Wer an der Börse in einzelne Aktien, aktiv verwaltete Fonds oder ETFs investiert, tut dies mit dem Ziel, eine höhere Rendite zu erzielen als mit einer als relativ sicher geltenden Anlageform (z. B. Tagesgeld).
Diese sogenannte „Überrendite“ ist der Lohn für das höhere Risiko, das Anlegende beim Kauf von Aktien oder ETFs einzugehen bereit sind. Denn die Kurse von Aktien unterliegen im Zeitverlauf Wertschwankungen. Je größer diese Wertschwankungen sind, desto höher ist in der Regel das Risiko. Je länger hingegen der Anlagezeitraum ist, desto geringer das Anlagerisiko in einem breit diversifizierten Portfolio.
Überrenditen können durch Kursgewinne oder durch die Beteiligung am Unternehmensgewinn in Form von Dividenden erzielt werden. In diesem Artikel erfahren Sie, wie Sie Unternehmen mit hoher Dividendenrendite finden, welche Blue Chips derzeit hohe Dividenden zahlen und wie sich die Dividendenstrategie „Dogs of the Dow“ langfristig auf Ihre Gesamtrendite auswirken könnte.
Was sind Dividenden?
Eine Dividende ist eine Gewinnausschüttung eines Unternehmens an seine Aktionäre. Es besteht kein Rechtsanspruch auf eine solche Ausschüttung. Die Höhe der Dividende richtet sich häufig nach dem Gewinn des Unternehmens und der beschlossenen Ausschüttungsquote. In bestimmten Fällen kann eine Dividende jedoch auch aus der Substanz des Unternehmens, d. h. aus Rücklagen oder Kapital, statt aus dem laufenden Gewinn gezahlt werden. In der Regel geschieht dies, wenn ein Unternehmen seinen Aktionären eine kontinuierliche Dividendenzahlung signalisieren möchte. Dies ist besonders in Zeiten relevant, in denen weniger oder kein Gewinn erwirtschaftet wird.
Meist wird die Dividende einmal jährlich nach der Hauptversammlung ausgezahlt. Es gibt aber auch Unternehmen, die quartalsweise oder sogar monatlich Dividenden ausschütten. Neben der üblichen Form der Bardividende können Dividenden auch als Sachdividende, z. B. in Form von Aktien des Unternehmens, gezahlt werden.
Am Ex-Tag, dem Tag der Ausschüttung, wird die gezahlte Dividende direkt und in voller Höhe vom Aktienkurs abgezogen. Das bedeutet, dass der Aktienkurs an diesem Tag um den Dividendenbetrag sinkt.
Wie wird die Dividendenrendite berechnet?
Die Dividendenrendite gibt an, wie hoch die Dividende im Verhältnis zum aktuellen Aktienkurs ist. Sie wird berechnet, indem man die Dividende pro Aktie durch den aktuellen Aktienkurs dividiert und anschließend mit 100 multipliziert. Die Dividendenrendite wird in Prozent angegeben.
Die Dividendenrendite kann unter anderem Rückschlüsse auf die Rentabilität eines Unternehmens oder die Bewertung einer Aktie zulassen. Wenn ein Unternehmen seine Dividende über Jahre hinweg kontinuierlich erhöht, kann dies beispielsweise mit stetig steigenden Unternehmensgewinnen zusammenhängen. Im Rahmen des Value Investing kann die Dividendenrendite somit auch eine wichtige Rolle bei der Suche nach günstig bewerteten Aktien spielen.
Aber Vorsicht: Eine steigende Dividendenrendite kann auch auf andere Gründe, wie z. B. auf einen fallenden Aktienkurs, zurückzuführen sein. Somit ist es ratsam, sich über die Hintergründe einer „hohen“ oder steigenden Dividendenrendite zu informieren. Dabei kann es von Vorteil sein, die Dividendenhistorie über mehrere Jahre zu betrachten. Dividenden sind allerdings vergangenheitsbezogen, weshalb zukunftsgerichtete Aussagen nur eingeschränkt möglich sind.
Aufgrund der Bedeutung der Dividende bei der Aktienauswahl gibt es zahlreiche Anlagestrategien, die auf der Dividendenrendite basieren. Eine solche ertragsorientierte Strategie ist beispielsweise die „Dogs of the Dow“-Strategie.
Mit der „Dogs of the Dow“-Strategie in unterbewertete Aktien investieren
Die „Dogs of the Dow“-Strategie wurde von dem Wirtschaftswissenschaftler Michael B. O`Higgins entwickelt und später auch in seinem Buch „Beating the Dow“ vorgestellt.
Das Wort „Dogs“ ist in den USA ein umgangssprachlicher Ausdruck für „unattraktiv“. Higgins versteht darunter also Aktien, die sich in letzter Zeit unterdurchschnittlich entwickelt haben und daher unattraktiv erscheinen. Als Auswahlkriterium verwendet er die Dividendenrendite, um unterbewertete Aktien im US-Auswahlindex Dow Jones zu finden.
Bei Aktien, deren Kurs bei gleichbleibender oder sogar steigender Dividende im Jahresverlauf fällt, steigt die Dividendenrendite. Mit diesem Filterkriterium sollen also unterbewertete Aktien mit Aufholpotenzial identifiziert werden.
