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Bye-bye ISDN – was bringt die neue All-IP-Technik?

13.06.2017 09:22

Bis Ende 2018 werden alle Telefonanschlüsse auf die neue All-IP-Technik umgestellt. Was bringt die ISDN-Abschaltung?

 

Eigentlich ist ISDN eine vergleichsweise junge Technik. Erst vor 20 Jahren hat sich die ISDN-Telefonie flächendeckend durchgesetzt. Doch die damals hochgelobte Technik gilt als veraltet. Die VoIP-Technologie (VoIP = Voice over IP) hat in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht. Und nun sollen All-IP-Anschlüsse die bisherige ISDN-Technik und die noch wenigen verbliebenen analogen Anschlüsse ersetzen.

 

ISDN-Abschaltung.jpg

 

Warum wird ISDN abgeschaltet?

 

Es ist noch gar nicht lange her, da musste die Internetverbindung getrennt werden, wenn auf dem Anschluss telefoniert werden sollte. Denn es gab nur eine Leitung und die Vermittlung an den Knotenpunkten erfolgte analog. Diese Probleme wurden durch die digitale ISDN-Technik eliminiert. Seit 1995 sind ISDN-Anschlüsse in Deutschland flächendeckend erhältlich. Seitdem war es möglich, zeitgleich zu telefonieren und im Internet zu surfen. Außerdem hat sich die Einwahl- und Übertragungsgeschwindigkeit deutlich verbessert. Doch die technische Entwicklung ist seitdem in Siebenmeilenstiefeln fortgeschritten. ISDN hat mittlerweile folgende Nachteile:

 

  • Laut Telekom sind viele Ersatzteile für das ISDN-Netz oft nicht mehr erhältlich, weil sie nicht mehr produziert werden.
  • Zudem ist das Netz, das Telefonie und Datenübertragung parallel überträgt, sehr wartungsintensiv. Eine zentrale Steuerung ist nicht möglich.
  • Außerdem werden die Leitungen mit den Jahren immer störanfälliger, der Betrieb verursacht hohe Wartungs- und Instandhaltungskosten.

 

Mittlerweile ist es möglich, Sprache ebenso in einzelne Datenpakete zu zerlegen wie Musikdateien oder Filme. VoIP-Telefonie macht eine eigene Leitung für das Telefonieren überflüssig, zudem ist die Sprachqualität von VoIP der analogen deutlich überlegen.


Welche Vorteile bietet der kommende All-IP-Anschluss?

 

Von den fast 37 Millionen Festnetzanschlüssen in Deutschland (Stand 2015) ist bei der Mehrzahl der Kunden die Umstellung bereits erfolgt. Die restlichen rund 15 Millionen Telefonanschlüsse sollen nach dem Zeitplan der Telekom bis Ende des Jahres 2018 auf die All-IP-Technik umgestellt werden. Die neue Technik bietet unter anderem folgende Vorteile:

 

  • Die Steuerung des Netzes kann zentral erfolgen. Das senkt den Aufwand und die Kosten.
  • Während bei der ISDN-Technik immer ein Teil der Netzkapazität für die Sprachübertragung bereitgehalten werden musste, kann das Netz in Zukunft entsprechend des tatsächlichen Bedarfs genutzt werden. Damit wird keine ungenutzte Bandbreite mehr blockiert. Die möglichen Übertragungsraten können besser genutzt werden.
  • Nutzer profitieren von einer deutlich verbesserten Sprachqualität, wenn beide Gesprächspartner HD-fähige Telefone nutzen. Mittlerweile versehen Anbieter wie Fritzbox die VoIP-Telefonie mit einem künstlichen Grundrauschen, damit die Teilnehmer in Gesprächspausen wissen, dass die Leitung funktioniert.
  • Ein Festnetztelefon ist zum Telefonieren nicht nötig. Über WLAN kann das Festnetz auch mit dem Smartphone genutzt werden.
  • DSL-Splitter und der NTBA und entsprechende Verkabelung werden mit der neuen Technik nicht mehr gebraucht, Kunden können sich so über weniger Kabelchaos freuen.

