Finger weg! Anliegend ein älterer Artikel aus der FAZ dazu: Der Ölpreis ist seit Jahresbeginn um 10 Prozent gestiegen. Hiesige Anleger in Ölzertifikaten werden jedoch allenfalls zufällig genau diese Wertentwicklung erzielt haben. Schuld daran sind vor allem „Rolleffekte“, die es für Rohstoffanleger zu beachten gilt. Wer langfristig in den Ölmarkt investieren möchte, kommt nicht umhin, sich indirekt an den Terminmärkten zu engagieren. Die vielbeachteten Spotpreise - aktuell 118 Dollar je Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent - sind Preise für die sofortige Lieferung von Öl. Daran hat ein Privatanleger normalerweise kein Interesse. Größere Finanzinvestoren haben dagegen schon häufiger Phasen niedriger Ölpreise genutzt, um Öl physisch zu kaufen, in Tankern zu lagern und später zu höheren Preisen wieder zu verkaufen. Autor: Daniel Mohr, Jahrgang 1978, Redakteur in der Wirtschaft. Folgen: Privatanleger engagieren sich dagegen am ehesten über Finanzprodukte wie Zertifikate am Ölmarkt. Ein typisches Produkt auf den Brent-Ölpreis verkauft die Deutsche Bank unter der Wertpapierkennnummer (WKN) DB3CTQ. Dabei wählt sie ein übliches Vorgehen zur langfristigen Abbildung des Ölpreises: Sie investiert immer in einen bald fälligen Terminkontrakt. Aktuell ist dies der Ende Mai fällig werdende Juni-Kontrakt. Da weder der Anleger noch die Bank ein Interesse an einer physischen Lieferung des Öls haben, wird der Kontrakt rechtzeitig vorher verkauft, so zuletzt geschehen Ende März, als der Mai-Kontrakt verkauft und dafür der Juni-Kontrakt gekauft wurde. © F.A.Z. Die Entwicklung der letzten vier Jahre Dieser Wechsel von einem Terminkontrakt in einen anderen wird als „Rollen“ bezeichnet. Da die beiden Terminkontrakte jedoch nur in Ausnahmefällen gleich teuer sind, entstehen Rolleffekte. Ist der neue Kontrakt teurer als der alte, ist also Öl mit einem späteren Liefertermin teurer als das bald zur Lieferung anstehende, erleidet der Anleger „Rollverluste“. Diese Konstellation wird an den Rohstoffmärkten als „Contango“ bezeichnet. Sind längerfristige Lieferkontrakte dagegen billiger, spricht man von „Backwardation“, und der Anleger erzielt Rollgewinne. In der Rückbetrachtung überwiegen am Ölmarkt eindeutig die Contango-Situationen mit längerfristig steigendem Preis. Wer also langfristig in Ölzertifikaten anlegt, büßt durch die Rollverluste gegenüber der tatsächlichen Ölpreisentwicklung ein. In der Grafik wird dies deutlich. Seit Auflage des Zertifikats im März 2008 ist der Wert unter großen Schwankungen um 8 Prozent gefallen, während der Ölpreis um 13 Prozent gestiegen ist. Aufgrund der nicht unerheblichen Rollverluste versuchen die Anbieter von Finanzprodukten diese zu minimieren. Sie investieren daher zum Beispiel nicht in einen bald fälligen Terminkontrakt, sondern in einen weiter in der Zukunft liegende, um nicht schon alsbald Rollen zu müssen. Auf kurzfristige Engagements begrenzen Allerdings ist die Handelbarkeit von weit in der Zukunft liegenden Terminkontrakten deutlich schlechter als die kurzfristiger Kontrakte. Andere Anbieter versuchen möglichst immer in den Terminkontrakt mit den geringsten Rolleffekten zu wechseln. Es gibt zahlreiche Strategien, eine Vermeidung von Rolleffekten ist jedoch noch keinem Anbieter geglückt. Wer dies als Anleger vermeiden will, muss sich auf kurzfristige Engagements auf dem Ölmarkt beschränken. Zertifikate mit einer Laufzeit von nur einem Jahr können von Anbeginn in einen Terminkontrakt mit nur einem Jahr Laufzeit investieren und müssen daher nicht während der Laufzeit gerollt werden. Aber auch dies schmälert in einer Contango-Situation die Rendite. Wenn das Barrel Öl heute 118 Dollar kostet, der Terminkontrakt zur Lieferung in einem Jahr jedoch zum Beispiel 125 Dollar, muss der Ölpreis bis dahin erst einmal auf mehr als 125 Dollar steigen, damit der Anleger eine positive Rendite erzielt. Seit etwa einem Jahr können sich die Anleger jedoch aufgrund diverser Angebotsstörungen und deswegen hoher Spotpreise über Backwardation freuen. In der Erwartung einer Entspannung auf der Angebotsseite und einer nur mäßig steigenden Ölnachfrage kostet das Barrel Öl mit Lieferung im Dezember nur 115 Dollar, im Dezember 2015 sogar nur 97 Dollar. Dies lässt in den nächsten Monaten Rollgewinne für Zertifikatebesitzer erwarten. Mehr zum Thema IEA meldet Überangebot auf dem Rohölmarkt Vom Auf und Ab des Ölpreises profitieren Zur Homepage Quelle: F.A.Z.
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