ich möchte hier einfach mal eine Diskussion anstoßen zum Thema "Messung des Anlageerfolgs". Hier ein paar Beispielfragen zum Thema - aber ihr könnt gerne auch "freestyle" antworten und Eure Gedanken zum Thema schreiben...
Auf was schaut ihr wenn ihr euren Anlageerfolg einschätzen wollt?
Wollt ihr es überhaupt so genau wissen?
Messt ihr das an einer Größe?
Wenn ja - berechnet ihr das selber oder verlasst ihr Euch auf eine CB-Zahl?
...?
Ich mache das ehrlich gesagt ziemlich exzessiv.
Ich führe zum einen Buch über jeden Trade und jeden Cashflow (Dvd usw) und schaue zum einen auf das Ergebnis jedes einzelnen Trades - was noch recht simpel ist. Dann natürlich das Ergebnis auch jedes einzelnen Instruments- wobei mich nach längeren Zeiten weniger die absolute %-Änderung interessiert, sondern eher der "p.a."-Wert.
Auf Depotebene schaue ich mir auch eher per interner Zinsfuß-Methode das Anlageergebnis p.a. an und - vor allem um mich gegen ein objektives Kriterium zu messen - habe ich mich auch für eine persönliche Benchmark aus
50% - Stoxx 50 NR in €
25% - 3% Festzins
15% - MSCI World NR in €
10% - MSCI EM NR in €
entschieden.
Dazu simuliere ich eine Anlage (oder ggf den Verkauf) aller tatsächlichen Cashflows in dieser Benchmark (ohne Kosten) - womit ich dann auch tagesaktuell messen kann, wie ich gegen diese BM liege.
Wobei diese BM mehr so meiner Erwartungshaltung an meine Investments entspricht - die tatsächliche Auswahl orientiert sich da nur sehr entfernt dran. Von daher messe ich auch keine Tracking Error o.ä. - weil da ohnehin nur Extremwerte herauskommen würden.
Hallo @Euphorion,
für mich ganz klar b) denn Du scheinst ja bei Deiner Überlegung nicht wirklich eine Zeitachse zu berücksichtigen und die Positionen einfach in einen Topf zu werfen, also zählt der letzte Messpunkt. 😉
Gruß
Myrddin
Wie meinst Du das mit "Zeitachse nicht berücksichtigt"?
Konkretisieren wir das Beispiel mal...
22.11.2016 Etf_xyz bewertet mit 5000€ zum Schlusskurs
23.11.2016 Auf em Verrechnungskonto treffen 5000 "frische Euros" ein
23.11.2016 12uhr: die 5000€ werden in den ETF_xyz investiert
23.11.2016 Wert ETF_xyz per Schlusskurs 10500€
Ausser man macht eine Intradaybewertung seiner Positionen kann man rein aus den Schlusskursen nicht ablesen, ob der 500€ Gewinn noch auf den alten Betrag aufgelaufen ist (zB wenn der ETF bis 12 Uhr 10% zugelegt hat - danach unverändert) oder ob man die neuen 5000€ noch zu einem unveränderten Preis investiert hat und der Kurs stieg erst am Nachmittag um 5%.
Warum also "ganz klar b"? 😉
Hallo @Euphorion,
damit meine ich Du nennst eine Wertentwicklung, jedoch ohne anzugeben auf welchen Zeitraum (Zeitachse) sich diese bezieht. Es ist also eine Momentaufnahme und wenn Du eine Momentaufnahme wünscht dann kannst Du die ganzen historischen Daten ignorieren.
Ich mache so was (Variante b ), ich schau mir jeden Tag kurz beim Login an wie viel Euro und wie viel Prozent mein Depot im Plus ist. Ich freu mich drüber wenn der Betrag gestiegen ist und seuftze leicht innerlich wenn er gefallen ist. Aber gerade der Prozentwert ist eigentlich quatsch, weil kaufe ich frisch hinzu sinkt der Wert, weil ja das Depot größer wird, aber die Aktie ja noch keine Zeit hatte sich zu entwickeln. Hier fehlt eben die Zeitachse.
Es wäre auch eine Variante c) denkbar. Du nimmst den Durchschnitt des Depotwerts (7.500 Euro) und kommst damit auf 6,66%.
Also für eine wirklich brauchbare Aussage, wenn Du diese denn haben möchtest brauchst Du eine Zeitachse und mehr Daten. Also Frage nach der Wertentwicklung p.A..
Je nach Datenlage kommen da doch total andere Zahlen bei raus.
Selbst wenn ich mal die Zeitachse bei der Zinaussage weg lasse:
22.11. 18 Uhr Invest 5000 Euro; 23.11. 12 Uhr Wertspung 500 Euro; 15 Uhr Invest 5000 Euro
22.11. 18 Uhr Invest 5000 Euro; 23.11. 12 Uhr Invest 5000 Euro; 15 Uhr Wertspung 500 Euro
Beim Messpunkt 23.11. 18 Uhr kommen jeweils völlig verschiedene Renditen raus.
