Die Corona-Krise schränkt das gesellschaftliche Leben auf eine Weise ein, wie sie Viele von uns noch nie erlebt haben. Sowohl im Beruf- als auch im Privatleben werden wir vor zahlreiche neue Herausforderungen gestellt.
Viele Menschen, gerade im Gesundheitssystem und dem Einzelhandel, arbeiten aktuell auf Hochtouren. Parallel dazu ist der Rest der Bevölkerung dazu aufgerufen, möglichst nicht das Haus zu verlassen. Egal ob für private Treffen oder für die Arbeit, körperliche Kopräsenz soll soweit wie möglich vermieden werden. Experten gehen davon aus, dass die aktuelle Situation mehrere Monate lang anhalten könnte – wenn auch mit einigen Lockerungen. Welche wirtschaftlichen Tendenzen gibt es für eine „Zeit nach Corona“?
Zäsur in der Weltwirtschaft
Erste Hinweise geben sogenannte wirtschaftliche Frühindikatoren. Kürzlich erreichten die Stimmungsbarometer in vielen Ländern und Regionen neue Tiefststände. Aktuelle Prognosen sehen auf den ersten Blick zwar schockierend aus, aber es gibt durchaus Grund zur Hoffnung.
Die derzeitige Situation und die allgemeine Unsicherheit belasten Unternehmen besonders. Der Einfluss auf die globale Wirtschaftsaktivität ist sehr stark davon abhängig, wie lange die Maßnahmen der Politik in Kraft bleiben und wie umfangreich diese in Zukunft sein werden. Regierungen und Zentralbanken haben weltweit schnell reagiert, um die direkte Unterstützung von Unternehmen sowie ein funktionierendes Finanzsystem zu gewährleisten. Durch diese Eingriffe können und werden die Auswirkungen auf die Wirtschaft und die Verbraucher abgefedert.
Regierungen verabschieden Liquiditätshilfen, Zentralbanken lockern ihren Kurs
In Deutschland wurden beispielsweise Sofort- und Liquiditätshilfen für Unternehmen verabschiedet, ein Wirtschaftsstabilisierungsfonds eingerichtet und die Regelungen zur Kurzarbeit flexibler gestaltet. Insgesamt handelt es sich um ca. 353 Mrd. Euro haushaltswirksame Maßnahmen und knapp 820 Mrd. Euro an Garantien.
Zum Vergleich: die Kosten der Bankenrettung in der Finanzmarktkrise beliefen sich nach Angaben des Finanzministeriums auf rund 68 Mrd. Euro. Innerhalb der Europäischen Union wurde die Verschuldungsgrenze der Mitgliedsstaaten ausgesetzt, um den einzelnen Ländern erheblich mehr Spielraum zu gewähren.
Auch in den USA wurde ein zwei Billionen US-Dollar umfassendes Hilfsprogramm beschlossen, welches Verbraucher und Unternehmen in der Krisenzeit unterstützen soll.
Neben den Regierungen unternehmen auch die Zentralbanken Anstrengungen in noch nie dagewesenem Ausmaß. Die Europäische Zentralbank kündigte neben anderen Lockerungen ein neues Anleihekaufprogramm im Umfang von 750 Mrd. Euro in 2020 an. Die US-Notenbank Federal Reserve senkte die Zinsen um 1,5 Prozentpunkte, kauft sogar Anleihen in unbegrenztem Umfang und finanziert erstmals direkt Unternehmen.
Alle Maßnahmen zielen darauf ab, möglichst viele Unternehmen unbeschadet durch die Krise zu führen. Unternehmenspleiten und steigende Arbeitslosenzahlen sind dabei jedoch kaum zu verhindern. Falls die Wirtschaft im zweiten Halbjahr wieder weitestgehend ohne Beschränkungen funktionieren kann, ist ein Ende der Rezession wahrscheinlich. Der Erholungsprozess wird jedoch längere Zeit in Anspruch nehmen. Genaue Schätzungen zu den langfristigen Folgen können zum jetzigen Zeitpunkt nicht getroffen werden.
Update 23. April: Weitere Milliardenhilfen beschlossen
Die in der Nacht auf den 23. April von der Bundesregierung verabschiedeten Beschlüsse sollen deutsche Unternehmen im Umgang mit der Krise unterstützen. Neben der Senkung der Mehrwertsteuer für Gastronomen auf 7 Prozent (für ein Jahr) soll das Kurzarbeitergeld gestaffelt erhöht werden. Um den digitalen Unterricht für bedürftige Schüler zu ermöglichen, wird ein Zuschuss von jeweils 150 Euro gewährt. Geplant bleiben steuerliche Entlastungen für kleinere und mittelständische Unternehmen (Stand: 23.04.2020).
Chancen und Risiken – Technologie und Gesundheitswesen
Innovationen im Medizinbereich werden durch den aktuellen Wettlauf mit der Zeit befeuert. Der Europäische Innovationsrat hat ein Förderprogramm aufgesetzt, das die Entwicklung von Technologien zur Behandlung, Prüfung oder Überwachung des Coronavirus-Ausbruchs unterstützen soll. Unter anderem werden bereits mehrere Projekte zur Entwicklung von Isolationseinheiten, Filtrationstechnologien zur Entfernung von viralem Material und Bewegungsströmen bei Epidemien unterstützt. Auch Startups im Bereich Telemedizin helfen aktuell, eine flächendeckende medizinische Versorgung zu gewährleisten. Anleger, die in Innovationen und Technologien des Gesundheitswesens investieren, können deshalb profitieren.
Weitere Tendenzen – Homeoffice, Online-Bildung und mehr
Auch andere Themenbereiche können sich in der Krise als lohnenswert herausstellen. So steigt beispielsweise die private Nachfrage nach Onlinebildungsprogrammen. Durch den Aufruf zum Homeoffice wird das Arbeiten von zuhause zumindest für die Corona-Zeit zum Standard. Durch diese Entwicklung zeigt sich aktuell eine gesteigerte Nachfrage von Tools und Services, die die Arbeit im Homeoffice erleichtern: Slack, Asana & Co. werden gefragter als zuvor.
Generell verwenden Menschen weltweit vermehrt digitale Technologien in ihrem Alltag. Durch gezielte Investitionen in Unternehmen, die in diesen Bereichen tätig sind, kann im Vergleich zum Gesamtmarkt möglicherweise eine bessere Performance erzielt werden.
Chancen
- Bei einer Erholung der Aktienmärkte nach der Krise überproportionale Partizipation an Kursentwicklung
- Investition in Wachstumstitel, Sektoren und Themen mit guten Aussichten und Chancen auch nach der Krise
- Beteiligung an Unternehmen, welche aus der Krise als Profiteure hervorgehen können
- Einstieg in Aktienmärkten bei unterdurchschnittlichem Kurs- und Bewertungsniveaus
Risiken
- Beschränkungen aufgrund der Corona-Krise dauern länger als zunächst erwartet
- wirtschaftliche Erholung nach der Krise geht langsamer als angenommen vonstatten
- ausgewählte Wachstumstitel, Sektoren und Themen entwickeln sich schlechter als der Gesamtmarkt
- Kursverluste und ein volatiler Verlauf an den Börsen sind jederzeit möglich
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Wie entwickeln sich die Märkte? Alle wichtigen Pressestimmen im Überblick im Consorsbank Corona-Update.