Die Europäische Zentralbank (EZB) hat ihre Geldpolitik im Rahmen ihrer Sitzung vom 10. März 2016 deutlicher als erwartet gelockert. Mit dem beschlossenen Paket an Maßnahmen werden die Finanzierungsbedingungen in der Eurozone ein weiteres Mal gelockert. Sie senkt ihre Zinsen, weitet das Anleihekaufprogramm quantitativ und qualitativ aus und kündigt neue langfristige Refinanzierungsgeschäfte (TLTROs) an.
Die wichtigsten Punkte zur EZB-Ratssitzung:
Der Leitzins beziehungsweise Hauptrefinanzierungssatz, zu dem sich die Banken regulär bei der EZB refinanzieren, sinkt auf Null von zuvor 0,05 Prozent. Der Spitzenrefinanzierungssatz wird um fünf Basispunkte auf 0,25 Prozent und der Satz für Bankeinlagen um 10 Basispunkte auf minus 0,4 Prozent zurückgenommen. Zielsetzung ist hier klar, die Finanzinstitute dazu zu bringen, mehr Kredite zu vergeben und so das Wirtschaftswachstum anzuschieben. Denn bislang kommt das viele billige Zentralbankgeld nicht im gewünschten Maß über Bankkredite bei Unternehmen und Verbrauchern an.
Die EZB weitet ihr bereits existierendes, milliardenschweres und mindestens bis März 2017 laufendes Wertpapierkaufprogramm ab dem 1. April um monatlich 20 Mrd. Euro auf 80 Mrd. Euro aus. Anleihen von internationalen Organisationen und Förderbanken können künftig bis zu 50 Prozent einer Emission oder eines Emittenten ausmachen. Bisher waren es 33 Prozent gewesen. Das Anleihekaufprogramm kann vorzeitig beendet oder ggf. verlängert werden, bis sich die Inflationsrate nachhaltig dem Inflationsziel nähert. Zu den 1,5 Billionen des laufenden Programms kommen somit knapp 240 Milliarden Euro dazu. Die Bilanzsumme der Zentralbank wird auf 3,84 Billionen Euro steigen.
Zudem kündigte Draghi die Ausweitung der Anleihekäufe auf den Nichtbankensektor (Unternehmensanleihen) an, wodurch das Risiko einer möglichen Verknappung der Liquidität am Staatsanleihemarkt reduziert wird und die Finanzierungsmöglichkeiten für Unternehmen weiter vergünstigt werden. Ab dem 1. April können die Zentralbanken des Eurosystems also auf Euro lautende Anleihen mit Investment-Grade-Rating in ihre Ankäufe einbeziehen, wenn diese Papiere von Nicht-Banken emittiert wurden, die in der Eurozone ansässig sind.
Als weitere Maßnahme begibt die EZB ab dem 1. Juni eine Serie, genauer gesagt vier, neue zweck-gebundene Langfristkredite für Banken (TLTRO = targeted long-term refinancing operation) mit jeweils vierjähriger Laufzeit. Der Zinssatz dieser Geschäfte kann so niedrig sein wie der Satz für Bankeinlagen zum Zeitpunkt des Gebots, also negativ. Diese Geschäfte werden ab Juni vierteljährlich stattfinden. Das Ziel dieser Kredite für die Banken ist es deren Kreditvergabe an private Haushalte und Unternehmen außerhalb des Finanzsektors zu erhöhen.
Mit diesen Maßnahmen könnte es der EZB gelingen, die konsolidierte Bilanzsumme der Banken und Zentralbanken in der Eurozone zu erhöhen, was sich vermutlich in einer steigenden Geldmenge und in Folge positiv auf Investitionen, Wachstum und Inflation auswirken sollte.
Die angekündigten Maßnahmen decken sich weitestgehend mit den Erwartungen bezüglich der Unterstützung des wirtschaftlichen Wachstums seitens der EZB. Zudem sind sie positiv für die Kursentwicklung der europäischen Aktienmärkte zu sehen. Gerade Investoren die auf der Suche nach einer angemessenen Verzinsung für ihre Ersparnisse fernab der Aktienmärkte in Zukunft in immer weniger Fällen wirklich befriedigende Ergebnisse erzielen dürften, sollten ihre reservierte Haltung gegenüber dieser Beteiligungsform an Unternehmen zumindest überdenken. Hierfür spricht zum Beispiel die durchschnittliche Dividendenrendite der 30 größten deutschen börsennotierten Unternehmen, die jenseits von drei Prozent liegt.
Fazit
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass durch die aktuelle EZB-Entscheidung die Investoren, die auf positive Anlageergebnisse hoffen, nach Alternativen zu klassischen Sparprodukten wie Tagesgeld und Bundesanleihen, suchen werden.
Für alle Anleger, die bereit sind ein Stück der Planbarkeit aufzugeben, gibt es Alternativen, die sich bezüglich ihres Schwankungsrisikos und dem notwendigen Anlagehorizont unterscheiden. Eine Übersicht mit beispielhaften Produkten finden Sie in diesem Bereich unserer Website. Zusätzlich können mit Sparplänen die Risiken gemildert werden. Somit sind die niedrigen Zinsen nicht alternativlos.
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