Bis Ende 2018 werden alle Telefonanschlüsse auf die neue All-IP-Technik umgestellt. Was bringt die ISDN-Abschaltung?
Eigentlich ist ISDN eine vergleichsweise junge Technik. Erst vor 20 Jahren hat sich die ISDN-Telefonie flächendeckend durchgesetzt. Doch die damals hochgelobte Technik gilt als veraltet. Die VoIP-Technologie (VoIP = Voice over IP) hat in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht. Und nun sollen All-IP-Anschlüsse die bisherige ISDN-Technik und die noch wenigen verbliebenen analogen Anschlüsse ersetzen.
Warum wird ISDN abgeschaltet?
Es ist noch gar nicht lange her, da musste die Internetverbindung getrennt werden, wenn auf dem Anschluss telefoniert werden sollte. Denn es gab nur eine Leitung und die Vermittlung an den Knotenpunkten erfolgte analog. Diese Probleme wurden durch die digitale ISDN-Technik eliminiert. Seit 1995 sind ISDN-Anschlüsse in Deutschland flächendeckend erhältlich. Seitdem war es möglich, zeitgleich zu telefonieren und im Internet zu surfen. Außerdem hat sich die Einwahl- und Übertragungsgeschwindigkeit deutlich verbessert. Doch die technische Entwicklung ist seitdem in Siebenmeilenstiefeln fortgeschritten. ISDN hat mittlerweile folgende Nachteile:
- Laut Telekom sind viele Ersatzteile für das ISDN-Netz oft nicht mehr erhältlich, weil sie nicht mehr produziert werden.
- Zudem ist das Netz, das Telefonie und Datenübertragung parallel überträgt, sehr wartungsintensiv. Eine zentrale Steuerung ist nicht möglich.
- Außerdem werden die Leitungen mit den Jahren immer störanfälliger, der Betrieb verursacht hohe Wartungs- und Instandhaltungskosten.
Mittlerweile ist es möglich, Sprache ebenso in einzelne Datenpakete zu zerlegen wie Musikdateien oder Filme. VoIP-Telefonie macht eine eigene Leitung für das Telefonieren überflüssig, zudem ist die Sprachqualität von VoIP der analogen deutlich überlegen.
Welche Vorteile bietet der kommende All-IP-Anschluss?
Von den fast 37 Millionen Festnetzanschlüssen in Deutschland (Stand 2015) ist bei der Mehrzahl der Kunden die Umstellung bereits erfolgt. Die restlichen rund 15 Millionen Telefonanschlüsse sollen nach dem Zeitplan der Telekom bis Ende des Jahres 2018 auf die All-IP-Technik umgestellt werden. Die neue Technik bietet unter anderem folgende Vorteile:
- Die Steuerung des Netzes kann zentral erfolgen. Das senkt den Aufwand und die Kosten.
- Während bei der ISDN-Technik immer ein Teil der Netzkapazität für die Sprachübertragung bereitgehalten werden musste, kann das Netz in Zukunft entsprechend des tatsächlichen Bedarfs genutzt werden. Damit wird keine ungenutzte Bandbreite mehr blockiert. Die möglichen Übertragungsraten können besser genutzt werden.
- Nutzer profitieren von einer deutlich verbesserten Sprachqualität, wenn beide Gesprächspartner HD-fähige Telefone nutzen. Mittlerweile versehen Anbieter wie Fritzbox die VoIP-Telefonie mit einem künstlichen Grundrauschen, damit die Teilnehmer in Gesprächspausen wissen, dass die Leitung funktioniert.
- Ein Festnetztelefon ist zum Telefonieren nicht nötig. Über WLAN kann das Festnetz auch mit dem Smartphone genutzt werden.
- DSL-Splitter und der NTBA und entsprechende Verkabelung werden mit der neuen Technik nicht mehr gebraucht, Kunden können sich so über weniger Kabelchaos freuen.
Quelle: Telekom
Umrüstung bestehender Anlagen nötig
Bei allen Vorteilen bringt die neue Technik auch ein paar Nachteile mit sich, die bei Störungen ins Gewicht fallen:
- Fällt die Internetverbindung aus, können Sie nicht einfach den Kundendienst anrufen – es sei denn, Sie nutzen Ihr Handy. Denn bei einer Störung in der Leitung sind Surfen und Telefonieren nicht mehr möglich.
- Bei einem Stromausfall ist auch die Leitung tot. Anders als bei der analogen und der ISDN-Technik erfolgt die Stromversorgung nicht mehr über die Telefonleitungen.
Viele Kunden benötigen neue Router und teilweise auch neue Telefonanlagen, um nach der Umstellung erreichbar zu bleiben. So ärgerlich es häufig ist, wenn die bisherige Technik nicht zu den neuen Anschlüssen passt: Die Umstellung bedeutet auch eine Chance. Notrufsysteme für Senioren benötigen innovative Konzepte, um auch bei Stromausfall zu funktionieren. Anbieter von Telefonanlagen und Netzwerktechnik profitieren von einer steigenden Nachfrage. Techniker, die alte Anlagen für die neuen All-IP-Anschlüsse fit machen, können sich über Aufträge freuen.
All-IP verbessert die Erreichbarkeit von Mitarbeitern
Auch Unternehmen aus anderen Branchen profitieren langfristig von der Umstellung. Die neue Technik macht es möglich, Tablets und Smartphones einfach und komfortabel in die täglichen Arbeitsabläufe zu integrieren. Ein Unternehmensstandort benötigt nur noch einen Telefonanschluss und erhält nur noch eine Rechnung. Die einfache Mitnahme von Telefonnummern an einen anderen Arbeitsplatz im Unternehmen verbessert die Erreichbarkeit von Mitarbeitern und aufwendiges Verbinden entfällt. Die Umstellung gelingt in der Regel ohne Schwierigkeiten und unter Nutzung aller Vorteile, wenn Unternehmen auf den richtigen Partner setzen. Viele Firmen bieten mittlerweile maßgeschneiderte Lösungen an – für kleine Unternehmen mit bis zu 20 Telefonarbeitsplätzen bis hin zum Großkonzern mit Tausenden Mitarbeitern an einem Standort.
Fazit:
- Ende 2018 ist für analoge und für ISDN-Telefonanschlüsse Schluss.
- Die All-IP-Technik ersetzt dann die veralteten ISDN-Anschlüsse.
- Damit werden die Wartungskosten gesenkt und das Netz wird besser ausgenutzt.
- Allerdings bleiben bei Störungen in der Internet-Leitung oder bei Stromausfall die Telefone „tot“.
Ist Ihr privater Festnetzanschluss bereits auf die neue Technik umgestellt? Hat Ihr Unternehmen die Umstellung bereits erfolgreich vollzogen? Welche Erfahrungen haben Sie gemacht? Gab es Schwierigkeiten oder hat der Umstieg problemlos funktioniert? Diskutieren Sie mit uns und unseren Lesern.