Es ist soweit: Die Zinswende ist eingeleitet – und damit steigt die Sorge um negative Auswirkungen auf die Aktienkurse. Gibt es Möglichkeiten, sich abzusichern? Ja! Zum Beispiel mit einer Handelsstrategie, bei der Sie Aktien mit Optionen kombinieren. Die Rede ist vom “Schreiben” gedeckter Kaufoptionen, auch bekannt als Covered-Call-Writing. Diese Strategie wird gerne verwendet, um eine zusätzliche Rendite mit einem Aktiendepot zu erwirtschaften. Sie eignet sich aber auch für eine teilweise Absicherung. Hier verraten wir Ihnen, wie Sie dabei vorgehen.
Kurz erklärt: So funktioniert Covered-Call-Writing
Beim Covered-Call-Writing verkaufen Sie Kaufoptionen (sprich die Rechte zum Kauf) auf bereits in Ihrem Depot befindliche oder eben erworbene Aktien. Oder im Börsenjargon ausgedrückt: Die Call-Optionen werden „geschrieben“. Es handelt sich dabei um eine Sell-to-open-Transaktion, bei der Depotinhabende eine Short-Position für Call-Optionen eröffnen, Dieser Vorgang wird als „Short Call“ bezeichnet. Nun liegt der Ball beim Käufer, der entscheidet, ob er den Kauf tätigt oder nicht. Kommt es zum Verkauf der Kaufoptionen, streichen Sie die Optionsprämie ein. Dabei nehmen Sie die Rolle des “Stillhalters” ein, das heißt, Sie müssen abwarten, ob der Käufer sein Kaufrecht in Anspruch nimmt, halten also “still”.
Die eingenommene Optionsprämie reduziert effektiv den Einstandskurs für die Aktien. Auf diese Weise wirkt sie wie ein Risikopuffer, der mögliche Kursverluste im Basiswert teilweise ausgleichen kann. Gleichzeitig könnten Sie noch zum Teil von weiteren Kurssteigerungen profitieren, sofern der Basispreis des verkauften Calls über dem des aktuellen Aktienkurses liegt.
Manchen noch nicht mit Optionen vertrauten Anlegenden wird das Ganze trotzdem bekannt vorkommen: Die Strategie ähnelt dem Kauf von Discountzertifikaten. Diese bilden die Emittenten am Terminmarkt selbst wiederum aus Aktien (oder Calls mit dem Basispreis 0) und Short Calls nach. Covered-Call-Writing ist im Schnitt jedoch etwas günstiger. Zudem lässt es sich auf bereits in Ihrem Besitz befindlichen Aktien anwenden.
Die Chancen und Risiken beim Schreiben gedeckter Calls
Die Auswirkung sowie die Chancen und Risiken des Covered-Call-Writing lassen sich am besten anhand eines Beispiels verdeutlichen. Gehen wir von Folgendem aus:
Im Depot befinden sich am 20. Juni Allianz-Aktien mit einem aktuellen Kurs von 184,60 €.
Sie verkaufen Calls auf Allianz mit der Laufzeit 16. September und einem Basispreis von 200 € zu 3,40 €.
Aufgrund der eingenommenen 3,40 € je Aktie kann diese jetzt bis auf 181,20 € fallen, ohne dass Sie einen Verlust machen. Die Position ist somit gegen leichte Kursverluste abgesichert. Gleichzeitig haben Sie die Chance, an weiteren Kurssteigerungen zu profitieren. Allerdings nur bis zum Basispreis des geschriebenen Calls von 200 €. Oberhalb dieser Schwelle wird die Option ausgeübt und Sie müssen die Aktien für 200 € pro Stück liefern. Bei einem Discountzertifikat würde diese Schwelle übrigens dem „Cap“ entsprechen.
