Es ist wieder einmal Mai, und die einen sagen so, die anderen ... auch. (Ich habe - leidenschaftslos - nur ein paar Stichworte gefettet.) DJ MARKT-AUSBLICK/Der "Giftcocktail" nährt die Baisse Von Herbert Rude FRANKFURT (Dow Jones)--Die Baisse an den Aktienmärkten wird sich in der kommenden Woche voraussichtlich ausweiten. Das Motto "Sell in May and go away" wird befolgt und hinterlässt wieder einmal seine Spuren. Erholungsschübe wie am Donnerstag werden als Gelegenheit zum Ausstieg genutzt und hinterlassen in den Charts aggressive Umkehrformationen. Und mit Blick auf das Umfeld sprechen Marktteilnehmer wie der Vermögensverwalter Skagen auch noch von einem regelrechten "Giftcocktail". Bei Skagen heißt es, schon die langfristigen Auswirkungen des Ukraine-Kriegs sollten nicht unterschätzt werden: Sie reichten von der globalen Geopolitik und den ESG-Rahmenbedingungen bis hin zum Tauziehen zwischen Inflation und Wachstum und den politischen Entwicklungen in den USA. Auch andere Marktteilnehmer bewerten das aktuelle Umfeld als Giftcocktail und meinen damit die Mischung aus steigenden Zinsen und sich eintrübenden Gewinnaussichten: "Das Umfeld für Investments könnte nicht schlechter sein", so US-Hedgefonds-Manager Paul Tudor Jones. Die Stagflationsszenarien verdichten sich. Das Wachstum schwächt sich bei hohen Inflationsraten ab. Mit den hohen Inflationsraten fehlt den Märkten aber der so genannte Notenbank-Put. Marktteilnehmer befürchten, dass die Notenbanken im Unterschied zu den vergangenen Zyklen auch eine Baisse an den Aktienmärkten zulassen, wenn sie nur so die Inflation zähmen können. Für die Liquidität bedeutet das nichts Gutes. Liquidität ist zwar nicht alles, aber ohne Liquidität ist bekanntlich alles nichts! Kenneth Rogoff warnt nun vor einem US-Leitzins von 5 Prozent. Die Vorstellung, dass eine Erhöhung der Zinssätze auf nur zwei bis drei Prozent die Inflation drücke, sei unwahrscheinlich, wird der ehemalige Chefvolkswirt des IWF zitiert. "Ich denke, sie werden die Zinsen auf 4 oder 5 Prozent anheben müssen, um die Inflation auf 2,5 oder 3,0 Prozent zu bringen", so der Harvard-Professor. Heino Ruland von Ruland Research warnt, bei den deutschen Industrieunternehmen gerieten nach den Margen nun auch die Gewinne unter Druck. Die Produktion stagniere bereits. Die Umsätze dürften folgen, das dürfte bei steigenden Einstandskosten nun auch auf die absoluten Gewinne drücken. "Die Gewinnschätzungen sind zu hoch", sagt Ruland. An der Wall Street sieht es kaum besser aus: "Noch immer ist die Wall Street gemessen an den Titeln im S&P-500-Index im Vergleich zum Schnitt der vergangenen 20 Jahre gut 10 bis 15 Prozent zu hoch bewertet", sagt Jochen Stanzl von CMC Markets. Und aus dem aktuellen Umfeld lasse sich theoretisch auch das Risiko ableiten, dass die Bewertungen unter das langfristige Mittel fallen. Dow und S&P könnten in die Baisse rutschen - aber Sentiment stützt Der DAX ist bereits in der Baisse - und auch der Nasdaq-100 ist mit einem Minus von 22 Prozent in der Baisse angekommen. Grundlage der Aussage ist die Definition, nach der eine Baisse bei einem Minus von 20 Prozent vom Top beginnt. Im S&P-500 (-14%) und im Dow-Jones-Industrial (-11%) ist das noch nicht der Fall. Zu befürchten ist nun aber, dass auch diese Indizes mittel- oder längerfristig in die Baisse rutschen. Die Abwärtstrends sind an nahezu allen Märkten intakt. Sollte der DAX in der kommenden Woche das jüngste Tief bei etwa 13.570 Punkten brechen, läge die nächste starke Unterstützung bei 13.200 Punkten. Positiv für die Märkte ist das Sentiment, denn die Stimmung unter den Anlegern ist bereits extrem schlecht. Damit sind immer wieder scharfe Erholungsschübe vorprogrammiert, vor allem über Short-Eindeckungen. Sie haben aber bisher noch nicht für einen Bruch der Abwärtstrends gereicht. Im DAX verläuft er bei 14.360 Punkten. Durchgreifend verbessern würde sich die technische Lage laut Marktanalysten aber erst bei einem Anstieg über den Schlüsselwiderstand bei 14.800 bis 14.900 Punkten. Einen starken Erholungsschub auslösen könnte ein Waffenstillstand in der Ukraine, doch der ist auch für die kommende Woche nicht absehbar. Die Agenda der Makro-Zahlen ist wie meistens in der Woche nach einer Fed-Sitzung dünn. Heraus stechen der Sentix-Konjunkturindex am Montag sowie die US-Preisdaten am Mittwoch und Donnerstag. Daneben tobt die Berichtssaison zum ersten Quartal weiter auf vollen Touren. Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com DJG/hru/gos (END) Dow Jones Newswires May 06, 2022 05:57 ET (09:57 GMT) Copyright (c) 2022 Dow Jones & Company, Inc.
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