Hallo @_Tobi85,
also ich muss zunächst sagen, ich bin auch nicht mehr als fortgeschrittener Anfänger. Alle Angaben ohne Gewähr. Ich kann nicht ausschließen gewisse Zusammenhänge noch nicht erkannt oder wichtige Details übersehen zu haben.
Die sehr niedrigen Risikoklassen beziehen sich ja vor allem auf Anleihen. Es wird also davon ausgegangen das Anleihen in Euro (damit fällt das Risiko von Wechselkursänderungen weg) fast ohne Risiko sind. Und genau DAS würde ich so nicht stehen lassen.
Zum einen sind Anleihen im Niedrigzinsumfeld, wie wir es nun haben, meiner Meinung nach irgendwie Blödsinn. Die sicheren Anleihen werfen nichts mehr ab und die die noch was abwerfen wie Mittelstandsanleihen sind hoch riskant. Die Einstufungen kommen vermutlich eher aus anderen Zeiten.
Ich habe jetzt mal ganz willkürlich eine Anleihe raus gesucht. WKN: 104087
Vom Land Baden-Württemberg, die gehen vermutlich nicht pleite, sollte also "sicher" sein.
Schau Dir mal den Chart an. Wenn Du da jetzt im Frühjahr gekauft hättest wärst Du relativ dick im Minus. Bei dem Zins den Du für die Anleihe bekommst gleichst Du das einfach nicht vernünftig aus. Vielleicht hast Du Glück und Du bekommst das Papier nochmal nahe am Kaufkurs los. Falls nicht und du wartest bis zu Fälligkeit hast Du am Schluss eine Verzinsung von ca. 0,2% pro Jahr gehabt (nur ganz grob überschlagen). Und da habe ich die Handelsgebühren noch nicht mal berücksichtigt.
Wenn wir jetzt davon ausgehen das Du mindestens die Inflation ausgleichen musst und viele davon sprechen das diese aktuell durchaus im Bereich von 3 % anzusetzen ist, machst Du da ein deutliches Minus.
Oder Du bist wie ich im Anfänger-Leichtsinn so irre und investierst in eine Mittelstandanleihe weil Anleihen "ja wichtig sind um die Schwankungen im Depot zu reduzieren". Aber nur solche Hochzins-Anleihen werfen überhaupt noch sinnvoll Zinsen ab. Ich war in die Anleihe der Scholz AG investiert (WKN A1MLSS). Ich hab' meinen Irrtum zum Glück früh genug erkannt und bin nach ein paar Monaten mit leichten Plus wieder raus. Aber aktueller Stand wäre ich hätte 80% meines Kapitals verloren. Ob das noch ein Happy End gibt ist ungewiss.
Dabei möchte ich anmerken das ich Hochzins-Anleihen in den Beispielen der Risikoeinstufung gar nicht vor kommen und per einfacher Definition Risiko-Klasse 2 wäre.
Ich will damit sagen, die Risiko-Klasse allein kann tatsächlich schlimm in die Irre führen. Man muss da deutlich mehr Faktoren berücksichtigen. Und es hilft alles nichts, man muss sich mit dem Thema Geldanlage vernünftig beschäftigen.
Wenn Du langfristig orientiert bist beschäftige Dich unbedingt mal mit dem Thema Dividendenstrategie. Hier im Forum gibt es wortreiche Ausführungen von @Mic14 zu dem Thema. Ich denke mit Direktinvestments in Aktien ist da letztlich mehr rauszuholen als mit so einem Dividenden ETF. Aber dazu brauchst Du etwas Grundkapital um vernünftig streuen zu können. Für den Anfang ist das ein ETF sicher noch die bessere Lösung.
Viele Spaß beim dazulernen. Ich finde das Thema Investments sehr spannend. 🙂
Gruß
Myrddin
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