Erst Corona, dann der Inflationsschock, doch die Reiselust der Menschen ist zurück. Gerade weil gefühlt eine Krise die nächste jagt, will man im Urlaub abschalten und die Seele baumeln lassen. Das darf auch ruhig etwas kosten.
Die Tourismusstudie 2023 des ADAC zeigt: Der Tourismus in Deutschland nähert sich wieder dem Niveau vor Corona. Für die Studie wurden im Dezember 2022 bundesweit mehr als 5.000 Menschen über 18 Jahre zu ihren Reisegewohnheiten befragt. 68,00 % der Befragten unternahmen 2022 mindestens eine Urlaubsreise.
Anzahl Urlaubsreisen im Jahr
Damit setzt sich der Anstieg gegenüber den Corona-Jahren 2021 (61,00 %) und 2020 (51,00 %) fort. Bis der Tourismus in Deutschland das Niveau vor Corona erreicht, als 73,00 % angaben, mindestens einmal zu verreisen, fehlt nicht mehr viel.
Beliebte Reiseziele: Deutschland und der sonnige Süden
Während Corona bedeutete Tourismus verreisen in Deutschland. Reisebeschränkungen machten kaum mehr möglich. Auch nach Corona bleibt Deutschland als Urlaubsziel angesagt. Den Daten des deutschen Tourismusverbands zufolge unternahmen die Deutschen im vergangenen Jahr 67,1 Mio. Reisen. 26,50 % davon führten zu ausgewählten Zielen im Heimatland, allen voran nach Bayern und Mecklenburg-Vorpommern. Ebenfalls beliebte Reiseziele waren Spanien, Italien, die Türkei und Österreich.
Neben der Anzahl der Sonnenstunden und den Sehenswürdigkeiten konnten die südlichen Länder zuletzt auch mit niedrigen Preisen punkten. Dem Statistischen Bundesamt zufolge zahlten Urlauberinnen und Urlauber im März 2023 für Restaurantbesuche und Hoteldienstleistungen in Spanien 18,00 % weniger als in Deutschland. In Italien war es immerhin noch um 5,00 % günstiger, in der Türkei sogar um mehr als die Hälfte (56,00 %).
Warum ist Tourismus ein bedeutender Wirtschaftsfaktor?
Die hohe Inflation schmälert aktuell zwar die Budgets vieler Haushalte. Doch am Urlaub wollen die wenigsten sparen. Falls überhaupt, werden Abstriche in erster Linie beim Komfort und der Reisedauer gemacht. Von den Teilnehmenden der ADAC-Tourismusstudie 2023 gab die Mehrheit (51,00 %) an, 2023 ungefähr das gleiche Budget für den Urlaub einzuplanen wie 2022. Etwas oder deutlich mehr ausgeben wollen 23,00 %, sparen ist bei 24,00 % angesagt. Günstige Angebote locken da umso mehr.
Einer der vier größten Reiseveranstalter in Deutschland berichtete bereits Anfang März 2023 im Rahmen der Internationalen Tourismusbörse in Berlin über einen wahren Boom bei den Buchungen. Vor allem für den Sommerurlaub wiesen begehrte Ziele wie Mallorca, die Kanaren und Griechenland einen Anstieg um rund 30,00 % auf. Die Buchungen für Ägypten und die Türkei legten um 50,00 % zu.
Ausgaben für Urlaubsreisen auf Rekordniveau
Ein wichtiger Faktor für die Erholung der europäischen Tourismusbranche sind auch Gäste aus ferneren Gebieten wie Nordamerika und Asien. Aufgrund der längeren Anreise verbringen diese längere Zeit an den Urlaubsorten, nehmen mehr Übernachtungen in Anspruch und geben überdurchschnittlich viel Geld aus. Die European Travel Commission (ETC) will daher noch mehr internationale Gäste zum Urlaub auf dem europäischen Kontinent animieren. Um die Begeisterung zu wecken, bewirbt sie Europa als vielseitiges und sicheres Reiseziel für Naturliebhaber, Kulturinteressierte und Familien aus aller Welt.
Welche Unternehmen bieten Dienstleistungen im Tourismus?
So vielfältig die Bedürfnisse der Menschen sind, so breit ist das Angebot im Tourismus. Städtereisen, Strandurlaub, Kreuzfahrten, für jeden Geschmack findet sich etwas. Entsprechend vielfältig sind die Möglichkeiten für Anleger, um an der Entwicklung des Tourismus teilzuhaben. Tourismus-Aktien sind eine davon. Die jeweiligen Unternehmen bieten u. a. mit den beliebten All-Inklusive-Pauschalreisen das Rund-um-Sorglos-Paket für alle, die im Urlaub vollkommen abschalten und sich um nichts kümmern wollen. Auch Kreuzfahrtgesellschaften nehmen ihren Gästen die Organisation ab. Einfach in See stechen und das maritime Flair genießen. Wer es lieber individueller mag, sucht sich im Web selbst das Ziel seiner Träume. Flug & Unterkunft buchen und für den Abend gleich noch einen Tisch in einem der angesagten Restaurants reservieren. Fertig.