 

so funktioniert All-IP-Telekom.jpg

Quelle: Telekom

 

Umrüstung bestehender Anlagen nötig

 

Bei allen Vorteilen bringt die neue Technik auch ein paar Nachteile mit sich, die bei Störungen ins Gewicht fallen:

 

  • Fällt die Internetverbindung aus, können Sie nicht einfach den Kundendienst anrufen – es sei denn, Sie nutzen Ihr Handy. Denn bei einer Störung in der Leitung sind Surfen und Telefonieren nicht mehr möglich.
  • Bei einem Stromausfall ist auch die Leitung tot. Anders als bei der analogen und der ISDN-Technik erfolgt die Stromversorgung nicht mehr über die Telefonleitungen.

 

Viele Kunden benötigen neue Router und teilweise auch neue Telefonanlagen, um nach der Umstellung erreichbar zu bleiben. So ärgerlich es häufig ist, wenn die bisherige Technik nicht zu den neuen Anschlüssen passt: Die Umstellung bedeutet auch eine Chance. Notrufsysteme für Senioren benötigen innovative Konzepte, um auch bei Stromausfall zu funktionieren. Anbieter von Telefonanlagen und Netzwerktechnik profitieren von einer steigenden Nachfrage. Techniker, die alte Anlagen für die neuen All-IP-Anschlüsse fit machen, können sich über Aufträge freuen.


All-IP verbessert die Erreichbarkeit von Mitarbeitern

 

Auch Unternehmen aus anderen Branchen profitieren langfristig von der Umstellung. Die neue Technik macht es möglich, Tablets und Smartphones einfach und komfortabel in die täglichen Arbeitsabläufe zu integrieren. Ein Unternehmensstandort benötigt nur noch einen Telefonanschluss und erhält nur noch eine Rechnung. Die einfache Mitnahme von Telefonnummern an einen anderen Arbeitsplatz im Unternehmen verbessert die Erreichbarkeit von Mitarbeitern und aufwendiges Verbinden entfällt. Die Umstellung gelingt in der Regel ohne Schwierigkeiten und unter Nutzung aller Vorteile, wenn Unternehmen auf den richtigen Partner setzen. Viele Firmen bieten mittlerweile maßgeschneiderte Lösungen an – für kleine Unternehmen mit bis zu 20 Telefonarbeitsplätzen bis hin zum Großkonzern mit Tausenden Mitarbeitern an einem Standort.

 

Fazit:

 

  • Ende 2018 ist für analoge und für ISDN-Telefonanschlüsse Schluss.
  • Die All-IP-Technik ersetzt dann die veralteten ISDN-Anschlüsse.
  • Damit werden die Wartungskosten gesenkt und das Netz wird besser ausgenutzt.
  • Allerdings bleiben bei Störungen in der Internet-Leitung oder bei Stromausfall die Telefone „tot“.

 

Ist Ihr privater Festnetzanschluss bereits auf die neue Technik umgestellt? Hat Ihr Unternehmen die Umstellung bereits erfolgreich vollzogen? Welche Erfahrungen haben Sie gemacht? Gab es Schwierigkeiten oder hat der Umstieg problemlos funktioniert? Diskutieren Sie mit uns und unseren Lesern.

8 Kommentare

Regelmäßiger Autor

Telefonieren ist heute nur noch eine von mehreren Arten des Datenaustauschs über ein Netz, darum macht es Sinn, alles zu integrieren. Eins ist allerdings Murks: das Telefonieren mit Handy über WLAN. Nach meiner Erfahrung ist die Übertragung verzögert und die Tonqualität schlecht.