Wenn jetzt jetzt die Rendite noch p.A. haben möchtest, hängt die Rendite auch noch vom Messpunkt ab, denn so ein Kurssprung treibt die Wertentwicklung p.A. natürlich erst mal stark nach oben, diese sinkt dann aber stetig falls die Wertentwicklung dann weiter stagniert.
Da gibt es so viele Paramter die zu berücksichtigen sind, das nichts wirklich "richtiger" ist. Du musst meiner Ansicht nach überlegeben was willst Du mit der Zahl messen, und welche Daten hast Du. Dann kann a), b) oder c) das richtige bzw. das Beste sein was Du bekommst.
Gruß
Myrddin
Hallo @stupidgame,
Du hast natürlich vollkommen recht, wenn Du Aufwand und Nutzen gegenrechnest. Ich hatte ja schon geschildert das ich das Ganze eher grob, so in Richtung Variante C handhabe.
Andererseits finde ich solche, unter Umständen total hypothetisch Diskussionen, recht anregend. Manchmal ergeben sich daraus andere Sichtweisen oder neue Erkenntnisse. Und falls nicht war es mindestens Unterhaltsam und hat die grauen Zellen mal wieder ein wenig extra Arbeit tun lassen. Die Rendite lässt sich nicht immer in Euro ausdrücken. 😉
Gruß
Myrddin
Hallo zusammen,
spricht aus eurer Sicht etwas dagegen die Rendite nur anhand des erwirtschafteten G/V und der Erträge zu errechnen? Wie geht man bei einer Einbeziehung des Depotwertes vor sobald man auch Short-Positionen hat? Kann man z.B. auch EUREX-Positionen vernünftig mit in die Betrachtung einbeziehen, wenn man (auch) den Depotwert betrachtet? An der EUREX nimmt man in vielen Fällen eine Prämie ein und später dann muss man (sollte es ungünstig laufen) zahlt man eine Prämie für das Schließen der Position...
Viele Grüße
immermalanders
@immermalanders, vielleicht gibt es da auch nicht "die Lösung". Ein Buy-and-Hold-Investor muss vermutlich ganz anders fokussieren als ein reiner Trader für den sein Depot mehr oder weniger nur aus Durchlaufposten besteht.
Ich habe z.B. gewisse Probleme durch meine Strategie des Verbilligen. Ich kaufe bei fallenden Kursen in mehreren Tranchen bis die Schmerzgrenze bei der Gesamtposition erreicht ist. Steigt der Kurs nun wieder will ich einen Teil der Position möglichst schnell wieder los werden, denn meine Schmerzgrenze liegt deutlich über der Positionsgröße die ich langfristig halten möchte. In besonderen Situationen kann es sein das ich sogar mit Verlust verkaufe (über dem Mischkurs, aber unter dem Kurs der ersten Tranche).
Daraus ergibt sich dann ein Verlust bei den realisierten Gewinnen, aber eine Gewinnsteigerung bei den Depotwerten und der Dividendenrendite. Das korrekt in Zahlen zu fassen ist dann etwas Tricky. 😉
Besonders blöd ist, das ich den positiven Depot-Wert womöglich lange "mitziehe", den gegenüberzustellenden realisierten Verlust aber in der Vergangenheit zurück lasse.
Gruß
Myrddin
Hallo @stupidgame,
auch wenns jetzt arg Off-Topic wird, @Euphorion wird es mir hoffentlich verzeihen. 😉
Auch ich erhöhe die Stückzahl, was aber einfach daran liegt das jede Tranche etwa dem gleichen Betrag entspricht.
Mich würde brennend interessieren was Deine Reißleine ist. Meiner Strategie fehlt es bisher komplett an Exit-Strategien. Meine Strategie berücksichtigt bisher nur Nachkäufe, das hat bisher gut funktioniert. Wie gesagt wenn die maximale Investitionssumme ausgegeben ist, endet das Spiel. Egal wie stark der Kurs noch einbricht.
Die Frage ist, was machst Du wenn der Kurs noch mal deutlich nach gibt? Kommt irgendwann ein Moment an dem Du die Position mit Verlust glatt stellst? Ich versuche das bisher konsequent auszusitzen, bin mir aber fast sicher dass das nicht in jeder Situation das Richtige wäre.
Und was machst Du wenn der Kurs plötzlich nach der ersten Position stark anzieht? Gibst Du Dich mit der ersten Tranche zufrieden in der Hoffnung es geht irgendwann mal wieder runter? Oder kaufst Du dem Kurs hinterher?
Gruß
Myrddin