Briefmarken sind durchaus ein interessantes Thema, da man sich auch hier zum Zwecke der Diversifikation in der Tat ein paar Vermögenswerte aufbauen kann. Prinzipiell gibt es auch meiner Sicht zwei Vorgehensweisen: a) man kauft rein zum Zwecke der Geldanlage ausgewählte höherpreisige Stücke b) man sammelt, d.h. man beschaft sich Material, sichtet es und ergänzt seine Sammlung damit, bis sie einen ansprechenden Wert hat zu a) Das kann man sicherlich tun, doch entgeht einem hierbei der größte Teil der Faszination dieses schönen Hobbies. In diesem Fall sollte man ausschließlich geprüfte Stücke mit Echtheitszertifikat erwerben. Der BDPh (Bund Deutscher Philatelisten) hat für jedes Sammelgebiet eigene, vereidigte Sachverständige, die Briefmarken auf ihre Echtheit einschl. Stempelabschlag prüfen und auch die Erhaltung der Briefmarke bewerten. Die Erhaltung der Briefmarke (z.B. beschädigte Gummierung bei postfrischen Marken, fehlende oder beschädigte Zähne etc.) hat einen erheblichen Einfluß auf den Preis. So geprüfte Marken erhalten auf der Rückseite ein Prüfzeichen, dessen Position dann auch gleich Auskunft über den Erhaltungsgrad gibt. Bei höheren Werten wird ein Zertifikat ausgestellt, welches ein Abbild der Marke enthält. Nun muß man wissen, dass auch Prüfzeichen gefälscht werden können (es wird so ziemlich alles gefälscht, was machbar ist; das muss man leidvoll erlernen). Um hiergegen eine gewisse Sicherheit zu erlangen, sollten höherwertige Marken ausschließlich bei professionellen Händlern gekauft werden, die mindestens Mitglied im BDPh sind. Hierdurch unterliegen sie einem Ehrenkodex und sind verpflichtet, die Marke zurückzunehmen, falls es sich herausstellt, dass es ein Fälschung ist. Der Ankauf teurer, ungeprüfter Marken bei unbekannten Einzelpersonen zu "Schnäpchenpreisen" hat eine Erfolgsquote wie Lotto-Spielen (nur teurer). zu b) Das ist die zeitaufwendige aber gleichermaßen auch faszinierende Variante. Es empfiehlt sich dringend die Festlegung auf ein bestimmtes Sammelgebiet. Auch wenn man nur ein Sammelgebiet bearbeitet, ergibt sich aufgrund der Vielzahl der vorhandenen Marken ein reiches Betätgigungsfeld. Neben den eigentlichen Hauptwerten, gibt es dann noch ein Vielfallt an Varianten, die meist höher-wertig sind. Hier sind Plattenfehler und Farbvarianten zu nennen. Farbvarianten entstehen, wenn die Auflage einer Marke vergriffen ist und nach ein paar Jahren der Druck neu aufgelegt wird. Damals war es dann äußerst schwierig, den Original-Farbton wieder zu treffen und es ergeben sich in Folge kleinere Auflagen mit leicht abweichenden Farbton. Diese Farben lassen sich aber nur identifizieren, wenn man geprüftes Vergleichsmaterial hat. Nur, weil eine Marke (eventl. durch die Benutzen von Chemikalien beim Ablösen und oder durch Sonneneinstrahlung) eine auffäliige Farbe hat, ist es nicht gleich eine anerkannte Farbabweichungen. Letztere Besonderheiten findet man ausführlich beschrieben in Spezialkatalogen. Das wäre dann auch schon der nächste Punkt: ein ambitionierter Briefmarkensammler wird um die Anschaffung von Katalogen und Prüfgeräten (z.B. Wasserzeichenerkennung, Zähnungsbestimmung, Dickenmeßgerät, eventl,. Mikroskop mit USB-Anschluß) nicht herumkommen. Mit diesem Wissen und Werkzeug kann man dann - so habe ich es gemacht - Bestände (z.B. Sammlungen von privater Hand aus Erbschaften) ankaufen, diese sorgfältig durchsuchen und seine eigene Sammlung so Stück für Stück vervollkommnen. Da kann es dann schon mal vorkommen, dass man bei "langweiligen" Album ein unerkanntes Schätzchen entdeckt. Auf diese Weise habe ich eine ansehnliche Sammlung (deren Wert ich hier nicht nennen möchte) aufgebaut, indem ich die so durchforsteten Sammlungen sowie