Häufiger Besucher

Wir haben unsere Firme letzte Jahr direkt auf einen Anbieter der Anschluss und Telefonanlage aus der Cloud anbietet umgestellt. Für das was wir früher an ISDN Grundgebühren gezahlt haben bekommen wir jetzt bei der Deutschen Telefon Standart AG die ganze Telefonanalage inkl. IP Anschluss als Dienst aus einer Hand (IP Centerxx). Bin mal gespannt wann die Firma an die Böre geht . Vieleicht kann man ja über Cortal zeichnen....

 

PS: Wenn die Internet Leitung wegfällt ist die Leitung nicht "tot", sondern werden automatisch auf das Handy geleitet!!!!


Regelmäßiger Autor

Ich bin etwas ratlos was Kunden der Telekom, die eine ISDN-Telefonanlage (Ackermann Euracom) im Keller zu hängen haben. Ich habe per Telefonleitung eine Dose im EG, daran hängt die Fritzbox. Der Rest der Verteilung geht per Schraubverbindungen-Dosen auf ISDN- und Analogtelefone. Wenn ich nun die Fritzbox in den Keller stelle, kann ich zwar die Telefonie aufrecht erhalten aber im Büro habe ich dann keinen Internetanschluß mehr. Könnte ich einfach eine zweite Fitzbox an die erste Hängen und im Büro über die Steckdose diese verbinden? Das W-LAN wird auch aus dem Keller nicht ins ganze Haus reichen. Mit Repeater das ist nicht so des Gelbe vom Ei! Und PowerLine funktioniert twar meistens, aber häufig fällt es aus - muß dann den PL-Startpunkt (Basis) kurz ausstecken und wieder rein.


Regelmäßiger Autor

@TradervomSee

 

Mein Elektriker hat mir den richtigen Tipp zur Umstellung auf IP-Telefonie gegeben:

 

1) ISDN-Telefonanlage im Keller rausschmeißen und durch die FritzBox ersetzen. Wenn es eine 7490 ist, kann man dort immer noch ein ISDN-Telefon über die Hausleitung anschließen. Sonst nur über DECT telefonieren, das ist mit der FritzBox im Keller kein Problem.

 

2) Bestehende Telefonleitungen kann man dazu benutzen, Geräte im Haus am LAN-Anschluss der FritzBox zu betreiben, z.B. den PC im Büro. Die Telefondose in meinem Büro haben wir einfach zu einer LAN-Dose umfunktioniert. Klappt prima, und ich habe schnelles Internet ohne störanfälliges WLAN.


Häufiger Besucher

angesichts meines fortgeschrittenen Alters bin ich begeistert von dieser 2. technischen Revolution, ich bin dankbar dafür, das erleben zu können


Regelmäßiger Autor

Der Tipp Deines Elektrikers hilft aus verschiedenen Gründen nicht weiter:

 

a) die Telefonleitungen haben blanke Drahtenden - wie soll man die an der FritzBox anschließen - dazu bedarf es LAN-Stecker.

b) die Telefonleitungen entsprechen nicht dem was ein LAN-Netz an Leitungen benötigt

c) Die Telefone im Haus sind alle verkabelt und werden sicherlich nicht durch "Funkgeräte" ersetzt

 

Es wird also - falls nicht Auerswald oder Elmeg aufwachen und eine IP-Telefonanlage anbieten mit Schraubanschlüssen - darauf hinauslaufen, daß die FritzBox vor die Euracom geschaltet wird und zusätzlich IP-Kabel vom Keller ins Büro und PC-Zimmer gezogen werden müssen - da W-LAN was für Hasenställe aber nicht herrschaftliche Häuser ist!


Regelmäßiger Autor

@TradervomSee

Jo, bitte.


Aufsteiger

Ja, Alles ganz toll: Seit der Umstellung funktioniert Fax-Versand nicht mehr (Empfang auf Umwegen: Im Kundencenter wird die Nummer auf Email gelegt...). Die Telekom nehme ich pseudo-bemüht wahr. Das wird für viele Büros/SOHO´s noch ein böses Erwachen geben...