalten.
Die Studie basiert auf der Auswertung von rund 1,3 Millionen anonymen Wertpapierdepots bei der Consorsbank für den Zeitraum 2019 bis 2022. Obwohl die Studie nicht bevölkerungsrepräsentativ ist, liefert sie dank der großen Anzahl betrachteter Anleger aussagekräftige Ergebnisse. Die interessantesten werden in diesem Beitrag kurz vorgestellt.
ETFs oder Aktien – was liegt im Depot der unterschiedlichen Generationen?
Besonders interessant sind die Unterschiede in der Zusammensetzung der Depots. Bei den Jüngeren erfreuen sich ETFs großer Beliebtheit und machen bei den bis 35-Jährigen über 40,00 % des Depotvolumens aus. Bei den „Ruheständlern“ ab 66 Jahren sind es hingegen nur 16,00 %. Die ältere Generation zeigt dagegen eine deutliche Vorliebe für Einzelaktien. Zwei Drittel (67,00 %) ihres Depotvolumens entfallen auf diese Wertpapiere, während es bei den 18- bis 25-Jährigen nur 40,50 % sind.
Dieses Ergebnis überrascht insofern, als Experten in der Regel empfehlen, die Aktienquote im Alter zu reduzieren und in risikoärmere Anlageklassen umzuschichten, um den Kapitalerhalt zu sichern und im Alter verlässlich auf das Ersparte zurückgreifen zu können. Es gibt aber auch gute Gründe für eine hohe Aktienquote, wie z. B. Einzeltitel, die schon lange im Depot sind und über Jahre attraktive Dividenden ausschütten.
Mit über 80,00 % sind Aktien und ETFs über alle Altersklassen hinweg die beliebtesten Wertpapierarten, während aktiv gemanagte Investmentfonds in den letzten Jahren an Beliebtheit verloren haben und insgesamt nur noch auf einen Anteil von 12,20 % kommen.
Interessanterweise zeigen sich auch Unterschiede bei anderen Wertpapierarten wie Zertifikaten, Anleihen und Optionsscheinen. Hier scheint die ältere Generation eher bereit zu sein, sich mit komplexeren und strukturierten Finanzprodukten auseinanderzusetzen, um ihr Depot für Krisenzeiten abzusichern oder kurzfristige Chancen zu nutzen.
Wer handelt häufiger – die Millennials oder die Best Ager?
Vom Gefühl her würden viele sagen, dass junge Anleger deutlich Trading-affiner sind und häufiger kaufen und verkaufen, doch weitgefehlt.
Führten die 18- bis 25-Jährigen 2022 durchschnittlich 7,8 Trades pro Jahr durch, so waren es bei den Best Agern und den Ruheständlern, also den über 51-Jährigen, fast vier Mal so viele. Ein ähnliches Bild zeichnet sich bei Betrachtung der Jahre 2019 bis 2021. Hier liegen die Ruheständler sogar noch deutlich über den Best Agern – z. B. 2021 mit 36,4 Trades bei den über 66-Jährigen im Vergleich zu 33,8 Trades bei den 51- bis 65-Jährigen.
Besonders interessant ist jedoch, wie sich das Handelsverhalten der verschiedenen Generationen bei volatilen Märkten verändert hat. Während in Zeiten steigender Märkte auch die Anzahl der Trades zunahm – die Consorsbank erreichte in diesem Jahr einen neuen Handelsrekord – dreht sich das Blatt in Zeiten fallender Märkte und die Trades gehen deutlich zurück.
Der Beginn des Krieges in der Ukraine verunsicherte vor allem die jüngere Generation, die bis dahin nur steigende Märkte kannte. So sank die Anzahl der Trades bei den 18- bis 25-Jährigen um 43,10 %, bei den 26- bis 35-Jährigen sogar um 53,20 %. Eine deutlich ruhigere Hand bewiesen die Älteren, die in ihrer Tradingkarriere schon viele Höhen und Tiefen erlebt haben und daher vermutlich wissen, dass auch fallende Märkte Chancen bieten können. Hier gab es bei den Ruheständlern nur ein Trading-Minus von 18,50 %. Die Best Ager ließen sich von den Turbulenzen noch weniger beeinflussen. Sie handelten 2022 nur 12,00 % weniger als 2021.
