abbrechen
Suchergebnisse werden angezeigt für 
Stattdessen suchen nach 
Meintest du: 

Sollte Bank & Geld zur schulischen Bildung gehören?

Link zum Beitrag wurde kopiert.

Community Manager
Beiträge: 393
Registriert: 14.01.2014

„Ich habe gute Noten, aber vom Leben null Ahnung“ mit diesem kurzen Tweet löste eine Schülerin eine große Diskussion weit über Twitter gehend hinaus aus. http://conso.rs/1xZeOkg

Was denken Sie? Sind Schulabgänger auf Themen wie Altersvorsorge, Ratenzahlung, Kreditaufnahme, Steuererklärung etc. gut genug vorbereitet? Sollte die Gestaltung des finanziellen Alltags zur schulischen Ausbildung gehören?

14 Antworten 14

Enthusiast
Beiträge: 790
Registriert: 08.12.2014

So spontan und reflexartig würde ich sagen, nachdem viele Menschen von vielen Dinge gerade im Bereich Finanzen keine Ahnung habe, ein klares JA!

 

ABER:

- Welche Ideologie vertritt denn der Lehrplan z.B. bei der Altersvorsorge? Die Variante die uns die Politik schmackhaft machen will? Also Riester, Rürup & Co.? Oder besser die Dividenden-Strategie für die @Mic14  Gestern erst wieder so brennend und wortreich geworben hat? Irgendwas anderes? Oder alles was es so gibt?

- Interessiert das denn einen Jugendlichen wirklich? Ist das irgendwie Relevant für den ihr aktuelles Leben? Meine Schulzeit ist länger her, kann mich aber erinnern die Schule hat uns zur Bank, zum Börsenspiel geschleppt. Mir war das damals zu abstrakt, das war damals einfach nicht mein Thema. Als ich mich dann viele Jahre später näher damit beschäftigt habe fand ichs plötzlich sehr spannend.

Man bedenke wir haben 2014, übers Internet ist genug Grundwissen zu fast jedem Thema leicht zugänglich. Man denkt sich nur, Mädel setzt sich hin und lies Dich einfach mal zu diesen Themen grundsätzlich ein. Und braucht ma tiefergehendes Wissen, es gibt Ratgeber ohne Ende.

 

Bildung ist halt leider keine reine Bringschuld der Institutionen. Eine grundlegendes "Briefing" zum den Finanzdingen die man im Leben so braucht wäre aber sicher kein Schaden.

 

Gruß

Myrddin


Community Manager
Beiträge: 393
Registriert: 14.01.2014

Sehr interessante Gedanken @Myrddin Vielen Dank. Kann ich auch soweit teilen.

Mir schwebt ebenso eine Vorgehensweise frei nach dem Sprichwort „Gib einem Mann einen Fisch …“ vor. Sprich, Voraussetzungen schaffen, welche zu eigenständigen Entscheidungen befähigen.

 

Worauf muss ich bei einer Kreditaufnahme achten? Welche Auswirkungen kann ein Kredit haben? (Schufa-Eintrag etc.) Gerade Jugendliche leisten sich über Ihre Verhältnisse hinaus schon mal ein Smartphone o.ä. und finanzieren dies über augenscheinlich geringe Raten.

Wie geht man mit seinem ersten Gehalt um? (Ich weiß, was ich mit meinem ersten Gehalt getan habe. Hatte wenig mit Planung zutun.)

 

Ob ein solcher Lehrstoff nun interessanter ist als Mathematik ist sicherlich nicht allgemein zu beantworten. Jedoch besteht ein hoher Praxisbezug. Insofern kann ich mir persönlich schon vorstellen, dass ein solcher Unterricht auch lebhafter gestaltet werden kann.

 

Viele Grüße aus Nürnberg

Michael Herbst


Routinierter Autor
Beiträge: 116
Registriert: 08.06.2014

Also ich muss sagen, dass ich ganz klar für mehr Bildung in Finanzfragen in der Schule bin.

Also es ist schon wirklich erschreckend. Das ist aber nicht nur heute so, das war auch in der Zeit so, als ich mein Abitur gemacht habe.

Und ich glaube schon, dass man auch Jugendliche für ihre eigenen Finanzen "begeistern" kann. Man darf natürlich einem 14 Jährigen nicht gleich mit der Finanz-Theorie kommen. Aber es fängt doch schon an, dass Minderjährige mit Handyverträgen etc. schon deutlich vor dem 18 Geburtstag in finanzielle Probleme geraten und dies gar nicht so wirklich nachvollziehen können. Da kann man doch gegensteuern. In dem man in der Schule auch mal durchrechnet, wieviel Geld ein Handyvertrag kostet und wieviel "Taschengeld" oder Nebenjobs man dafür benötigt.
Auch die Wichtigkeit von einer Privathaftpflicht ist doch vielen gar nicht klar. Die Lehrer sollen ja keine Werbung für irgendein Produkt machen, auch nicht in der Altersvorsorge, aber den Jugendlichen die Möglichkeiten und wie das System funktioniert aufzuzeigen, daran kann ich nichts negatives finden.

