Sich mit Briefmarken zu beschäftigen gilt vielen als angestaubtes Hobby. Dabei können mit der Sammelleidenschaft auch Renditen erzielt werden. Wir zeigen, was zu beachten ist.
Die „British Guiana 1 Cent magenta“ wurde im Juni 2014 für knapp zehn Millionen US-Dollar im Auktionshaus Sotheby's versteigert. Damit hält sie den Preisrekord für die teuerste Briefmarke der Welt. Gebrauchte Exemplare der berühmten „Blauen Mauritius“ wurden in den letzten Jahren zwischen einer und sieben Millionen Euro gehandelt. Bei diesen Summen wird einem durchschnittlichen Anleger schwindelig. Aber nur weil etwas teuer ist, ist es nicht automatisch eine gute Geldanlage. Es lohnt sich also ein Blick hinter die Kulissen, um zu verstehen, unter welchen Bedingungen eine Investition in Postwertzeichen sinnvoll sein kann.
By Heptagon (Own work), CC BY-SA 4.0-3.0-2.5-2.0-1.0, via Wikimedia Commons
Wie aus Fehlern teure Marken entstehen
Es ist ein ungeklärter Druckfehler, welcher der Blauen Mauritius zu ihrem Wert und der daraus folgenden Bekanntheit verhalf. Im Jahr 1847 wurde die 2-Pence-Marke mit dem Aufdruck „Post Office“ hergestellt. Eigentlich sollte sie jedoch „Post paid“ heißen, wie es dann in der späteren Druckserie auch umgesetzt wurde. Damit wurde der erste Fehldruck zu einer Rarität, wovon heute nur noch vier ungebrauchte Exemplare existieren.
Ebenfalls ein teures Sammlerstück ist „Der Schwarze Einser“. Es ist die erste Briefmarke des Landes Bayern und gleichzeitig die erste Marke, die im heutigen Deutschland überhaupt ausgegeben wurde. Allein diese Tatsache lässt Sammlerherzen höher schlagen. Besonders wertvoll wurde jedoch ein Block aus zwölf Briefmarken, bei welchem eine einzelne Marke auf dem Kopf stand. Der Eigentümer konnte damit beim Verkauf im Jahr 2009 einen Preis von 320.000 Euro erzielen.
Ein weiterer Fauxpas, der eine begehrte Briefmarke hervorgebracht hat, ist die Herstellung der Wohlfahrtsmarke Audrey Hepburn. 2001 hätte die Marke zusammen mit anderen Sondermarken, welche unter anderem Abbilder von Charly Chaplin und Marilyn Monroe trugen, in den Verkauf gehen sollen. Allerdings zeigte das Bild die Schauspielerin mit einer Zigarettenspitze. Die Erben Hepburns verweigerten die Zustimmung zur Ausgabe der Marken, da gesundheitsschädliches Verhalten nicht gefördert werden solle. Es erfolgte ein Rückruf der ausgegebenen Testbögen, einige Exemplare gelangten trotzdem in den Markt. Einzelmarken werden heute für bis zu 135.000 Euro gehandelt.
Nicht wahllos, sondern gezielt investieren
Welche Postwertzeichen jedoch solche Preissprünge erfahren werden, ist kaum absehbar. Auf gut Glück Briefmarken zu erwerben und zu hoffen, dass sie eines Tages wertvoll sind, ist keine fruchtbare Anlagestrategie. Viele alte Briefmarkenalben wechseln heute für einen Bruchteil des Anschaffungswertes den Besitzer. Daher ist es sinnvoll, in begehrte und besondere Einzelstücke zu investieren oder sich auf gefragte Gebiete zu spezialisieren. Als ein beliebtes Sammelgebiet gelten derzeit zum Beispiel altdeutsche Klassiker aus der Zeit vor 1871. Niedrig im Kurs stehen hingegen Postwertzeichen aus der Nachkriegszeit oder DDR, da hiervon zu viele am Markt angeboten werden.
Fachwissen ist obligatorisch
Es lässt sich leicht erahnen, dass gutes Fachwissen unumgänglich ist, um Briefmarken erfolgreich als Wertanlage nutzen zu können. Der Erwerb dieses umfassenden Wissens ist in der Regel sehr zeitintensiv. Der Sammler muss die Qualität der Marken beurteilen können. Eine vollständige Zähnung, Freiheit von Flecken und sauber geschlagene, gute lesbare Stempel sind wichtig, damit entsprechende Preise erzielt werden können. Ebenfalls ist Fachwissen unabdingbar, wenn es darum geht, Fälschungen zu enttarnen. Gelangt eine hochgeschätzte Briefmarke in den eigenen Besitz, ist es für den Werterhalt essenziell, diese unter den richtigen Bedingungen lagern zu können.
Millionenverkauf und tatsächliche Rendite
Eine Verzehnfachung des Wertes, wie es bei der „British Guiana 1 Cent magenta“ der Fall war, klingt nach einer berauschenden Rendite. Der Vorbesitzer hatte die Marke 1980 für knapp eine Million US-Dollar erworben. Über einen Zeitraum von 34 Jahren zeigt sich jedoch, dass die jährliche Verzinsung nur etwas über 7 Prozent beträgt. Abzüglich der vermuteten Kommissionen für das Auktionshaus liegt die ungefähre Rendite noch bei ca. 6 Prozent p. a. Damit ist es zwar ein ordentlicher Ertrag, der jedoch nicht annähernd so hoch ausfällt, wie es der absolute Verkaufspreis vermuten lässt.
Eher für Sammler als Anleger geeignet
Es gibt außerdem keinen organisierten Markt für den Handel mit Postwertzeichen. Die Wertsteigerungen sind oftmals theoretischer Natur, lassen sich aber schlecht realisieren, wenn derzeit niemand anderes an der Marke oder der Sammlung interessiert ist. Der Zeitpunkt des geplanten Verkaufs ist für den erzielbaren Preis oftmals maßgeblich, daher sollte ein mittel- bis langfristiger Anlagehorizont eingeplant werden. Es empfiehlt sich daher, Briefmarken höchstens als eine Beimischung zu einem Anlageportfolio zu sehen. Wer neben dem puren Anlagegedanken auch Sammelleidenschaft mitbringt, kann jedoch doppelt profitieren.
Fazit:
- Konzentration auf Einzelstücke oder gefragte Sammelgebiete ist für eine rentable Anlagestrategie bei Briefmarken essenziell.
- Fachwissen zur Beurteilung von Qualität, Echtheit und Lagerung sollte vorhanden sein.
- Millionenverkäufe bedeuten nicht automatisch eine überdurchschnittliche Rendite.
- Investitionen in Briefmarken sind höchstens als Beimischung zum Anlageportfolio sinnvoll.
Kommen Briefmarken als Wertanlage für Sie in Betracht? Haben Sie eine Sammlung? Berichten Sie uns darüber!
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