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Sind Dividendenwerte auch bei steigenden Zinsen attraktiv?

10.01.2024 11:23

Im Jahr 2022 erreichte die Zahl der Aktionäre in Deutschland mit 12,9 Mio. Menschen ein Rekordhoch (Quelle: Deutsches Aktieninstitut). Damit investiert fast jeder Fünfte am Aktienmarkt, also rund 18,3 % der Bevölkerung ab 14 Jahren. Vor zehn Jahren waren es nur 14,7 % und damit nur jeder Siebte. Der Zuwachs lag sicherlich auch am niedrigen Zinsniveau der vergangenen Jahre, im Zuge dessen haben sich immer mehr Investoren für ein Engagement am Aktienmarkt entschieden. Nun hat sich das Zinsniveau in den letzten Monaten aber deutlich verändert und viele potenzielle Investoren fragen sich, ob ein Engagement in Dividendenwerte im Vergleich zu Zinspapieren auch weiterhin sinnvoll ist.

 

Vergleich Anleihe und Aktie

 

Mit einer Anleihe, egal ob von einem Staat oder einem Unternehmen, erwirbt ein Investor eine Schuldverschreibung, für die er im Gegenzug im Regelfall Zinsen erhält. Anleihen von wirtschaftlich soliden Unternehmen und Staaten gelten als relativ sichere Geldanlage und Kursschwankungen sind in der Regel geringer als bei Aktien. Es gibt vergleichsweise sichere, aber auch sehr riskante Formen von Schuldverschreibungen. Abhängig von der Bonität des Emittenten gestaltet sich auch die Höhe des Zinskupons. Nicht nur bei Aktien, auch bei Anleihen gibt es Risiken. Ein Unternehmen oder auch ein Staat kann in Zahlungsschwierigkeiten geraten oder gar zahlungsunfähig werden. Dies mussten Gläubiger schmerzhaft in der Finanzkrise oder auch in der Griechenlandkrise erfahren. Neben dem Emittentenrisiko gibt es auch Kursänderungs- und eventuell Währungsrisiken.

 

Wer Anteile an einer börsennotierten Gesellschaft kauft, wird auch Aktionär genannt und ist somit Miteigentümer an der Aktiengesellschaft. Sein Anteil bemisst sich am Verhältnis seiner Aktienanzahl zum Grundkapital der Gesellschaft. Der Aktionär verfügt in der Regel über ein Stimmrecht an der Hauptversammlung. Eine Aktie ist meistens an der Börse notiert und unterliegt damit den börsentäglichen Kursschwankungen. Als Aktionär ist man am Gewinn der Aktiengesellschaft beteiligt (Dividende). Eine Dividende kann auch ausfallen oder geringer ausfallen. Da die Unternehmen im vergangenen Jahr 2022 gut verdient haben, wartet auf die Aktionäre ein Rekordjahr für Dividenden. So werden die Unternehmen aus dem DAX im Jahr 2023 mit geschätzt 55 Mrd. Euro rund vier Mrd. Euro mehr Dividende an ihre Aktionäre ausschütten als 2022.

 

Zinswende eingeleitet

 

Die Hauptaufgabe der Notenbanken ist es, die Inflation im Zaum zu halten. Zinserhöhungen sind für die Notenbanker dabei das wirksamste Werkzeug. Die Inflation lag in Deutschland im Jahr 2022 im Schnitt bei 6,9 %, der höchste Stand seit der Ölkrise zu Beginn der 1970er-Jahre. Auch in den USA stieg die Inflation und lag im ersten Halbjahr 2022 bei durchschnittlich 8,3 Prozent. Im März 2022 erhöhte die US-Notenbank Fed den Leitzins erstmals seit Ende 2018 um 0,25 Prozentpunkte auf eine Spanne von 0,25 bis 0,5 %. Zwei Jahre zuvor drückte die Fed den Leitzins noch Richtung 0 %, um die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie abzufedern. Mit dem Anstieg im März 2022 reagierten die Währungshüter auf die rasant gestiegene Inflation als Folge des Krieges in der Ukraine und leiteten die Zinswende ein. Die Europäische Zentralbank (EZB) wiederum erhöhte den Leitzins im Juli 2022 nach Jahren der ultralockeren Geldpolitik auf 0,5 %.

