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Interpretation von Untersuchungsergebnissen für meine Masterthesis

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Gelegentlicher Autor
Beiträge: 5
Registriert: 25.03.2015

Liebe Community,

 

ich schreibe aktuell an meiner Masterthesis im Bereich Projektkulturmessung und haber verschiede Branchenkriterien erstellt und versucht durch Untersuchungen eine Aussage zu treffen, unter anderem habe ich versucht Konjunkturabhängigkeit innerhalb von Branchen zu definieren, bei den Ergebnissen sind jedoch einige Störungen aufgetreten, deren Interpretation mir persönlich einige Schwierigkeiten bereitet hat, daher wollte ich euch kurz um weitere Meinungen und Anregungen bitten, damit ich meine Sichtweise absichere.

 

Was habe ich gemacht, ich habe den Basiswert DAX verglichen mit Branchenindizes, auf unterschiedlichen Zeiträumen. Ich habe auch zwei nicht DAX basierte Indizes mit verglichen, das Problem war, dass es für den DAX keinen Index für Bergbau gibt der den Zeitraum abgedeckt hätte. Damit ich hierbei jedoch nicht bereits dem ersten Trugschluß erliege habe ich mich abgesichert und das Verhalten des DAX verglichen mit dem Verhalten des Nikkei 225, NASDAQ und EURO STOXX 50, was mir deutlich gezeigt hat, dass zumindest die Tendenzen eindeutig gleich sind. Was war die Idee, ich werde sehen ob ein Wert mehr oder weniger ausschlägt als der DAX und dies würde wie sonst der beta Wert welcher langfristig jedoch nicht zur Verfügung steht, eine Aussage über die konjunkturellen Einflüsse ergeben. Ich hatte die Vermutung, dass die von mir zu untersuchende Bergbaubranche den Index massiv überzeichnet und war gespannt, was die Softwarebranche als zweites Untersuchungselement für ein Ergebnis liefern würde. Um meine Ergebnisse etwas abzusichern, habe ich zusätzlich noch einen Index für die Versicherungsbranche und einen Index für die Automobilzulieferbranche untersucht, was laut Literatur Paradebeispiele für Konjunkturabhängikeit in beiden Extremen sein müssten.

 

Die Zeiträume:

Dax.JPG

 

Das Untersuchungsergebnis:

Tabelle Indexkurse.JPG

 

Mein Versuch der Interpretation:

 