die Doubletten wieder verkauft habe - ohne, dass ich im Endeffekt etwas dafür bezahlen mußte (im Gegenteil: durch den Verkauf nicht benötigter Stücke ist auch noch etwas übriggeblieben). Ebay ist aufgrund der großen Zahl an Marktteilnehmern als Plattform für den Kauf/Verkauf durchaus geeignet (wobei man beim intensiven Verkauf sinnigerweise ein Kleingewerbe anmelden sollte, da das Finanzamt das dann zu gerne als "gewerblichen Handel" einstuft) Die Preisfindung bei Briefmarken ist ein weiteres schwieriges Kapitel. Weltweit orientiert man sich an den Katalogpreisen des Michel-Kataloges des Schwanenberger-Verlages. Die dort angegebenen Preise werden jedoch nie erreicht, sondern immer nur Bruchteile. Als Richtwert gelten für eine sehr gut erhaltene, geprüfte Marke ca. 30-50% des Katalogpreises. Hier findet sich dann auch der Wertsteigerungs-Aspekt: die Michel-Kataloge werden einschl. Preisnotierungen regelmäßig (1-2 Jahre) neu aufgelegt. Hierbei finden immer wieder Höher-Bewertungen von einzelnen Marken oder ganzen Gebieten statt. Diese Steigerung beruht einerseits auf der Inflation, der Marktbeobachtung und auch neuesten Forschungsergebnissen bezügl. der Auflagezahl einzelner Werte. Nicht umsonst spricht man bei der Briefmarke von der "Aktie des kleinen Mannes". Beim Verkauf höherwertiger Stücke oder ganzer Sammlungen sollte man aber auf alle Fälle den Weg über renomierte Händler bzw. Auktionshäuser gehen. Noch ein Wort am Ende zur Aufbewahrung / Handhabung von Briefmarken. Briefmarken haben genau 2 Feinde: Feuchtigkeit und Finger. Briefmarken müssen immer rel. trocken gelagert werden. Ein zu hohe Feuchtigkeit (z.b im feuchten Keller) wird den Wert der Sammlung vernichten, da die Gummierung klebt und beschädigt wird und da sich Stockflecken / Schimmel bilden kann. Um häßliche Fingerabdrücke, vor allem auf der gummierten Rückseite zu vermeiden, sind Briefmarken immer und ausschließlich mit speziellen Pinzetten anzufassen. Ferner muß man bei der Wahl von Einsteckabalben Billigprodukte meiden, da hier die Gefahr besteht, dass die transparente Folie, hinter der die Marken aufbewahrt werden, im Laufe der Zeit Lösungsmittel abgibt, die die Druckfarbe der Marken angreift. Stellt sich abschließend noch die Frage, wo man die Schätzchen aufbewahrt. Zwar bieten sich Bank-Schließfächer aus Sicherheitsgründen an, doch wird kaum eine Bank eine bestimmte Temperatur und vor allem Luftfeuchtigkeit im Schließfachbereich garantieren können. Arbeitet man als Sammler regelmäßig mit seinem Bestand, fällt die Aufbewahrung außer Haus ebenfalls weg. Bleibt die Lagerung in den eigenen vier Wänden. Hier empfiehlt es sich, die eigene Hausratversicherung zu prüfen, ob Briefmarken eingeschlossen sind. Meist sind sie es nur zu einem bestimmten Betrag (der schnell überschritten ist). Daher ist eine Zusatzversicherung notwendig, die bei der Rentabilität des Vorhabens zu beachten ist. Sollte man dann tatsächlich Einzelwerte besitzen, die einen 5 oder 6-stelligen Wert haben, kommt man um die Anschaffung eines geeigneten Tressores mit entsprechender Sicherheitsklasse nicht herum. Ferner muß man die Sammlung (und auch die Herkunft) dokumentieren, um im Versicherungsfalle den Wert glaubhaft machen zu können. Ich war zunächst auch der Ansicht, Briefmarken-Sammeln ist ein langweiliges Hobby für Rentner. Die Erfahrung hat mich jedoch eines besseren belehrt. Es ist äußerst spannend und man kann sich eine Wertanlage erarbeiten und / oder ein paar Euro nebenbei verdienen. Welches andere Hobby hat das schon zu bieten ? Aber: ohne Erfahrung, schmerzhaftes Lehrgeld und Geduld geht es - wie an der Börse - auch hier nicht. viele Grüße JB4711
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