Ich glaube auch, dass in einer Zeit, wo angefangen von Handyverträgen oder der Notwendigkeit frühzeitiger Altersvorsorge/Vermögensaufbau, auch die Schule reagieren muss und die Jugendlichen auch darauf vorbereiten sollte. Gerade auch an den Schulen, wo prozentual viele Jugendliche sind, wo die eigenen Eltern in diesem Bereich vllt. genauso wenig Wissen haben wie ihre Kinder.
Besonders dem, was CB_Michael sagt, kann ich nur zustimmen. Wieiviele 18 Jährige eröffnen heutzutage 10 Konten bei irgendwelchen Banken inkl. Dispokredit und freuen sich über 50€ Prämie hier, 100€ da... und dann brauchen Sie später einen Kredit für eine Wohnung und die Bank lehnt ab, da der Schufa Score bei 45% liegt.


Enthusiast
Beiträge: 241
Registriert: 30.12.2014

Unter 18 ist man beschränkt geschäftsfähig und bekommt keine Postpaid-Handyverträge abschließen, sondern nur Prepaidkarten. Ist man dann 18 so sind die Kosten für Handyverträge auch überschaubar geworden. Flatrates gibt es ab 19 Euro im Monat, das die Rechnung da mal eben wie früher auf 100€ und mehr anschwillt, weil man sich mal mit der Freundin verquatscht hat, ist damit kaum noch möglich. Da muss man schon ständig diese "Sondernummern für Erwachsenenunterhaltung" anrufen um eine ernsthaft teure Handyrechnung zu bekommen 🙂

0 Likes

Enthusiast
Beiträge: 241
Registriert: 30.12.2014

Ich hatte meinen Realschulabschluss in den 2000-er-Jahren und da wurde besonders im letzten Schuljahr alles mögliche über Geld, Versicherungen, Anlagen, Bausparen usw. thematisiert. Vieles ist da hängen geblieben, einiges wie Baukredit oder Rente lang aber so weit entfernt, das man sich einfach noch nicht so für interessiert. Alles im allen war es ok. Wie ich gehört habe, soll das im Gymnasium weitgehend fehlen?

Problematisch ist das wenn es einem in der Schule keiner so richtig erklärt, dann "erklärt" es der Bankberater oder der freundliche Versicherungsvertreter, der nach dem 18. Geburtstag gerne auch mal persönlich nach Hause kommt. Man will eigentlich nur ne Privathaftpflicht oder seine erste Karre versichern, und dann wird einem gleich die volle Ladung nahegelegt. Wer sich dann nicht auskennt, unterschreibt nach dieser sog. Aufklärung dann irgendwelche unsinnigen und überteuerten Verträge. Ohne Bedenkzeit ob es man es wirklich braucht und ohne die Konditionen mit anderen Anbietern zu vergleichen.
Am schlimmsten war damals mein Sparkassenberater, der ging wirklich nie auf meine individuelle Situation ein, sondern hat mich immer zu Gesprächen eingeladen um mir das zu verkaufen, was die gerade wieder im Angebot hatten. Man hat dem sofort angemerkt, das sein Chef dem wohl erzählt hatte, verkauf den Leuten jetzt mal dies oder das, und damit kam der dann an. Mit dem Wechsel zur Volksbank, wo offensichtlich weniger Verkaufsdruck herscht, hörte der Unsinn dann auf.

0 Likes

Routinierter Autor
Beiträge: 116
Registriert: 08.06.2014

Also ich habe Abitur gemacht und habe gar nichts über Geld im Alltag gewusst, wie Banken Geld/Aktien bei der EZB über Nacht parken können, das habe ich im Leistungskurs Politik gelernt. Aber eben was den "normalen" Alltag eines Bürgers angeht, überhaupt gar nichts, ausser dass Lehrer generell an Gymnasien zu wenig verdienen und dass es einen Unterschied zwischen unterrichtsfreier Zeit und Urlaub gibt^^.

Danach war ich beim Bund, da hat sich ja der Staat um alles gekümmert, von der Kleidung über Krankenversicherung bis zum Berufsförderungsdienst.

Aber danach habe ich angefangen zu studieren, war also quasi auf mich allein gestellt, bei den Eltern wegen Allem nachfragen, das verbietet schon der "Stolz". Man will ja jetzt - frisch Erwachsen - sein Leben selbst regeln, also ist man ein leichtes Opfer für Versicherungs- und Finanzproduktverkäufer. Ich hatte zwar Glück, aber kenne da Einige, denen das anders ergangen ist. Auf einmal: ein wenig Bafög, Nebenjob, Unterstützung der Eltern, davon aber Miete, Strom, Gas, Abfall,  Essen, Trinken, Studienmaterialien (gerade Fachbücher), Internet, Telefon, Handy, Fernsehen.. bezahlen, Versicherung (welche benötigt man überhaupt), was für ein Konto. Das alles überforderte einen mehr als man es damals bemerkt hatte. Wie gesagt, ich hatte Glück, aber auch meine Bank damals (nicht Consorsbank) hat mir gleich erstmal einen Konsumentenkredit von 2.500 € angeboten und gesagt, dass sie meinen Dispo auf 2.000 € erhöhen könnten, aber ich hatte nicht einmal ein regelmäßiges Einkommen. Manche haben so etwas gemacht, ich Gott sei Dank nicht. Aber ich glaube, etwas Bildung schadet da nie, und wenn ich in der Schule Stricken, Malen, Singen und Latein lernen musste, dann kann ein bisschen Hilfe zum Leben nach der Schule auch nicht schaden.