Im ersten untersuchten Zeitfenster zeigt sich deutlich die Weltweite Finanzkrise, alle untersuchten Werte haben hier deutliche Verluste erlitten, vergleicht man die Verluste mit den Verlusten des DAX, so zeigt sich die Softwarebranche als sehr krisensicher, mit 33,47 % hat sie deutlich weniger reagiert als der Basisindex. Bei der Bergbaubranche zeigt sich ein deutlicher Ausschlag, zwar nicht sehr viel über dem des DAX aber eine deutlich stärkere Reaktion als die Softwarebranche. Dies führte auch dazu, dass die BHP Billiton ihren Mega-Deal zur Übernahme von Rio Tinto absagen musste, ein deutlich Zeichen, wenn eine wohl vorbereitete Übernahme einzig daran scheitert, wie sich die Weltkonjunktur entwickelt.[1] An dieser Stelle sei bereits angemerkt, die K+S AG als Einzelunternehmen ist für diese Messung nicht tatsächlich aussagekräftig, da sie immer unternehmensindividuellen Sondereffekten unterliegt, die den Kurs deutlich beeinflussen können. Dies zeigt sich sehr schön im letzten Zeitraum, als die K+S AG dem Einbruch trotzt und eine kleine positive Entwicklung vorzuweisen hat, hier ist die Ursache vermutlich im Übernahmeangebot durch die kanadische Potash begründet.[2] Die Aktie wurde lediglich mit untersucht, damit die grobe Tendenz der nicht auf dem Basiskurs DAX basierten Minen Indizes überprüft werden kann. Abschließend zum ersten Zeitraum fällt jedoch auf, dass die Versicherungsbranche deutlich stärker ausschlägt, als die Automobilzulieferer, grundsätzlich liegt die Vermutung nahe, dass dies dadurch begründet ist, dass durch die Immobilienkrise 08 / 09 enorme Werte vernichtet wurden, die auch hohe Ausfälle bei den Versicherungen verursacht haben. Im anschließenden Zeitraum zwei, erholen sich die Branchen geschlossen, was auch der Leitindex so vorgibt. Die Software- und Bergbaubranche übertrifft die DAX-Performance hierbei mit teilweise über 90 %, was eindeutig darauf hinweist, dass beide Branchen sehr stark auf den allgemeinen Aufschwung reagiert haben. Erneut erstaunlich ist, dass sowohl die Versicherungs- wie auch die Automobilzulieferbranche keinen Unterschied aufweisen, nach Literatur war zu erwarten, dass sich die Automobilzulieferer deutlicher erholen als die Versicherer. Besondere Kuriosität erhält dieser Umstand im dritten Zeitfenster, wo die Versicherer sich sogar besser erholen können als die Automobilzulieferer, welche jedoch auch deutlich über dem DAX performen. Die Softwarebranche bleibt ihrem Kurs treu und gehört wieder zu den größten Gewinnern. Das eigentlich erstaunliche im dritten Zeitraum ist, dass die Minenunternehmen geschlossen Kursverluste ausweisen. Dieses Verhalten ist zunächst sonderbar und könnte sich daran erklären lassen, dass die Weltwirtschaft nicht so gesund ist wie uns vorgegaukelt wird. Es muss befürchtet werden, dass die aktuellen Werte der Indizes auch das Ergebnis der regulierenden Eingriffe in die Wirtschaft durch die Notenbanken sind. Die Rohstoffpreise sind seit 2011 bis heute kontinuierlich gefallen und haben somit nicht das Bild der weltwirtschaftlichen Entwicklung wiedergespiegelt.[3] Eventuell ist die tatsächliche Weltkonjunktur in den Rohstoffpreisen ehrlicher wiedergegeben als in den Aktienindizes, die aufgrund der lockeren Geldpolitik und des Zinsverfalls nahezu alternativlose Anlageformen für die weltweiten Geldströme waren. Im letzten und deutlich kürzesten Zeitabschnitt zeichnet sich das von der Literatur vorhergesagt Bild wieder per excellence ab, die Automobilzuliefer- und Bergbaubranche als konjunkturabhängige Branchen reagieren auf den Einbruch wesentlich extremer als die Versicherungsbrache, der DAX liegt im Durchschnitt dieser Werte, lediglich die Softwarebranche beweist ihre Krisenstandhaftigkeit und passt nicht so ganz ins Bild.

 

Die Rückschlüsse aus den gewonnen Daten sind nicht sehr einfach, während kurze Zeiträume anscheinend die vermutete Konjunkturabhängigkeit bestätigen, verwässert das Bild deutlich auf längeren Zeiträumen. Die Vermutung darf geäußert werden, dass die Eingriffe der Finanzbehörden in die weltweiten Märkte die natürlichen Geschehnisse aus ihren Bahnen heben. Als Fazit der Untersuchung sei angemerkt, die Softwarebranche scheint, den Verwerfungen am ehesten Widerstand leisten zu können und muss vermutlich auch die nächsten Jahre nicht damit rechnen, dass die Weltkonjunktur sich zu stark auf das operative und strategische Geschäft auswirkt. Die Bergbaubranche scheint die Weltkonjunktur ehrlicher nachzubilden als der Rest der Wirtschaft, zeigt jedoch enorme Ausschläge und Abhängigkeiten mit extremen Auswirkungen auf das operative wie strategische Geschäft. Die eigentliche Untersuchung, dass muss an dieser Stelle betont werden, wollte die Veränderungen der einzelnen Branchen mit den Veränderungen des DAX messen und aus dem über- oder unterzeichnen eine Konjunkturabhängigkeit ableiten, diese Untersuchung ist auf ganzer Linie gescheitert, was nach Literatur nicht zu erwarten war!

 

[1] (Kellner, 2009 S. 29)

[2] (Röder, et al., 2015)

[3] (Haidt, 2015)

 

 

 

Abschließende Bermerkungen:

 

Die Untersuchung war nicht für detaillierte Aussagen gedacht und sollte lediglich zeigen ob die Literatur recht hat, was ich vermutete, dem war aber zunächst nicht so. Ich freue mich von euch eine Einschätzung zu bekommen, ich möchte einen solchen Text nicht ohne Kommentare in meiner Masterthesis verwenden.

