Mir fehlt in der Diskussion noch ein Gesichtspunkt: Jeder Anleger sollte sich darüber klar sein, welchen Anlagehorizont er hat. Wer kurz- oder mittelfristig kaufen und verkaufen will, also im eigentlichen Sinne handeln (engl. traden) will, ist im Tageschart gut aufgehoben (mal abgesehen noch schnelleren Anlagen im Stunden- oder Minutenbereich). Dann sitzt man aber tendenziell auch den ganzen Tag vor dem Bildschirm. Wer eine langfristige Perspektive hat, sollte sich gar nicht um die täglichen Ausschläge kümmern, sondern die Wochen- oder Monatscharts betrachten. Die Kunst ist dabei, konsistent in der Zeitebene zu bleiben. Ich verfolge u.a. auch eine langfristige Perspektive, also eigentlich investieren statt handeln. Lediglich zum Kauf oder Verkauf gehe ich in den Tages- oder Stundenchart. Mit welchen Instrumenten man dann vorgeht, ist meines Erachtens gerade in der langfristigen Perspektive gar nicht mehr so entscheidend. Grundsätzlich sind alle Informationen in den Kursen (und Volumen) enthalten. Die grundlegende Technik mit Widerständen, Unterstützungen und diversen geometrischen Figuren hilft schon weiter, dies ist aber häufig auch von der individuellen Sicht auf den Chart geprägt. Ich nutze darüber hinaus auch gleitende Durchschnitte. Diese sind auf die jeweilige Kurskompression (Tag/Woche etc.) abzustimmen. Persönlich nutze ich im Stundenchart den 20er GD, im Tageschart den 200er und im Monatschart den 50er. Als langfristiger Investor hat für mich die Fundamentalanalyse auch eine hohe Bedeutung. Kurz- und mittelfristig kann sich der Kurs den Fundamentaldaten durchaus diametral entgegengesetzt entwickeln, auch für eine längere Zeit. Dessen muss man sich bewusst sein und ggf. sehr konsequent vorgehen und auch bei starken Kursrückgängen investiert bleiben. Das kann schon sehr weh tun! Auch ist die Fundamentalanalyse auch nicht so ganz einfach durchzuführen. Methodisch korrekt müsste man einen inneren Wert ermitteln, unterhalb dessen man den Titel kauft und später oberhalb des inneren Wertes wieder verkauft. KGV, KUV oder Kurs/Cash Flow bieten ganz gute Indikationen, sind aber immer auch von den Bilanzierungsvorschriften und der Politik des jeweiligen Unternehmens abhängig. Letztlich sollte sich jeder Anleger auch Gedanken über eine Vorauswahl der Werte machen, in die er investieren will. Denn schon bei Betrachtung der Werte der grossen europäischen und amerikanischen Indizes sowie einiger asiatischer Werte kommt man schnell auf 1000 Aktien. Die kann niemand mehr tracken! Niemand kann in die Zukunft schauen, aber es gibt eine grosse Menge an Papieren, die über einen langen Zeitraum (ich schaue mir 10 Jahre an) überdurchschnittliche Renditen >10% pro Jahr bieten. Und dies bei unterdurchschnittlichem Risiko, gemessen an Verlustmonaten in der Vergangenheit. Dies ist keine Garantie für die Zukunft bringt aber generell zusätzliche Sicherheit. Ich habe mir auf diese Weise ein Portfolio von ca 200 Werten zusammengestellt, aus dem ich mir durch Schnitt eines gleitenden Durchschnitts oder Brechen einer Widerstandslinie oder passender fundamentaler Kennzahlen Werte zum investieren aussuche.
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