Hebelprodukte sind Anlageinstrumente, die ein breites Spektrum an Möglichkeiten eröffnen. So bieten sie die verlockende Chance, mit relativ geringem Kapitaleinsatz überproportionale Gewinne zu erzielen oder das Depot mit wenig Aufwand abzusichern. Doch jedes Hebelprodukt hat seine eigenen Risiken bis hin zur Möglichkeit des Totalverlustes. Um die Möglichkeiten voll ausschöpfen zu können, ist es wichtig, diese Eigenheiten zu verstehen. Im Folgenden stellen wir Ihnen die wichtigsten Besonderheiten der bekanntesten Hebelprodukte vor.
Besonderheiten Knock-Out-Zertifikate
Knock-Out-Zertifikate weisen neben der Knock-Out-Schwelle noch weitere Besonderheiten auf.
Meist findet die Kursfeststellung eines Basiswertes, z. B. einer Aktie, an verschiedenen Börsen mit unterschiedlichen Handelszeiten statt. Für das Knock-Out-Ereignis ist jedoch nur der Kurs an der so genannten Referenzbörse maßgeblich. Für deutsche Aktien ist dies in der Regel die Handelsplattform Xetra. Das bedeutet, dass die Knock-Out-Schwelle mit dem Kurs an dieser Börse verglichen wird, um festzustellen, ob das Zertifikat wertlos verfällt oder nicht. Es ist wichtig zu wissen, welche Referenzbörse für das Knock-Out-Zertifikat relevant ist. Denn es kann zu Kursabweichungen zwischen verschiedenen Börsen kommen. Die Referenzbörse ist immer dem Produktinformationsblatt zu entnehmen. Das Produktinformationsblatt finden Sie auf der Seite des Emittenten und bei der Consorsbank im eingeloggten Bereich.
Bei Knock-Out-Zertifikaten gibt es sowohl Produkte mit Laufzeitbegrenzung als auch Open End Turbos ohne Laufzeitbegrenzung. Bei Open End Produkten zahlt man nicht ein einmaliges Aufgeld (Finanzierungskosten) beim Kauf, sondern täglich berechnete Zinsen. Bei einem Long-Produkt werden diese Zinsen auf den Basispreis aufgeschlagen. Dadurch erhöht sich bei einem Long-Produkt der Basispreis täglich um einige Cents bzw. Bruchteile von Cents. Ebenso erhöht sich die Knock-Out-Schwelle. Es ist wichtig, sich dieser Besonderheit bewusst zu sein, denn bei Long-Produkten nähert sich somit die Knock-Out-Schwelle täglich dem Kurs, auch wenn der Kurs des Basiswertes unverändert bleibt.
Besonderheiten Optionsscheine
Die Preisbildung von Optionsscheinen setzt sich aus zwei Hauptkomponenten zusammen: dem inneren Wert und dem Zeitwert. Der innere Wert gibt an, wie viel ein Optionsschein „wert“ wäre, wenn er zum aktuellen Zeitpunkt ausgeübt würde. Er ergibt sich aus der Differenz zwischen dem aktuellen Kurs des Basiswertes und dem Basispreis bzw. Ausübungspreis. Ist diese Differenz negativ oder Null, so ist auch der innere Wert Null. Notiert die Aktie beispielsweise bei 100 Euro und hat der Call einen Basispreis von 90 Euro, so hat der Optionsschein einen inneren Wert von 10 Euro. In diesem Fall spricht man auch davon, dass der Optionsschein „im Geld liegt“. Würde die Aktie jedoch bei 80 Euro notieren, hätte der Call in diesem Fall einen inneren Wert von Null. Der Optionsschein liegt „aus dem Geld“.