Bekannte börsengelistete Unternehmen mit Bezug zum Tourismus sind unter anderem Booking, Airbnb, Marriott, Hilton, Carnival, TUI, Royal Caribbean Cruises, Trip.com, Ryanair, Lufthansa, Delta Airlines, Norwegian Cruise Line, Accor, Intercontinental Hotels Group und Whitbread.
Die Beispiele zeigen, welche Unternehmen mit ihrer Geschäftstätigkeit Bezug zum Tourismus haben. Neben Touristikkonzernen, Flug- und Kreuzfahrtgesellschaften sind dies Hotels und Buchungsplattformen, auf denen Unterkünfte rund um den Globus verglichen, bewertet und natürlich gebucht werden können. Hinzu kommen Webportale für Erfahrungsberichte und Empfehlungen rund ums Thema Reisen, an der Börse notierte Restaurantketten und denkt man ans Bezahlen, auch die verschiedenen Kreditkartenanbieter.
Wie kann man in Tourismus investieren – und welche Risiken gilt es dabei zu beachten?
Der Kauf von Tourismus-Aktien ist für Anleger nur eine Möglichkeit in die Branche zu investieren. Unter dem Gesichtspunkt der Risikostreuung sind Fonds oder ETFs, die eine Vielzahl an Unternehmen aus verschiedenen Bereichen des Tourismus abdecken, weitere Investmentalternativen. Mit Fonds oder ETFs lässt sich eine breitere Streuung erreichen und das Klumpenrisiko reduzieren. Ein solches würde beispielsweise bestehen, wenn sich Anleger in Erwartung einer fortgesetzten Erholung ausschließlich auf Fluggesellschaften fokussieren.
Nach Einschätzung des internationale Luftfahrtverbands IATA dürften die Fluggesellschaften 2023 weltweit rund 4,35 Mrd. Passagiere befördern und fast das Niveau vor Corona erreichen (2019: 4,54 Mrd. Fluggäste). Zudem erwartet der Verband im laufenden Jahr begünstigt durch den Wegfall der Corona-Restriktionen in China sowie sinkender Kerosinkosten einen deutlichen Umsatzanstieg. Die Gewinne sollen 2023 mit 9,8 Mrd. US-Dollar sogar mehr als doppelt so hoch ausfallen wie 2022.
Allerdings hat gerade Corona gezeigt, wie schnell Risiken im Tourismus Realität werden können. Die Pandemie war für den gesamten Sektor der Worst Case. Neben dem latenten Risiko einer neuen Pandemie hat auch die Tourismusbranche mit einem Mangel an Arbeitskräften zu kämpfen. Leidet darunter der Service, könnte sich dies negativ auf die Geschäftsentwicklung du letztendlich auch auf Tourismus-Aktien auswirken. Ein mahnendes Beispiel ist das Chaos, das aufgrund von Personalmangel im Sommer 2022 auf deutschen Flughäfen herrschte. Höhere Lohnkosten und wieder steigende Preise für Treibstoff sind weitere Faktoren, die die Gewinne der Unternehmen schmälern könnten.
Anleger, die sich der genannten Risiken bewusst sind, können einzelne Tourismus-Aktien, Fonds und Tourismus-ETFs angesichts der wieder erwachten Reiselust als interessante Depotbeimischung in Betracht ziehen. Eine Möglichkeit sind Produkte auf den Branchenindex STOXX EUROPE 600 Travel & Leisure. Der Index bildet die Wertentwicklung der nach Marktkapitalisierung größten börsennotierten europäischen Unternehmen aus Bereich Reise und Freizeit ab. Die Anzahl der im Index enthaltenen Unternehmen ist variabel, eine Anpassung erfolgt quartalsweise.
Ausgewählte Tourismus-ETFs:
STOXX Europe 600 Travel & Leisure
Unternehmen mit Geschäftsaktivitäten im Bereich Reisen
🖊 Übrigens: Wir haben diesen Blogartikel am 20.06.2023 veröffentlicht. Das Datum wird bei Änderungen automatisch aktualisiert – lediglich die Formatierung haben wir nachträglich für Sie optimiert und zusätzlich ein Inhaltsverzeichnis ergänzt.