 

Nun ist die Inflation aber unverändert hoch. Der US-Wirtschaft geht es gut, die zuletzt veröffentlichten Wirtschaftsdaten waren stärker ausgefallen als erwartet. Im Umkehrschluss konnte aufgrund der bisherigen Zinserhöhungen die Inflation nicht deutlich genug nach unten gedrückt werden. Bei einer Anhörung vor dem US-Repräsentantenhaus betonte US-Notenbankchef Jerome Powell daher jüngst, die Fed sei bereit, das Tempo der Zinsanhebungen zu erhöhen, um bei der Bekämpfung der Inflation den Zielwert von 2,0 % zu erreichen. Als Zinsgipfel in den USA wird an der Wall Street nun ein Wert von rund 5,6 % im September 2023 erwartet, nachdem zuvor knapp 5,1 % prognostiziert wurden. 

 

Mit steigenden Zinsen werden Anleihen wieder attraktiv

 

Die Zinswende hat zur Folge, dass Anleihen für die Geldanlage wieder attraktiver werden. In den USA lag die Rendite zweijähriger US-Staatsanleihen zuletzt bei über 4 %. Die Rendite zehnjähriger Staatspapiere lag bei knapp 3,5 %. Die Rendite deutscher Staatsanleihen mit zehnjähriger Laufzeit lag zuletzt bei etwa 2,3 % und Anleihen mit einer zweijährigen Laufzeit rentieren sich aktuell mit rund 2,6 %. Im Vergleich hierzu weisen die 40 DAX-Unternehmen im Durchschnitt eine Dividendenrendite von rund 3,6 % auf. Laut einer Studie von Allianz Global Investors liegen die Dividendenrenditen in vielen Ländern immer noch über der Rendite der jeweiligen 10-jährigen Staatsanleihen (Quelle: Allianz Global Investors, Stand Dezember 2022).

 

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Auf längere Sicht haben Aktien die Nase vorn

 

Die Historie lehrt uns, dass Aktien die mit Abstand renditestärkste Anlageklasse sind. Daran ändern auch inflationäre Phasen mit steigenden Zinsen nichts. Das Credit Suisse Global Investment Returns Yearbook ist das Referenzwerk für historische langfristige Renditen. Dabei liegen Daten seit dem Jahr 1900 vor. In den letzten 123 Jahren schafften globale Aktien eine Rendite von 5,0 % jährlich und zwar inflationsbereinigt. Anleihen kommen „nur“ auf 1,7 %. Interessant ist auch, dass sich Aktien von Unternehmen, die Dividenden ausschütten, in der Vergangenheit als weniger schwankungsanfällig erwiesen als Aktien von Firmen, die nicht ausschütten (Quelle: Allianz Global Investors). Ohne Zweifel liefern Dividenden historisch betrachtet einen bedeutenden Beitrag zur Gesamtrendite von Aktien. Dies zeigt ein Vergleich des DAX-Performanceindex (der Dividenden enthält) mit dem DAX-Kursindex (der keine Dividenden enthält). Der DAX-Performanceindex (15.048 Indexpunkte) liegt aktuell mehr als doppelt so hoch als der Kursindex (6.127 Indexpunkte, Stand: 14. März 2023).

 

 

Fazit: Dividendenwerte trotz Zinsanstieg attraktiv

 

Natürlich bleiben Aktien eine risikobehaftete Anlageklasse. Aber wer auf solide Dividendenwerte mit einem guten Geschäftsmodell setzt, macht auf lange Sicht vieles richtig. Anzumerken ist auch, daß eine Abkühlung der Wirtschaft oder auch Turbulenzen an den Märkten (Stichwort Silicon Valley Bank) wiederum dafür sorgen könnte, dass die Notenbanken beim Zinstempo drosseln. Dies würde Dividendenwerte wieder interessanter machen. Im Sinne einer Risiko- und Ertragsoptimierung empfiehlt sich eine Streuung des Vermögens auf verschiedene Anlageklassen. Da dies von verschiedenen Faktoren abhängig ist, gibt es keine allgemeingültige Regel wie ein Anleger sein Portfolio mit Aktien und Anleihen strukturieren soll. Auf längere Sicht sollten aber aus Renditegründen Aktien von gut aufgestellten Unternehmen mit einer soliden Dividendenhistorie in keinem Portfolio fehlen.   

