Nicolas Darvas' Spekulationsgeschäfte stellten einen Nebenerwerb zu seiner Profession als Tänzer dar. Trotz seines außerordentlichen Erfolgs in der Finanzwelt bestimmte der Tanz das Leben dieses besonderen Talents. Nicolas Darvas war zu Lebzeiten ein Profi auf jedem Parkett - im Studio genauso wie an der Börse.
Die frühen Jahre
Geboren wurde Nicolas Darvas im Jahr 1920 in Ungarn. Nach dem Schulabschluss studierte er an der Universität Budapest Wirtschaft und Soziologie. Der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs sollte seinem Leben eine komplett andere Richtung geben: Während des Krieges floh Darvas im Alter von 23 Jahren in die Türkei. Hier traf er seine Halbschwester Julia Darvas. Gemeinsam mit ihr erlernte Nicolas Darvas in der Türkei das Tanzen und wurde türkischer Staatsbürger. Im Jahr 1951 verließ das Tanzpaar das Land und wanderte in die USA aus. Schnell schätzte das dortige Publikum die Vorstellungen der beiden Tänzer, als „Darvas & Julia“ begannen die beiden eine professionelle Tanzkarriere.
Spekulant aus reiner Neugier
Nicolas Darvas war mit seiner Tanzpartnerin in den USA sehr erfolgreich, ihre wöchentlichen Gagen lagen bei mehreren Tausend Dollar. Der Tänzer mit den schmalen Hüften und seine rassige, rothaarige Partnerin traten schnell gemeinsam mit Größen wie der Sängerin Judy Garland oder dem Komiker Bob Hope auf. Ganz nebenbei erstellte Darvas Kreuzworträtsel und spielte professionell Tischtennis.
Der Aktienmarkt trat erst in das Leben des vielseitigen Tanzprofis, als ihm der Besitzer eines Lokals im kanadischen Toronto statt einer Gage Aktien des damals unbekannten Bergbauunternehmens Brilund anbot. Das Engagement schlug Darvas aus, aus Interesse kaufte er 1952 allerdings für 3.000 Dollar Papiere der Firma. Als er später beiläufig den Wert der Aktien prüfte, stellte er fest, dass sich ihr Kurs nahezu verdreifacht hatte. Er verkaufte seine Anlage und nahm damit rund 8.000 Dollar ein. Sein Interesse war geweckt.
Mit Disziplin zum Erfolg
Das Börsengeschäft verfolgte Nicolas Darvas ebenso diszipliniert wie seine Tanzausbildung. So wie er in der Türkei täglich mindestens zwölf Stunden trainierte, beobachtete er nun den Aktienmarkt. Er suchte nach regelmäßig wiederkehrenden Mustern und wollte die Gesetzmäßigkeiten des Markts ermitteln. Er selbst sagte im Time Magazin: „Beim Tanzen weiß ich, wie man ein Publikum einschätzt, es ist instinktiv. Dasselbe mit der Börse. Man muss herausfinden, was das Publikum will und mitgehen.“
Darvas war fasziniert von der Leichtigkeit des Geldverdienens. Er setzte auf Tipps aus dem Bekanntenkreis, suchte die Hilfe von Brokern und versuchte, das Verhältnis von Kurs und Gewinn zu studieren. Keine Methode sicherte seinen Erfolg, er machte regelmäßig Verluste. Erst nach Jahren des Lernens und dem Studium von rund 200 Büchern entwickelte er seine legendäre „Box Theory“.
Eine kurze Zeit des Ruhms
Ingesamt agierte Nicolas Darvas von seinem ersten Handel mit Brilund-Aktien im Jahr 1952 bis in die frühen 1960er Jahre an der Börse. John Boik gab in seinem Buch „Lektionen des größten Aktienhändlers aller Zeiten“ an, dass Darvas in dieser Zeit einen Gewinn von 2,45 Millionen US-Dollar erzielte. 2,25 Millionen erwirtschaftete das Börsengenie innerhalb von 18 Monaten. In der Lebensmitte residierte der Star auf dem Börsen- und Tanzparkett im berühmten Hotel Plaza in New York. Ihm gehörten Häuser in Paris, London und Südfrankreich. Er schrieb insgesamt fünf Bücher über seinen Börsenerfolg.
In der Mitte der 1960er Jahre zog sich Nicolas Darvas verbittert von der Börse zurück. Kritiker behaupteten, seine Gewinne beruhten auf Glück in einem starken Markt. Der Justizminister des Staates New York warf Darvas vor, er habe seine Gewinne in der Literatur falsch dargestellt. Nicolas Darvas kritisierte seinerseits langfristige Investoren als wahre Spielernaturen. Im Jahr 1977 starb der Tänzer auf dem Börsenparkett in Paris, wo er auch seine letzte Ruhestätte fand.
Fazit:
- Nicolas Darvas war eine Ausnahmepersönlichkeit.
- Der professionelle Tänzer tanzte auch sicher auf dem Börsenparkett.
- Seine Anlage-Methode „The Box Theory“ brachte ihm einen Gewinn von 2,45 Millionen Dollar ein.
- Darvas schrieb fünf Bücher, von denen vier in deutscher Sprache erhältlich sind.
- Bis heute nutzen viele Anleger seine Methoden.
Die Darvas-Methode gehört immer noch zu einer der bekanntesten Anlagestrategien für die Börse. Wie diese angewendet wird und was Sie dabei beachten sollten, finden Sie im Artikel "Die Darvas-Methode - tänzerisch zum Börsenerfolg".