Rein nach dem Motto: Non scholae, sed vitae discimus.


Enthusiast
Beiträge: 241
Registriert: 30.12.2014

Nicht wenige Finanzvermittler haben sich darauf spezialisiert an den Unis rumzulungern, gerne auch über Netzwerkmarketing um sich auf die Kumpeltour an Stundenten ranzumachen. Im Ergebnis kommt dann dabei herraus, das so manche akademischen Berufseinsteiger dreistellige Beträge im Monat für irgendwelche Versicherungen, Vorsorgepläne und vermeintliche Steuersparmodelle abdrücken. Alles bequem "aus einer Hand" vermittelt, sprich einfach so unterschrieben, ohne das die Leute zuerst selbst ihren persönlichen Versicherungsbedarf ermittelt und dann mehre Anbieter vergleichen hätten.

Klar das man da hemmungslos über den Tisch gezogen wird.

0 Likes

Routinierter Autor
Beiträge: 117
Registriert: 13.11.2014

Leider hab ich erst im Erwachsenenalter auf einem IHK-Lehrgang mal steuerliche und kaufmännische Grundlagen vermittelt bekommen. Wie geht Buchhaltung? Wie liest man eine Bilanz? Wie funktioniert das mit den Steuern? Wie kalkuliert man einen Verkaufspreis? Vertragsrecht etc... das sind absolut wichtige Grundlagen, die in der Schule NICHT erklärt werden, da aber locker behandelt werden könnten. Einfach gegen Ende etwas Musik, Kunst und Sport kürzen. Gerne auch etwas weniger Gedichtinterpretation etc.

 

Zinseszinsrechnung hatten wir.. aber relevante Real-Life-Beispiele gabs nicht!

 

Beispiel: Azubi Anfang 20 schliesst Ausbildung ab und finanziert sich direkt danach eine GTI-Prollkiste für 12K Euro. Was kostet ihn der Friseusenmagnet, über die nächsten 40 Jahre gerechnet, wenn er das Geld stattdessen langfristig bei erhofften 7% Rendite am Aktienmarkt investiert hätte? Antwort: so irgendwas um die 180.000 Euro...

Wie viel passives monatliches Einkommen können diese 180T Euro generieren, ohne jemals verzehrt zu werden? Was muss man jeden Monat sparen, um die Million mit 60 vollzubekommen?

Wie lange muss ich 10, 25, 50% meines Einkommens investieren, um bei gleichem Lebensstandard von den Kapitalerträgen leben zu können?

Warum ist es wichtig, mit 20 Jahren was beiseite zu legen, und warum klappt das mit 50 nicht mehr?

 

Das sind wirklich wichtige Grundlagen. Die aber nicht behandelt werden.

 

 


Enthusiast
Beiträge: 228
Registriert: 12.11.2014

Schön gesagt! Und ein klares Ja von mir.

 

In der Tat sehe ich sehr oft finanziellen Analphabetismus. Ich unterrichte u.a. Studienanfänger und bin immer wieder erstaunt, was für ein Unwissen verbreitet ist. Und auch die Eltern können Wissen oft nicht in dem Maß vermitteln, wie es angebracht wäre. (Meine Mutter, die auch nicht ungebildet ist, fragte mich neulich, warum ich alles mit Visa bezahle, ich würde doch die Kontrolle verlieren bei der monatlichen Abrechnung. Es folgte eine Erklärung meinerseits über den Unterschied zwischen Visa Debit und Visa (Credit).)

 

Es gibt gewisse Leute, die heucheln gern Besorgnis um die kulturelle Substanz des Landes, die durch den Einzug kapitalistischer Unsitten im Bildungswesen gefährdet sei. Wer weiß, ob solche ehrlich besorgten Bürger nicht selbst als windige Geschäftemacher vom Unwissen in irgendeiner Form profitieren?

 

Deswegen sollten jedenfalls die Standards in der Schule vermittelt werden. Ein Börsenspiel ist vielleicht schon zu viel, wenn man nicht gerade im Wirtschafts-Leistungskurs ist. Aber was ein Tagesgeldkonto ist, was Depot bedeutet, Debitkarte, Kreditkarte, wie ein Dispokredit funktioniert, was die Schufa macht – all das sollte jeder, der einen MSA hat, mal vermittelt bekommen haben. Wie gesagt, viele Eltern (selbst wenn sie Abitur und Hochschulabschluss haben) können das nicht.

 

Und das nicht in der Grundschule aufgeweicht im Sachkundeunterricht, so dass man es vergisst, wenn es mit 18 tatsächlich relevant wird, sondern ruhig auch in der Sekundarstufe 2.

Antworten