Konkret werden dabei aus dem 30 Werte umfassenden Dow Jones jeweils zu Jahresbeginn die zehn Aktien mit der höchsten Dividendenrendite ausgewählt. In jede dieser Aktien wird dann der gleiche Betrag investiert, d. h. ein zu Beginn vorhandener Gesamtbetrag wird gleichmäßig auf alle zehn Werte verteilt.
Diese zehn Aktien werden das ganze Jahr über gehalten und am Jahresende wird die Aktienauswahl erneut überprüft und gegebenenfalls angepasst. Die während des Jahres erhaltenen Dividenden werden reinvestiert.
Da sich Higgins bei seinem Ansatz auf Werte aus dem Dow Jones konzentriert, ist eine ausreichend große Marktkapitalisierung sowie eine hohe Liquidität der ausgewählten Einzelwerte gewährleistet.
Die „Dogs of the Dow“-Strategie auf andere Indizes angewendet
Auch wenn bei der „Dogs of the Dow“-Strategie der Name das ursprüngliche Einsatzgebiet vorgibt, lässt sie sich natürlich auch auf andere Indizes übertragen. Zum Beispiel auf den deutschen Leitindex DAX, den MDAX oder den europäischen Auswahlindex EURO STOXX 50. Um der ursprünglichen Idee von Higgins treu zu bleiben, sollte der Index allerdings so groß sein, dass alle enthaltenen Werte eine hohe Marktkapitalisierung aufweisen.
Überträgt man diesen Ansatz auf andere Indizes, so würden folgende Dividendenwerte ins Depot kommen:
Dogs of the DAX
Volkswagen VZ
7,76 %
Porsche Automobil
7,14 %
BASF
6,77 %
Mercedes-Benz Group
6,72 %
Allianz
5,50 %
BMW
5,14 %
Deutsche Bank
5,13 %
Commerzbank
4,96 %
Deutsche Post
4,89 %
E.ON
4,58 %
Dogs of the MDAX
RTL Group
10,82 %
freenet
7,08 %
Evonik Industries
6,86 %
Sixt SE
4,55 %
Deutsche Lufthansa
4,53 %
HOCHTIEF
4,45 %
TAG Immobilien
4,19 %
Stroeer SE & Co
4,13 %
Talanx
3,70 %
Befesa
3,36 %
Dogs of the EURO STOXX 50
Intesa Sanpaolo
10,36 %
Nordea Bank
8,31 %
Volkswagen VZ
7,76 %
BNP Paribas
7,69 %
ENEL
7,41 %
ING Group
7,09 %
UNICREDIT
6,95 %
BASF
6,77 %
Mercedes-Benz Group
6,72 %
ENI
6,64 %
Quelle: Consorsbank Stand: 11.03.2024
Kursgewinne stehen bei der „Dogs of the Dow“-Strategie im Vordergrund
Der Anbieter von Börsenkursen und Finanzinformationen Lenz + Partner hat in der Januar-Ausgabe seines monatlich erscheinenden Chartanalyse-Magazins „TAI-PAN Inside (Link zu Lenz + Partner)“ die „Dogs of the Dow“-Strategie seit 2000 ausgewertet. Dabei wurden immer zu Jahresbeginn zehn Aktien aus dem Dow-Jones-Index ausgewählt und jeweils 10,00 % des verfügbaren Kapitals investiert. Während der Dow Jones im Zeitraum von 2000 bis Ende 2023 stark gestiegen ist, konnte mit der „Dogs of the Dow“-Strategie ein gutes Plus erzielt werden. Trotz dieses positiven Ergebnisses kam es in diesem Zeitraum zwischenzeitlich zu deutlichen Verlusten. Darüber hinaus kann die „Dogs oft he Dow“-Strategie auch über mehrere Jahre schlechter abschneiden als der zugrunde liegende Index. Die historische Performance von Wertpapieren ist zudem kein verlässlicher Indikator für zukünftige Ergebnisse.
Obwohl die „Dogs of the Dow“-Strategie zu den Dividendenstrategien zählt, wollen Anlegende mit den ausgewählten Einzelwerten vor allem Kursgewinne erzielen. Die Dividendenrendite ist „nur“ ein Filterkriterium bei der Suche nach unterbewerteten Aktien. Die von den Unternehmen gezahlte Dividende ist somit das „Sahnehäubchen“, das die Gesamtrendite verbessert.
Für die Berechnung der Dividendenrendite, die für die Auswahl der Einzelwerte notwendig ist, muss heute niemand mehr zum Taschenrechner greifen. Verschiedene Websites stellen diese Informationen zur Verfügung. Bei der Consorsbank findet man sie im Bereich Wertpapierhandel. Dort kann nach den bekanntesten Indizes selektiert und die Dividendenrenditen in absteigender Reihenfolge anzeigt werden.
Die „Dogs of the Dow“-Strategie sucht nach unterbewerteten Einzelwerten im Dow Jones.
Die Strategie kann auch auf andere Indizes angewendet werden, sofern die im Index enthaltenen Werte eine ausreichend hohe Marktkapitalisierung aufweisen.
Mit den Einzelwerten sollen vor allem Kursgewinne erzielt werden, erhaltene und reinvestierte Dividenden verbessern die Gesamtrendite zusätzlich
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