Trotz der Absicherung gibt es aber noch ein Risiko: Fallen die Aktien unter 181,20 €, geraten Sie in die Verlustzone, gemessen am Aktienkurs zum Zeitpunkt des Covered-Call-Writings. Allerdings kompensiert auch in diesem Fall die eingenommene Optionsprämie zumindest noch einen Teil des Verlusts. In Abhängigkeit von der Kursentwicklung der Allianz-Aktie ergeben sich in unserem Beispiel folgende Resultate am Laufzeitende:
Aktienkurs
Gewinn/Verlust Aktie
Vereinnahmte Optionsprämie
Entgangener Kursgewinn Aktie
Effektiver Gewinn/Verlust
230
45,40
3,40
-30
18,80
220
35,40
3,40
-20
18,80
210
25,40
3,40
-10
18,80
200
15,40
3,40
0
18,80
190
5,40
3,40
0
8,80
180
-4,60
3,40
0
-1,20
170
-14,60
3,40
0
-11,20
160
-24,60
3,40
0
-21,20
150
-34,60
3,40
0
-31,20
140
-44,60
3,40
0
-41,20
Beachten Sie jedoch auch den Einfluss der Volatilität auf den Preis des Calls während der Laufzeit. Steigt die Volatilität, steigt auch der Zeitwert der Option und damit der Optionspreis. Dieser Effekt ist umso stärker, je länger die Restlaufzeit ist. Entsprechend verteuern sich möglicherweise die Kosten für eine vorzeitige Glattstellung der Short-Call-Position.
Übrigens: Ein Aktienoptionskontrakt bezieht sich auf 100 Aktien, auch wenn der Optionspreis für eine Aktie notiert wird. Entsprechend müssen Sie die Prämie immer mit 100 multiplizieren. Hier hätten Sie also 340 € eingenommen und müssten für die Strategie 100 Aktien im Depot vorhalten.
Mögliche Variante: Covered-Call-Strategie (weit) im Geld
In unserem Beispiel war der verkaufte Call aus dem Geld. Der Basispreis lag also oberhalb des aktuellen Aktienkurses. Dies ist die klassische Variante der Strategie. Grundsätzlich gilt: Je weiter der Basispreis über dem aktuellen Aktienkurs liegt, desto mehr partizipieren Sie an zukünftigen Kurssteigerungen. Gleichzeitig ist die Absicherung geringer, weil die Optionsprämie kleiner ausfällt.
Es ist aber auch möglich, Calls zu schreiben, die im oder sogar weit im Geld liegen. Wenn der Basispreis unterhalb des aktuellen Aktienkurses liegt, profitieren Sie nicht mehr von Kurssteigerungen der Aktie. Im Gegenzug ist die Optionsprämie jedoch höher und damit der Absicherungseffekt. Natürlich steigt auch die Wahrscheinlichkeit, dass die Calls am Laufzeitende ausgeübt werden und Sie die Aktien liefern müssen. Das lässt sich aber verhindern, indem Sie die Optionsposition vorher glattstellen. Behalten Sie dabei jedoch den schon erwähnten Einfluss der Volatilität des Basiswerts im Blick.
Ebenfalls sinnvoll kann Covered-Call-Writing mit Optionen weit im Geld sein, wenn Sie die Aktien ohnehin veräußern möchten. Durch Aufschieben des Verkaufs und Covered-Call-Writing mit Weit im Geld-Calls streichen Sie noch den Zeitwert der Aktien ein.
Handel an Eurex und US-Terminbörsen bei der Consorsbank
Sie möchten die Strategie in Ihrem Portfolio nutzen? Voraussetzung für das Covered-Call-Writing ist ein Terminbörsenzugang, um Aktienoptionen zu handeln. Bei der Consorsbank bieten wir Ihnen Zugänge zur Eurex sowie zur amerikanischen OCC (Options Clearing Corporation). Hier finden Sie weitere Informationen und die Eröffnungsunterlagen.
Ist Covered-Call-Writing als teilweise Absicherung gegen Kursverluste eine Strategie, die für Sie infrage kommt? Wir sind gespannt auf Ihre Meinungen!
Gut zu wissen: Auch nach den Steueränderungen in 2021 werden Verluste aus Stillhaltergeschäften komplett in Ihrem Steuertopf berücksichtigt. Mehr dazu
Durch Covered-Call-Writing kann sich zusätzliche Rendite generieren lassen und das Depot teilweise absichern.
Gleichzeitig können Sie von weiteren Kurssteigerungen profitieren, sofern Sie Calls verkaufen, die aus dem Geld sind.
Je weiter aus dem Geld die Calls, desto kleiner die Absicherung, aber umso mehr können Sie von weiteren Kurssteigerungen profitieren.
Alternativ eignen sich Covered Calls (weit) im Geld als Absicherung gegen stärkere Rückschläge.
🖊 Übrigens: Wir haben diesen Blogartikel am 02.08.2022 veröffentlicht. Das Datum wird bei Änderungen automatisch aktualisiert – lediglich die Formatierung haben wir nachträglich für Sie optimiert und zusätzlich ein Inhaltsverzeichnis ergänzt.
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