Hallo zusammen,
folgender Beitrag soll als Antwort auf den Beitrag Betreff: Dividendenwerte für Einstieg von @HelikopterBen und den Antworten von @immermalanders und @Katsumi verstanden werden. In einem Thread der als Sammler für mögliche Dividenden-Titel gedacht war eine Grundsatzdiskussion über diese Strategie zu führen, empfinde ich als recht unglücklich, weil doch sehr klar Off-Topic. Das wollte ich jetzt nicht noch unterstützen, ist kürzlich schon zu sehr mit mir durchgegangen in einem anderen Thread. Darum dazu nun lieber ein extra Thread für die weitere Diskussion.
@HelikopterBen, also "Spielverderber" darfst Du meintet wegen gerne sein. Man sollte ja nie aufhören über das was man tut zu reflektieren und weiter dazu zu lernen. 🙂
Also eine Dividenden-Strategie zieht auf eine hohe Dividendenrendite ab. Das sehe ich auch so. Das muss aber nicht zwingen bedeuten in Aktien mit hoher Dividendenrendite zu investieren. Das ist der eine Ansatz. Der Andere ist in Aktien mit hoher Dividendensteigerung zu investieren. Gerade wenn man langfristig investieren will, machen Titel mit merklichen Dividendensteigerungen absolut Sinn.
Auf was Du vermutlich "raus" willst ist das man nicht blind auf die Dividendenrendite schauen soll. Und das ist natürlich ein wichtiger Punkt. Alle guten Dividendenstrategie filtern über diverse Kriterien die Firmen vor in die es sich zu investieren lohnt. Das gehört zu so einer Strategie natürlich zwingend dazu.
Was Deinen Ansatz betrifft
-- Für den Anleger ist jedoch vor allem die „Gesamtrendite“ entscheidend, bestehend aus Dividende plus Wertentwicklung der Aktie. --
Das sehe ich nicht zwingend so. Wenn man sich vom "Trading-Ansatz" erstmal ganz gelöst hat, spielt der Kurswert des Unternehmenes im laufenden Betrieb doch gar keine Rolle mehr (also mit Einschränkungen, siehe ganz unten). Ich könnte mir durchaus vorstellen Aktien bis zu meinem Tod zu halten. Was interessiert mich da was der Markt gerade über den Wert meiner Unternehmesanteile denkt? Vor allem kann ich von irgendwelchen hübschen Zahlen im Computer auch nicht abbeißen. Aber von Ausschüttungen kann ich mir was kaufen ohne an meinen Investments was ändern zu müssen. Dabei ist es der Ausschüttung selbst egal ob es weitere Unternehmensanteilen sind, oder ob ich davon nett was essen gehe.
Und das mit der Kursperformance kann eine sehr vergängliche Freude sein. Im Moment ist wieder alles euphorisch, die jahresendrally läuft und auch mein Gesamtdepot wächst und wächst. Ich glaube das waren jetzt so an die 5 Prozent in 2-3 Wochen. Wow, wenn das so weiter läuft bin ich in wenigen Monaten ein reicher Mann. Bis zu nächsten Markterruption, plötzlich ist das doppelte davon wieder weg. Alle jammern und lecken ihre Wunden, malen sich bereits aus wie sie Alles verlieren werden und können vor Panik kaum noch schlafen. Und ich bekomme weiterhin alle paar Tage ein wenig Geld von irgend einer Firma, mit meistens auch soliden Geschäftsmodel überwiesen.
@Katsumi, kannst Du folgende Aussage auch belegen, oder ist das eine persönliche Annahme von Dir?
"Die Dividende ist niemals die Ursache für den Wertzuwachs im Depot (wegen "linke Tasche, rechte Tasche" abzüglich Kapitalertragssteuer), sondern bestenfalls ein (ggF. irreführendes) Symptom für diesen."
Ich kenne genug Aussagen die genau in die anderen Richtung gehen, das gerade die Dividenden einen wichtigen Beitrag zur Gesamtrendite leisten. Was stimmt nun?
Wenn mir ein Teil einer Firma gehört dann möchte ich vom erwirtschafteten Kuchen auch was abhaben. Klar kann man sagen, bei jungen Firmen die noch stark wachsen lässt man das Kapital im Unternehmen und das Wachstum nicht zu hemmen, aber auch hier wird irgendwann von jedem Investor eine Dividende erwartet werden. Wer seine Firmenanteile in Form von Aktien nur kauft um sie später wieder verkaufen zu können ist eben letztlich Trader. Und für mich hat die Dividenden-Strategie in der reinen Lehre nichts mit Trading zu tun.
Verstehe mich nicht falsch, jeder soll bitte seine Strategie verfolgen die ihm liegt und bei der er denkt Renditen zur erwirtschaften. Aber, wenn ich Dich richtig verstanden habe, Dividenden als "irreführend" zu bezeichnen finde ich schon als recht irreführend. Ich empfinde den Kurswert vieler Firmen als die viel größere Irreführung.
Übrigens, natürlich würde auch ich Anteile verkaufen wenn die wirtschaftlichen Parameter einer Firma nicht mehr stimmen. Darum sind mir Kurse natürlich auch nicht egal. Hier achte ich aber mehr darauf mein investiertes Kapital nicht zu verlieren. Eine deutlich Kurssteigerung nach dem Kauf empfinde ich als Puffer um noch "raus zu kommen" ohne auch vom investierten Kapital etwas zu verlieren. Bei Verwerfungen im Markt sind entsprechend deutliche Kursverluste eher die Chance günstige weitere Anteile zu bekommen.
