Viele hier in der Community sehen Anleihen in Niedrigzinsphasen als langweiliges Investment, dass bei Zinssteigerungen zu Verlusten im Kurs führt, oder wie bei vielen Mittelstandsanleihen zum Totalverlust durch Insolvenz.
Wer sich intensiver mit dieser Materie beschäftigt, wird aber Gewinnchancen erkennen, bei denen Aktien kaum mithalten können.
Um das Interesse für diesen Markt zu wecken, möchte ich einfach mal den Kursverlauf von 5 Werten im letzten Jahr zeigen.
HSH Resparcs WKN 984254 Kursgewinn dieses Jahr 120%
HSH Sparcs WKN 542696 Kurgewinn 123%
HSH Sphere WKN A0EY63 Kursgewinn 90%
Aareal Capital Funding WKN 707008 jetzt gekündigt Kursgewinn 50%
Postbank WKN A0DEN7 Kursgewinn 12 Monate 58%
Dies sind nur einige Beispiele von Anleihen die auch in der kleinen 1000er Stückelung gehandelt werden. Wie bei Aktien muss man sich bei solchen Anlagen genauestens informieren, weil das keine langweilgen Nobrainer sind.
Dies ist auch keine Anlageempfehlung um in diesen Werten jetzt einzusteigen, sondern eine Motivation auch diesen Markt zu beobachten, wo sich sicher auch in Zukunft wieder solche Chancen ergeben.
Sicherlich hast du recht, wenn man aktiven Handel betreiben möchte.
Ich persönlich nutze Anleihen eher konservativ zur Diversifiktation. Betrachte ich aus dieser Sichtweise eine Anleihe sind die Gewinnchancen nicht mehr so extrem. Die von dir genannte WKN 542696 hat in den letzten 3 Jahren einen Verlust erwirtschaftet, wenn man die Kursentwicklung betrachtet.
Für mich persönlich ist es auch leichter die Kursentwicklung einer Aktie zu erahnen als die einer Anleihe.
Ich hatte ja erwähnt, dass man sich mit dieser Art von Anleihen auseinandersetzen muss.
Vor 3 Jahren hätte ich die WKN 542686 auch nicht gekauft. Interessant wurde das erst als es darum ging, ob die HSH verkauft oder abgewickelt wird.
Wenn man dann tiefer einsteigt, wird klar, dass eine Abwicklung eine Katastrophe für das gesamte Finanzsystem geworden wäre. Da in Landesbanken immer die Sparkassen involviert sind, wäre auf diesen Haftungsverbund gigantische Zahlungen zugekommen und hätten letztendlich das gesamte Sparkassensystem gefährdet.
Darüberhinaus gibt es noch unzählige andere Gründe, warum das nicht passieren durfte und somit auch nicht passieren konnte. Mit Beginn der Verkaufsgespräche waren die Papiere also ein klarer Kauf.
Für Anleihen gibt es auch Boards in denen alle möglichen Szenarien von Experten diskutiert werden, wodurch man eine gute Entscheidungsgrundlage hat.
Die Diskussionen über die HSH Anleihen sind dort über 500 Seiten
Anleihen dieser Art sind für den Halblaien mehr als risikoreich.
Da muss sich sich schon einer auskennen, ansonsten sind Anleihen dieser Art wirklich nur für die Vollprofis, Anlageexperten der Fonds und Versicherungen händelbar.
Die muss man ja ständig im Auge behalten, sonst geht das sowas von in die Hose.....
Da sind Totalverluste möglich.
Ich selbst nutze Anleihen derzeit wegen der niedrigen Zinsen kaum.
Für mich war das immer was längerfristiges.
Viele Grüße
Zeki
Ich habe ja erwähnt, dass man sich mit diesen Anleihen auseinandersetzen und sie ständig im Auge behalten muss. Das gilt für mich grundsätzlich aber auch für Aktien. Die Zeiten von Herrn Kostolany sind längst vorbei, auch wenn manche das nicht wahrhaben wollen.
Das mit den niedrigen Zinsen ist relativ, ich zeige dir mal ein konservatives Beispiel:
Die OMV hat mit WKN A1Z6ZR eine Anleihe mit 6,25% begeben. Im ersten Quartal 2015 konnte man die für unter 95 kaufen, heute steht sie bei über 125. Zusammen mit den Zinsen für 2,5 Jahre kommt immer noch eine Rendite von 18,6% pro Jahr raus.
Und die OMV ist für mich ein so sicheres Investment, dass ich auch meinen Eltern ins Depot legen kann.
Wer in diesem Bereich bereit ist 1 bis 2 Stunden täglich an Zeit zu investieren, wird damit mehr raus bekommen, als mit harter Arbeit
Alles soweit richtig @juvol - aber den Thread mit so einem Titel zu versehen - ich weiß nicht so recht ...
Denn der unbedarfte Leser versteht unter Anleihe den klassischen Straight-Bond ohne Struktur dahinter. Bei den genannten Titeln handelt es sich jedoch um nachrangige Perpetuals und ähnliche Strukturen.
Allerdings halte ich diese Nachrangtitel für deutlich seriöser als die ominösen Mittelstandsanleihen, da so gut wie kein Unternehmen aus letzterem Bereich auch nur dazu in der Lage ist, die Zinszahlungen aus dem operativen Geschäft zu erwirtschaften.
Bei einer nachrangigen Anleihe bekommst du im Insolvenzfall mindestens soviel wie bei einer Aktie, meistens sogar etwas mehr
Es gibt aber in diesem Bereich kaum Insolvenzen im Gegensatz zu Mittelstandsanleihen, wo selbst Fonds mit bis zu 50% Schrott beladen sind und durch die permanenten Insolvenzen nicht auf Rendite kommen.
Ich habe mich nach 2009 in diese Materie eingearbeitet und bin damit sehr gut gefahren.
Es ist jetzt schwieriger geworden gute Kaufmöglichkeiten zu finden, aber 4 oder 5 Gelegenheiten ergeben sich jedes Jahr und bei Aktien habe ich auf diesem Kursniveau auch nicht mehr Ideen.
Die Fürstenberg WKN A0EUBN ist eine Anleuhe der Nord LB.
Als Mitte 2016 klar war, dass die Zinsen 2017 aufgrund eines hohen Verlustes nicht bezahlt werden, stürzte der Kurs auf 65 Prozent ab.
Gestern wurde mitgeteilt, dass die Zinszahlungen nach einem Jahr Ausfall wieder aufgenommen werden und der Kurs steht jetzt wieder bei 102 Prozent (flat)
Mit den 5,625 % Zinsen am 30.6.2018 kein schlechtes Geschäft für mutige Anleger
@juvol, hast Du Erfahrungswerte, wie oft bei Unternehmensanleihen nach einer "Zinsaussetzung" die Zinsen wieder gezahlt werden? War es abzusehen, dass die Zinsen bei Fürstenberg dieses Jahr gezahlt werden?
Wenn dieses Jahr Zinsen gezahlt werden, muss das nicht heißen, dass auch nächstes Jahr eine Zahlung erfolgt. Wurde nicht genug Gewinn erwirtschaftet, gehen die Gläubiger der Anleihe leer aus.
Grüße
immermalanders