hab gestern abend mit nem freund zusammengesessen, der mir folgendes berichtete:
er und seine frau haben vor x jahren eine private immobilienfinanzierung abgeschlossen inkl. ibb-förderung. inzwischen sind er und seine frau einig geschieden, sie ist auch aus dem haus und dem grundbuch raus. jetzt hat er die ibb gebeten, seine ex-frau aus dem kreditvertrag rauszunehmen. dafür muss sie wohl bei der ibb erst mal eine haftungsentlassung o.ä. beantragen und er soll dafür über 800 eur gebühren zahlen! kommt mir etwas wuchermäßig vor. kann denn so etwas wirklich möglich sein?
ich hatte dann natürlich gleich den tipp verbraucherzentrale parat. da berichtete er mir, dass er mit denen auch schon so'n ding erlebt hatte. erst mal muss man für eine beratung wohl 120 eur vorkasse leisten, dann schaut sich einer 2 minuten den sachverhalt im persönlichen gespräch an und sagt. "ja, nee machen sie das mal so, wie sie das vorhaben!"
dann hat er jetzt mehrere banken hinsichtlich anschlussfinanzierung angesprochen, die ihm zum teil geraten haben, alle seine sparverträge, die er laufen hat, vorzeitig zu kündigen (wäre ein enormer verlust!) und dann aus den gesparten sparraten einen neuen bausparvertrag zu besparen, um dann irgendwann mal schuldenfrei zu sein. zählt das noch zu seriöser beratung?
hat jemand schon ähnliche erfahrungen gemacht?
Hallo Gerrit,
bei solchen Gebührensätzen kann man doch wirklich ärgerlich werden. Die Bank hat zwar einen entsprechenden Bearbeitungsaufwand und kann für die Trennung ihrer Darlehnsnehmer ja nichts... ob eine Gebühr in dieser Höhe aber gerechtfertigt ist...???
Ich sehe aber keinen Verhandlungsspielraum dabei. Aber hier zeigt sich eines wieder mal ganz deutlich... Unser Bankensystem ist nicht auf eine Unterstützung der Gesellschaft ausgelegt, sondern ausschließlich darauf sich an ihr zu bereichern.
Eine Kündigung laufender Sparverträge würde ich aktuell von der Verzinsung dieser Verträge abhängig machen. Es macht ja keinen Sinn Geld für 0,5 bis 1% inflationär anzulegen und gleichzeitig für eine Finanzierung 2-4% Zinsen zu zahlen.
Da kann es schon Sinn machen, Guthaben zur Entschuldung einzusetzen. Das hängt aber von den einzelönen Verträgen ab und kann nicht so pauschal beantwortet werden.
Von einer Neufinanzierung mit Bausparvertragsunterlegung rate ich jedoch ab. Die Sparraten sollten lieber in eine zusätzliche Tilgung investiert werden.
Viele Grüße
M. Thiemann
hallo m.thiemann,
von der wirtschaftlichen berechnung haben sie - hinsichtlich umwandlung sparrate in kreditrate - wahrscheinlich recht. würde mein kumpel jetzt aber alle sparraten in die finanzierung schießen, ist er zwar mal in vielen jahren schuldenfrei, aber verliert doch auch jeglichen spielraum für unvorhergesehenes. als hausbesitzer benötige ich doch auch noch ein paar polster für instandhaltung, die mir ggf. auch als sicherheit für eine interimistische liquiditätsspritze dienlich sein könnten. oder kann ich das so nicht sehen?
Hi @GERRIT,
ich finde, dass @MThiemann und Du beide Recht habt. Zum einen macht es wohl wirklich kaum Sinn, Geld anzulegen, wenn man weniger Zinsen dafür bekommt als man für seine Kredite zahlt. Zum anderen finde ich es aber auch gut und sinnvoll, wenn man - nicht nur als Immobilieneigentümer - immer eine gewisse Liquiditätsreserve für Unvorhergesehenes hat. Vielleicht sollte Dein Kumpel sich mal mit einem Profi (Steuerberater, Bankberater oder Ähnliches) unterhalten, der sich mit sowas auskennt. Denn letztlich muss man bei solchen Themen wohl auch immer die individuelle Gesamtsituation betrachten. Was für den einen die richtige Entscheidung ist, muss es für den anderen eben noch lange nicht sein.