 

 

Autor: Werner W. Rehmet, Chefredakteur, MyDividends.de (alle Angaben ohne Gewähr)

 

Verweis auf Quellenangaben: Deutsches Aktieninstitut: "Aktionärszahlen 2022 – Deutschland kann Aktie!", AllianzGI: „Dividenden-Stabilität in unruhigen Zeiten“

 

 

 

🖊 Übrigens: Wir haben diesen Blogartikel am 21.03.2023 veröffentlicht. Das Datum wird bei Änderungen automatisch aktualisiert – lediglich die Formatierung haben wir nachträglich für Sie optimiert und zusätzlich ein Inhaltsverzeichnis ergänzt.

2 Kommentare

Aufsteiger

Mit dem Endergebnis Aktien rentieren im Zeitverlauf besser als Anleihen, ist Wesentliches gesagt. Aktien sind Sachwerte, Anleihen sind Geldwerte, dass macht wesentlichen Unterschied. Geldwerte sind stärker inflationsgefährtet als Sachwerte. Darum ist Vemögensbildung und -erhaltung per Aktien so wichtig.

Verausgesetzt Inflation ist ein monetäres Problem, ist festzustellen, dass Regierungen und Zentralbanken zwar vorgeben für Geldwertstabilität und geringe Inflation sorgen zu wollen, es aber gar nicht tun. Im Gegenteil sie verursachen Geldentwertung und starke Inflation, benennen dabei aber immer, sehr kreativ, Dritte oder Drittes als die Schuldigen. Schon das Inflationsziel von ca. 2% jährlich bedeutet staatlich gewünschte starke Geldentwertung. 2% pro Jahr bedeutet in 20 Jahren einen Geldwertverlust von ca. 33%, das ist sehr viel, wenn man Rücklagen in die Zukunft bringen will oder muss. Bei 5% pro Jahr hat man schon nach 10 Jahren einen amtlich erzeugten Schaden von 40% Wertverlust. Danke Regierung, EU und Zentralbank. Darum ist Aktienanlage so wichtig und richtig, wobei sich übergriffiger Staat nach Inflationsabschlag, von dem er als Schuldenmacher allein profitiert, sodann noch die Kapitalsteuer und den Soli einverleibt, ggf. auch noch die Kirche beschenkt. 

Für den Renditekampf ist immer die Betrachtung nach Kosten, nach Steuer und nach Inflation entscheidend. Dies macht echte Altersvorsorge in einem abkassierenden und verteilenden Staatswesen für den für sich selbst Sorgenden nicht gerade einfach.


Routinierter Autor

Ich habe eigentlich tolle Dividendenaktien im Depot, aber leider verweigert mir die Consorsbank jede Möglichkeit an die Auszahlung zu kommen. Es sind nämlich russische Aktien und ADRs. Dass reguläre Geldtransfers sanktioniert wurden ist bekannt, aber es ist möglich die Wertpapiere nach auf ein russisches Depot zu übertragen oder teilweise die Dividenden per Weisung auf ein russisches Konto auszahlen zu lassen. Im Oktober hat die Consorsbank noch angekündigt mit der Abwicklung zu starten, hat aber dann nichts unternommen und Fristen der ADR-Emittenten verstreichen lassen. Angeblich wird alles durch Sanktionen verhindert, aber welche Sanktionen genau verhindern Wertpapierübertragungen oder Weisungen? Komisch, dass es bei anderen Banken möglich ist und selbst die Kreissparkasse hier es geschafft hat. Dank der Consorsbank wird mein Dividendenanspruch wahrscheinlich verfallen und das Geld geht an Russland.