Ich reise seit meinem zwanzigsten Lebensjahr. In den 60ern sind wir ohne Geld einfach per Anhalter nach Amsterdam oder Istanbul gereist. Nun habe ich das sechzigste Lebensjahr weit überschritten. Ich reise noch immer aber nicht mehr als Anhalter. Nur einmal habe ich die wirtschaftlich stärksten Länder besucht. Ich finde es eklig wenn andere Länder die Einreise vom finanziellen Status abhängig machen. Aber auch Länder welche Touristen mit einer Sondersteuer abkassieren, z.B. beim Besuch des Taj Mahals, finde ich diskriminierend. Die Welt und deren Sehenswürdigkeiten sind für alle da. Dieser Grundgedanke wird von den meisten Menschen aus nationalistischen Gründen abgelehnt. Australien und die USA. welche mit hohen Sicherheitsleistungen und Bürokratie die Grenzen für einfache Menschen verschließen sollte man schon aus Solidarität nicht besuchen. Aber auch in ärmeren Ländern haben sich die Reise Gewohnheiten geändert. In Südamerika, dort habe ich ein Jahr zugebracht, bin ich vielen Deutschen begegnet. Die meisten waren Volontäre. Die hatten Abitur oder studierten. Da haben die Eltern Geld bezahlt damit die Kinder im Ausland arbeiten dürfen. Nur 3 Europäern bin ich begegnet welche kein Abitur hatten. Ich habe nichts gegen Abitur und Studium ganz im Gegenteil. Während vor 40 Jahren Reisende gemeinsam ein Hotel gesucht und danach gemeinsam was unternommen haben, grüßen sich heute die jungen Leute nicht mehr. Sie würdigen sich i. d. R. keines Blicks. Es kann passieren das in einem Dormitorium 20 Leute sitzen die sich gegenseitig ignorieren und stattdessen sich mit dem Handy spielen,stundenlang. Der Grund für dieses Verhalten liegt vermutlich am Geld. Solidarität auf Reisen ist deshalb nicht mehr notwendig. Wenn man Kohle hat lebt die Arroganz.
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