Grüße, Berliner
.... würde mein kumpel jetzt aber alle sparraten in die finanzierung schießen, ist er zwar mal in vielen jahren schuldenfrei, aber verliert doch auch jeglichen spielraum für unvorhergesehenes. als hausbesitzer benötige ich doch auch noch ein paar polster für instandhaltung, die mir ggf. auch als sicherheit für eine interimistische liquiditätsspritze dienlich sein könnten. oder kann ich das so nicht sehen?
Grundsätzlich ist doch genau dann, wenn er die Sparverträge kündigt, überhaupt erst Flexibilität möglich. Ein Sparvertrag ist eher ein Klotz am Beim würde ich meinen. Ich persönlich finde da ein einfaches ansparen auf einem Tagesgeldkonto sinnvoller. Dort kann man Kapital sicher aufbauen um dann entscheiden ob man Sondertilgungen machen möchte, das Geld benötigt für andere Zwecke oder dann evtl. einen Indexfond oder Aktien, Anleihen erwirbt.
Bausparverträge sind jedenfalls der größte Unfug überhaupt und ich kenne nur wenige Ausnahmen in denen ich einen solchen abschließen würde. Ich habe selbst einen Bausparvertrag, aber nur weil es bei mir tatsächlich Sinn macht und die Bank nur über einen Bausparvertrag eine tilgungsfreie Hypothek begeben wollte.
Es kommt auf den Einzelfall an. Es kann durchaus Sinnvoll sein eine Hypothek überhaupt nicht zu tilgen und parallel dazu einen Bausparvertrag laufen zu lassen. Ist die Immobilie vermietet, dann können die Zinsen des Kredites (sofern er zum Kauf nötig war) vollständig von den Mieteinnahmen abgezogen werden und senken damit die Steuerlast enorm. Dazu kommt noch die Abschreibung der Immobilie, womit sich auf 10 Jahre Verluste aus Vermietung und Verpachtung ergeben, danach aber erhebliche Gewinne, wodurch es keine Liebhaberei ist und diese Konstruktion Ihre Steuerlast insgesamt senkt. Der Bausparvertrag hingegen profitiert von Ihrem Freibetrag, d.h. die Zinserträge daraus sind Steuerfrei, sie erhöhen also Ihr Nettoeinkommen stärker als der Verlust aus der Kombination Bausparvertrag und Hypothek ist.
Ein anderes Beispiel ist ein Riester oder Rürup Vertrag. Diesen können sie zu 100% aus dem Bruttolohn zahlen, während Sie bei selbstbewohntem Eigentum die Zinsen aus dem Netto bezahlen müssen. Ergo kann es, je nach Situation, tatsächlich steuerlich günstiger sein, parallel zum Kredit einen Sparvertrag zu haben, weil Sie durch das Sparen Ihr Nettoeinkommen stärker erhöhen als die Zinsdifferenz zwischen Kredit und Sparvertrag. Dies ist aber völlig Situationsabhängig und immer nur langfristig interessant.
Ich würde also meinen: Es kommt auf die persönliche Situation, die Lebensplanung und vor allem die erwartete Planungssicherheit an, was man am Besten machen sollte.
Genauso mache ich es auch, @xeus: auf dem Tagesgeldkonto ansparen & dann entscheiden, wie ich das Geld am sinnvollsten verwende.
Und der wichtige und in meinen Augen auch richtige Satz im Kommentar lautet: "Es kommt auf den Einzelfall an." Das sehe ich ganz genauso - es gibt eben keine pauschal richtigen oder falschen Antworten.
Danke für diesen Beitrag. Wer hat die Banken nochmal aus der künstlichen Krisen geholt