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Was haltet ihr von Crowdinvesting?

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Hallo allerseits,

 

auf der Suche nach Zinsen, stosse ich das öftern auf

Crowdinvesting, z. B. hier:

https://www.kritische-anleger.de/crowdinvesting/vergleich/

https://exporo.de/projekte

 

Habt ihr Erfahrungen damit? Was haltet ihr davon?

 

Gruß und danke

Kessy

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Hallo @Kessy,

 

ich habe mich in der Vergangenheit an P2P und P2C Kredite versucht. Also Kredite von der Crowd an private oder gewerbliche Kreditnehmer. Deutsche Vertreter sind hier typischerweise Smava (die habens schon aufgegeben), Auxmoney, Lendico, Funding Circle (früher Zencap). So viel vorneweg, ich habe das komplett eingestellt.

 

Meine Erfahrungen und Erkenntnisse:

 

- Das Ganze ist dem grauen Kapitalmarkt zuzuordnen und nicht nur Prokon-Anlegern sollte klar geworden sein, das hier dramatische Risiken drohen. Die Wahrscheinlichkeit hier Geld zu verlieren ist deutlich größer, als wirklich irgendwelche Renditen zu erwirtschaften.

 

- Diese "Firmen" die das Ganze betreiben, sind ja meistens so typische FinTech-StartUps. Deren Seriösität ist ein kritischer Faktor. Diese Startups und deren Geldgeber haben ja meistens vor allem einen möglichst lukrativen Exit im Kopf und darum wird die Bude gepusht wie irre. Und die versprechen natürlich auch alles mögliche und unmögliche, haben quasi den Stein der Weisen gefunden und werden es der verstaubten Finanzindustrie "mal so richtig zeigen". Wenns dann doch nicht so läuft, wie sich das der Hr. Visionär gedacht hat wird das dann eher unter den Teppich gekehrt.

Beispiel Lendico, so eine Rocket-Internet-Bude, die haben Anfangs Kredit-Ausfälle aus eigener Tasche bezahlt, damit die Anleger nicht merken wie schlecht das Ganze funktioniert. Irgendwann wurde der finanzielle Druck so groß, dass die Ausfälle plötzlich doch durchgereicht wurden und nachdem die Anleger misstrauisch wurden, mussten die zugeben das die viele Monate alle Ausfälle verschwiegen hatten. Ja und die gibts Heute noch und wurden gerade von Rocket Internet verkauft.

 

- Diese ganzen Konzepte sind auf einem Zettel Papier entstanden und weder getestet noch bewährt. Man halt selten vernünftige Zahlen und eben gar keine Langzeit-Erfahrungen. Oft hängt man in so einem Invest ja dann auch Jahre fest. Fieser Effekt wenn das verlässlich ein jahr läuft, man entsprechend auch schon kräftig investiert hat und dann alles in sich zusammen fällt, die Verträge aber 3, 4 oder 5 jahre laufen.

 

- Solche Projekte ziehen Personen und Firmen an, die auf klassischen Weg nicht an Geld kommen. Wenn das so super Chancen sind oder so ne sichere Sache, wäre es wohl möglich große Investoren oder eine Bank finden die das finanziert. Wer in Zeiten von Niedrigzins traumhafte Zins-Renditen verspricht sollte sehr kritisch geprüft werden.

 

Also generell würde ich sagen, wenn Du Spaß an so was hast, probier das ruhig aus. Du solltest das Geld aber am besten vom ersten Tag an komplett abschreiben.

 

Wer langfristig an seinem Geld hängt, sollte lieber auf das ein oder andere Rendite-Wolkenschloss verzichten und sich etablierten Firmen und Geschäftsmodellen zuwenden. Das kann natürlich auch ein Fintech sein, aber das sollte dann schon 4-5 Jahre bewiesen haben dass das ganze auch wirklich funktioniert. Und vernünftige Zahlen liefern können!

Im Baltikum mit Wucherzinsen und Zweitmarkt scheint das Crowd-Lending-Konzept zum Beispiel auch für viele deutsche Anleger durchaus aufzugehen. Auch hier gibt es dann durchaus Möglichkeiten mit hohen Risiko beträchtliche Gewinne zu erwirtschaften, doch ohne belastbare Ergebnisse aus mehreren Jahren Geschäftstätigkeit ist das Ganze letztlich wie hütchen-spielen.

 

Gruß

Myrddin

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Der Aussage von @Myrddin schliesse ich mich an, wenn es um P2P oder P2C geht. Einige der privaten Kreditnehmer sind sicher auch Selbstständige, deren Geschäft eigentlich gut läuft, sie aber trotzdem bei den Banken keine Kredite bekommen. Solche Kreditnehmer aber zu finden wird wohl nicht so leicht werden.

 

Was ich persönlich interessant finde ist das hier bei Consors beschriebene Crowdfounding. Allerdings habe ich noch keine Erfahrung damit, wodurch ich nichts zur "Zuverlässigkeit" solch einer Investition schreiben kann. Ist allerdings auch eine relativ lange Investitionszeit, deren Ausgang man nur schwer erahnen kann.

 

Ähnliches gibt es auch zur Finanzierung von Immobilien. Solches Croudfounding widerstrebt mir persönlich aber. Hat den faden Beigeschmack von Schiffskrediten. 