Gruß
Myrddin
Hallo zusammen,
also Heute Morgen habe ich mir noch Gedacht, nach dem ganzen Contra sollte ich auch mal die Pros aufzählen, die für mich die Dividenden-Strategie so attraktiv machen. Nun hat mir das @Euphorion aber zu großen Teilen irgendwie schon abgenommen. 🙂 Ich finde es schon verblüffend wir ähnlich unsere Einstellung zur Strategie bis hin zu der Einschätzung der eigenen Fähigkeiten sind. Trotzdem blase ich jetzt mal noch ins gleiche Horn.
So erhellend die Erläuterungen von @Katsumi bezüglich Gesamtperformance auch sind, ich tue mir schwer das in einer für mich nutzbare Strategie umzusetzen.
Der Charme der Dividendenstrategie ist für mich das sie einfach, logisch und gut Verständlich ist. Meine bisherigen Trading-Versuche waren abgesehen von Zufallstreffern total kläglich. Kleine Gewinne standen meisten größeren Verlusten gegenüber. Das macht auf Dauer keinen Sinn.
Die Pro-Argumente für die Dividenden-Strategie sind für mich ganz klar:
- Passende Werte können relativ einfach über Marketscreening und eine Kennzahlenanalyse ermittelt werden.
- Das Risiko aufs falsche Unternehmen gesetzt zu haben, kann über breite Streuung verringert werden.
- Stetiger Cashflow, ohne das ich zwingend aktiv sein muss und unabhängig von der Marktlage.
Das theoretisch eine deutlich höhere Performance möglich ist mag sein. In der Regel bedeuten höhere Chancen eben auch ein höheres Risiko. Und ob man dann so weit kommt steht noch auf einem anderen Blatt.
Gruß
Myrddin
P.S.: Sorry für das hin und her mit der "Lösung", ich habe nur den falschen Knopf erwischt. Eine Lösung kann es bei so einem Thema ja nicht geben. 🙂
Noch mal zur Klarstellung:
Und was die Umsetzung in eine Strategie betrifft, ist dies ziemlich einfach:
Es geht letztlich darum, eine Kennzahl zu verwenden, die eine ähnliche Aussagekraft hat wie die Rendite bis Endfälligkeit für Anleihen (denn letzten Endes konkurrieren Dividendenaktien bezüglich Rendite und Risiko mit High-Yield-Anleihen: Eine Anleihe, die mit einem "Investment Grade"-Rating eine Rendite von 8-9% abwerfen würde, wäre eine echte Alternative zu P&G). Und dies leistet die simple Dividendenrendite einfach nicht.
Die Pensionskassen können noch so sehr auf eine hohe Ausschüttung drängen: Mehr als der von Royal Dutch erwirtschaftete Gewinn ist nun mal nicht auf Dauer zu verteilen. Und dieser sinkt seit einem Jahrzehnt, trotz steigendem Ölpreis. Wie soll da die bisherige Dividende nachhaltig gezahlt werden können?
Wenn du selbst schreibst, die Ausschüttung sei "(noch) sicher", dann gibst du zu, dass sie dies auf längere Sicht nicht hin sein wird.
Was wird wohl mit dem Kurs der Aktie geschehen, wenn die Dividende gekürzt wird? Dann wollen plötzlich alle gleichzeitig die Aktie loswerden... so etwas ist kein Investment, sondern Schwarzer Peter.
"Was wird wohl mit dem Kurs der Aktie geschehen, wenn die Dividende gekürzt wird? Dann wollen plötzlich alle gleichzeitig die Aktie loswerden... so etwas ist kein Investment, sondern Schwarzer Peter."
Wird das so sein?
Mal ein Beispiel aus diesem Jahr - selber Sektor - ähnliche Situation. Ein Energieunternehmen mit historisch sehr hoher Dividende, die nach dem Rückgang der Energiepreise so nicht mehr tragbar war. Am 2.8. (rote Linie) kam die Meldung, dass die Dividende mehr als gedrittelt wird.
Und wie Du es auch für Royal Dutch vorhersagst - ist danach der Kurs dieser Aktie regelrecht eingebrochen:
Sorry, für die etwas spitze Bemerkung - aber das war einfach zu einladend.
Meine Einschätzung zu Royal ducth unter diesem Gesichtspunkt:
Ist die Dividende für Royal Dutch bei unveränderten Rahmendaten langfristig so tragbar? Nein.
Glaube ich daran, dass sich die Ertragssituation (weiter) verbessert? Ja.
Kann es auch anders kommen - und die Dividende wird stark gekürzt? Klar.
Was passiert dann mit dem Kurs? Keine Ahnung.
Natürlich kann dann starker Verkaufsdruck über die ganzen Dividendenanleger/ETFs/Fonds aufkommen. Aber genauso gut kann es wie bei der obigen Aktie (das war übrigens mein "Moralisches Dilemma" ...aber das nur so nebenbei) dazu führen, dass Anleger den Wegfall der Belastung durch die (zu) hohe Dividende als äusserst positiv für das Unternehmen sehen was sich dann eben in einem positiven Kursverlauf äussert. Auch mit diesem Fall könnte ich gut leben 😉