Der Zeitwert hingegen spiegelt das zukünftige Gewinnpotenzial wider. Vereinfacht gesagt beschreibt der Zeitwert die Wahrscheinlichkeit, dass der Optionsschein während der Laufzeit ins Geld läuft. Während der Laufzeit eines Optionsschein sinkt dessen Zeitwert. Dieser Prozess wird als „Zeitwertverfall“ bezeichnet und ist in den letzten Monaten vor der Fälligkeit besonders ausgeprägt. Die Höhe des Zeitwerts hängt von verschiedenen Faktoren wie der Restlaufzeit des Optionsscheins und der Volatilität des Basiswerts ab. Wie hoch der Zeitwertverfall ist, lässt sich beim Emittenten unter der Kennzahl „Theta“ herausfinden. Theta = Zeitwertverfall pro Tag bei sonst gleichbleibenden Bedingungen.
Der Wert eines Optionsscheins, der beispielsweise aus dem Geld liegt, besteht nur noch aus der Zeitwertkomponente. Der innere Wert ist Null. Ein solcher Schein ist günstiger, aber auch riskanter als ein Schein, der im Geld liegt. Dieser Schein kann für diejenigen interessant sein, die eine sehr starke Kursbewegung des Basiswertes erwarten, so dass der Schein wieder ins Geld läuft. Im Geld liegende Optionsscheine sind weniger risikoreich. Diese Variante kann wählen, wer risikoavers ist oder eine geringere Kursbewegung erwartet.
Eine weitere Besonderheit von Optionsscheinen ist das Bezugsverhältnis. Dieses Verhältnis zeigt, wie viele Einheiten des Optionsscheins nötig sind, um eine Einheit des Basiswerts zu kaufen oder zu verkaufen. Ein Bezugsverhältnis von 1:10 bedeutet somit, dass sich zehn Optionsscheine auf eine Aktie beziehen. Mit anderen Worten: Zehn Optionsscheine sind erforderlich, um das Recht zu erwerben, eine Aktie des Basiswerts zu kaufen oder zu verkaufen. Eine Kursveränderung der Aktie um 1 Euro würde in diesem Fall zu einer Kursveränderung des Optionsscheins um 0,1 Euro führen, sofern alle anderen Faktoren wie Zeitwert und Volatilität konstant bleiben.
Besonderheiten Faktor-Zertifikate
Faktor-Zertifikate eignen sich, wenn man von einer starken Bewegung des Basiswertes innerhalb von einem bis wenigen Tagen profitieren möchte. Sie eignen sich auch, um von einem kontinuierlichen Trend des Basiswertkurses zu profitieren. Sobald sich der Kurs des Basiswertes jedoch volatil seitwärts bewegt, können Verluste entstehen, obwohl sich der Basiswert per Saldo nicht verändert hat. Ein Beispiel mit einem Long-Faktor-Zertifikat mit einem Hebel von 4 und einem Kurs von 100 Euro verdeutlicht dies: Notiert ein Index beispielsweise bei 10.000 Punkten und verliert über mehrere Tage 10 % auf 9.000 Punkte, verliert das Long-Faktor-Zertifikat 40 % auf 60 Euro. Steigt der Index in den nächsten Wochen um knapp 11 % auf 10.000 Punkte, gewinnt das Faktor-Zertifikat ca. 44 %, was aber nur rund 87 Euro entspricht. Der Index hat sich in diesem Fall nicht verändert, aber der Anleger erleidet einen Verlust von 13 %.
Aus dem Lexikon
Der Zeitwert ist eine Komponente des Optionspreises, die die Risikoprämie des Optionsverkäufers darstellt.Mehr lesen
Der innere Wert einer Option beschreibt den Wert, den sie bei ihrer Ausübung besitzt.Mehr lesen
Bei Call-Optionen, die sich im Geld befinden, liegt der aktuelle Kurs des Basiswertes über dem Basispreis. Bei Put-Optionen, die sich im Geld befinden, liegt der aktuelle Kurs des Basiswerts unter dem Basispreis.Mehr lesen
Bei Call-Optionen, die sich aus dem Geld befinden, liegt der aktuelle Kurs des Basiswertes unter dem Basispreis. Bei Put-Optionen, die sich aus dem Geld befinden, liegt der aktuelle Kurs des Basiswerts über dem Basispreis.Mehr lesen
Am Geld notieren Optionen wenn der aktuelle Kurs des Basiswertes mit dem Basispreis übereinstimmt.Mehr lesen