Die Erfahrung der älteren Generationen spiegelt sich auch in der Performance wider. In den Jahren 2019 bis 2022 waren die Ruheständler am erfolgreichsten. Lagen sie 2019 mit einer Depotperformance von +17,70 % noch leicht hinter den anderen Altersgruppen zurück, erzielten sie 2020 (10,00 %) und 2021 (22,90%) die mit Abstand beste Rendite. Im Jahr 2022 mussten sie wie die anderen Generationen Verluste hinnehmen, die aber mit 12,50 % deutlich geringer ausfielen als bei den anderen Generationen. Über alle vier Jahre hinweg erzielten sie eine durchschnittliche Performance von 9,50 % pro Jahr. Zum Vergleich: Die 18- bis 25-Jährigen konnten durchschnittlich 4,90 % pro Jahr hinzugewinnen. Es folgen die Best Ager mit 3,60 % und die 26- bis 35-Jährigen mit einem leichten jährlichen Zuwachs von 0,20 %. Am schlechtesten haben sich in den letzten Jahren die Etablierten, also die 36- bis 50-Jährigen, entwickelt. Insbesondere durch einen starken Verlust von 35,70 % im Jahr 2022 kommen sie über alle vier Jahre auf eine leicht negative Rendite von 0,60 %.
Welche Aktien sind bei Alt und Jung beliebt?
Offen bleibt die Frage, mit welchen Aktien diese Ergebnisse erzielt wurden bzw. welche Aktien sich großer Beliebtheit erfreuten und am häufigsten gehandelt wurden.
Betrachtet man jeweils die Top-10-Aktien nach der Anzahl der Depots, in denen sie vorkommen, können sich die Anleger über alle Generationen hinweg nur auf drei Werte einigen: BASF, Mercedes-Benz und SAP. Ansonsten unterscheiden sich die Rangfolgen zum Teil erheblich.
Auffällig ist, dass die Depots der jüngeren Anleger deutlich internationaler und technologieorientierter sind. So führen bei den Anlegern bis 35 Jahre die Tech-Giganten Apple und Microsoft die Rangliste an. Bei den Anlegern ab 51 Jahren schafft es Microsoft dagegen nicht einmal mehr in die Top 10, Apple findet sich nur noch bei den 51- bis 65-Jährigen, allerdings weit abgeschlagen auf Platz 9. Die am weitesten verbreitete Aktie dieser Generation ist die Deutsche Telekom, auch als Volksaktie bekannt.
Der Blick auf die am häufigsten gekauften Aktien nach Volumen im Jahr 2022 zeigt ein ähnliches Bild wie die Auswertung nach der Häufigkeit des Vorkommens in den Depots: Jüngere Anleger sind internationaler und technologieaffiner, ältere setzen dagegen auf traditionelle deutsche Werte. Der einzige internationale Tech-Wert – wenn man ihn denn als solchen bezeichnen will –, bei dem alle Generationen 2022 stark zugreifen, ist der Elektroautohersteller Tesla. Ansonsten sind nur Allianz, Biontech und BASF durchgehend in den Top 10 aller Altersgruppen vertreten.
Die am häufigsten gekauften Aktien 2022
Wenn Sie wissen möchten, welche Wertpapiere bei unseren Kundinnen und Kunden gerade besonders beliebt sind, finden Sie auf unserer Seite „Die begehrtesten Wertpapiere“ regelmäßig eine Übersicht über die meistgekauften Aktien, Fonds und ETFs des vergangenen Monats.
Übrigens: Auf viele dieser Wertpapiere können Sie auch einen Sparplan abschließen – eine Anlagevariante, die sich ebenfalls großer Beliebtheit erfreut.
Fazit: es kann sich lohnen, voneinander zu lernen
Die Altersgruppen unterscheiden sich deutlich in ihrem Anlageverhalten, was vor allem auf die unterschiedlichen Lebensphasen zurückzuführen ist. Für die Jüngeren geht es darum, sich in der Welt der Wertpapiere zurechtzufinden und ein Vermögen aufzubauen, für die Älteren darum, ihr Vermögen zu erhalten und zu vermehren. Die Erfahrung der Älteren macht sie gelassener und weniger anfällig für kurzfristige Marktschwankungen, während die Jüngeren stärker darauf reagieren. Dennoch erzielen die Jüngeren beeindruckende Anlageerfolge, insbesondere durch ihre Investitionen in ETFs und nachhaltige internationale Anlagen. Damit streuen sie ihre Anlagen breiter und sind unabhängiger von einem bestimmten Investitionszeitpunkt – und das zahlt sich anscheinend aus. Zudem investieren sie nachhaltiger und internationaler – ihr „Home Bias“ ist deutlich schwächer ausgeprägt als bei den Älteren.
Die Studie zeigt, dass die Generationen voneinander lernen und sich gegenseitig unterstützen können, um insgesamt erfolgreicher zu sein. Kooperation und Austausch sollten im Mittelpunkt stehen, denn es gibt keinen Grund für ein "Gegeneinander" der Generationen bei der Geldanlage.
Wenn auch Sie von anderen Generationen lernen möchten, finden Sie hier die vollständige Studie.
🖊 Übrigens: Wir haben diesen Blogartikel am 27.06.2023 veröffentlicht. Das Datum wird bei Änderungen automatisch aktualisiert – lediglich die Formatierung haben wir nachträglich für Sie optimiert und zusätzlich ein Inhaltsverzeichnis ergänzt.
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