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Prinzipiell ist Crowdinvesting eine interessante Sache, da man Geschäftsanteile am neuen Unternehmen erhält, allerdings sehe ich folgende Risiken:

 

- zu viele Stakeholder

- BP oft laienhaft, Renta-Analysen (falls überhaupt vorhanden) oft löchrig und ohne Worst-Case-Szenarien

- ein Investment in ein Start-up ist vorrangig ein Investment in die Gründer, deren Know-How und Willen, etwas zu bewegen. Beim Crowdinvesting lernt man diese allerdings selten persönlich kennen.

- keine Mitsprache im Unternehmen, da nicht mal Sperrminorität vorhanden, um Beschlüsse, die eine qual. Mehrheit vorschreiben, blockieren zu können.

 

Es wird sicher Fälle geben, in denen es sich lohnen kann. Trotzdem ist ein wenig Skepsis angebracht. Die Risiken sind jedenfalls schwer zu kalkulieren. Als kleine Beimischung zum Depot sicherlich nicht ganz verkehrt...

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Hallo Myrddin,

 

besten Dank für dein Statement!

Im Prinzip hatte ich mir schon gedacht, dass Crowdinvesting nicht unbedingt etwas Seriöes ist, du hast es jetzt bestätgt.

Ja, im Moment ist es nicht einfach, eine vernüftige Anlage zu finden, die auch etwas abwirft. Wir können nur hoffen, dass sich das in absehbarer Zeit wieder ändert.

 

VG

Kessy

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Hier gibt es zum Beispiel einen Erfahrungsbericht zum Bereich Investitionen in Immobilienprojekte des Vermittlers Zinsland: https://der-privatier.com/top-oder-flop-folge-31-zinsland/

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@Kessy, die Aussage "Crowdinvesting nicht unbedingt etwas Seriöes" könnte man mit ein paar Negativ-Beispielen bei Aktien bedingt in "Aktien nicht unbedingt etwas Seriöses" ummünzen.

Man muss sich vor dem Investment klar sein, in was man wie lange investiert und was passiert, wenn das Geschäftsmodell nicht (ganz) aufgeht oder es (natürlich) länger dauert bis man die prognostizierten Umsätze erreicht. 

Ein Beispiel für das Risiko von Crowdinvesting ist Locomore. Wenn ich mich richtig erinnere, wurde geschrieben, dass die Zahl der beförderten Passagiere zu gering war um alle Kosten zu decken. Inzwischen wurde das Insolvenzverfahren offiziell eröffnet.

Als positives Beispiel kann man z.B. "Lottohelden.de" nennen. Dort wurden die Investoren mit einem Bonus vorzeitig ausgezahlt, da ein Investor das Wagniskapital komplett übernommen hatte. Das war knapp 3 Jahre nach Gründung der Firma bzw. knapp 2 Jahre nach Start des Crowsfundings.

 

 

Grüße

immermalanders

 

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@immermalanders

 

Vielen Dank. Es gibt da draußen paar richtig geile Start-Ups. Man sollte nicht alle in einen Topf werfen...

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Hallo @Kessy,

 

das Thema ist ein klein wenig komplexer als das es nur generell "nicht seriös" ist. Die Einwände von @immermalanders und @as_no5 sind da schon korrekt.

 

Auf was ich hinaus will ist, man investiert komplett in den Nebel hinein, weil man aufgrund fehlender Erfahrungswerte eigentlich keine Ahnung hat ob das Ganze überhaupt funktioniert.

 

Ob etwas seriös ist, kann der weit entfernte Kleinanleger doch nicht mal im Ansatz einschätzen. Wenn sich z.B. ein Business Angel direkt in ein Start-Up einbringt, dann hat er 1. Ahnung von der Materie (sonst wird das nicht lange gut gehen) und 2. kann er sich das Geschäft und die Leute genau ansehen. Seine Aufgabe wird sein die Seriösität und die Erfolgsaussichten richtig einzuschätzen und sich dann entsprechend einzubringen oder eben nicht.

Du als Kleinanleger hast eben 1. in der Regel viel zu wenig Ahnung vom Investment selbst und 2. selbst viel zu wenig Einblick in die Details. Genau diese Aufgaben müsste dann der Betreiber der Plattform bzw. Vermittler des Investments für Dich übernehmen. Nur bleibt bei einem Start-Up das es erst seit wenigen Monaten gibt, die Behauptung man könne diese Dienstleistung kompetent übernehmen, zunächst reine Behauptung.

 

Das kann man dann genauso für z.B. auf Immobilien-Invesments etc. übertragen.

 

Das es super Start-Ups gibt will ich sicher nicht bestreiten, wissen tut man es eben aber immer erst nach einiger Zeit.

 

Letztlich stellt sich für mich halt auch die Frage, wieso Du @Kessy eine verzinste Anlage suchst und nicht einfach mit einer soliden Dividenden-Strategie mit Aktien halbwegs planbare Renditen erwirtschaftest? Sollte es darum gehen durch festen Zins, Risiko aus dem Portfolio zu nehmen, ist der graue Kapitalmarkt eben genau der falsche Weg. Hier gibt es meiner Meinung nach eben mehr Risiko nicht weniger.

Gegen mehr Risiko spricht auch im Grunde gar nichts, man sollte sich dem aber bewusst sein und nicht irgendwelchen Versprechungen vertrauen, die auf einer hastig hingekodeten Webseite stehen und sich dann eben gezielt für das Risiko entschieden haben.

 

Gruß

Myrddin

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