 

Mit freundlichem Gruß, verbleibe ich gespannt.

 

 

Lars Eberhardt

5 Antworten 5

Regelmäßiger Autor
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Verstehe ich richtig, dass Du vom Indexwert, der sich auf Aktienkurse bezieht, auf die "Gesundheit" von Branchen schließen möchtest?

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
Gelegentlicher Autor
Beiträge: 5
Registriert: 25.03.2015

Hallo,

 

nein, dann habe ich meine Frage nicht klar genug gestellt, bzw. meine Behauptung oder Ableitung.

 

Ich möchte im Prinzip überprüfen ob die Theorie zur Konjunkturabhängigkeit von Branchen gilt oder nicht, grundsätzlich bin ich davon ausgegangen, dass diese stimmt!

 

Wie misst man also Konjunkturabhängigkeit einer Branche, dies Frage war der Ausgang meiner Überlegung. In der Praxis wird hierfür gerne der "beta" Wert berechnet, dieser gibt an, wie sehr eine Aktie dem Ausschlag ihrer Basis folgt, sprich liegt der Wert >1 so würde dies bedeuten, dass die Aktie mehr reagiert als die Basis z.B. DAX. Es gibt für diese Messung jedoch keine Langzeitwerte und daher habe ich mir gedacht, bau ich schnell mal eine Tabelle und schau mir das an, wird schon passen, denn die Logik dahinter hätte ich nicht hinterfragt, es erschien mir logisch, dass die Versicherungsbranche und die Automobilzulieferer hier sicher eindeutig unter, bzw. über performen sollten. Unabhängig hiervon müsste die Rohstoffbranche definitiv in konjunkturell starken Zeiten ebenfalls deutlich über dem Anstieg von DAX, NASDAQ usw. liegen. Ich habe damit gerechnet, dass es Verzögerungen gibt, bis die Konjunktur sich niederschlägt usw., womit ich jedoch nicht gerechnet habe ist das Bild wie es sich jetzt zeichnet. Es gibt hierfür eben keine Erklärung die der Theorie folgt, also muss folgendens passiert sein:

 

Möglichkeit 1: Ich habe **bleep** gemessen, man darf das so nicht machen, usw., ist okay akzeptiere ich, dann will ich aber auch wissen, warum deshalb steht der Beitrag hier!!!

 

Möglichkeit 2: Die Erklärungen die ich mir zusammengesucht habe und versucht habe herauszuarbeiten usw. treffen den Kern des Problems grundsätzlich, was denkt ihr?

 

Möglichkeit 3: Man darf das so messen wie ich das probiert habe, die Tendenz müsste trotzdem erkennbar sein, aber meine Interpretation ist **bleep** und es ist alles voll logisch usw., weil ... ! Dann würde mich das weil interessieren.

 

Abschließende Bemerkung:

Ich handele jetzt auch schon mehrere Jahre mit Aktien und habe mich durchaus dafür interessiert wie unsere globalen Weltmärkte funktionieren. Für meine Masterarbeit ist das einfach ein Versuch etwas zu hinterfragen, wenn ich wollte könnte ich das rausschmeißen und nur die Literatur erwähnen und daraus meine Schlüsse ziehen, will ich aber nicht, ich will wissen, warum das nicht funktioniert, alleine schon aus Eigeninteresse, ich will meinen Fehler verstehen und oder meine Interpretation hinterfragen, bzw. neue Meinungen hören. Ob eine Branche "Gesund" ist usw. was eventuell oben steht, kommt dann daher, dass ich bereits vorher viele Dinge untersucht habe, die solche labidare Schlüsse im Nachgang eben zulassen, war vielleicht nicht optimal das hier reinkopieren wie in der Arbeit, aber ich wollte eben meine Interpretation so stehen lassen wie ich sie unterschreiben würde, bzw. als meine aktuelle Wahrheit akzeptiert habe.

 

Gruß

 

 

Lars

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
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Hallo Lars,

 

wie ist denn deine Definition von Konturabhängigkeit?

 

Was heißt, "eine Branche ist konjunkturabhängig"?

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
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Registriert: 25.03.2015

Die Frage nach der Konjunkturabhängigkeit ist entscheident, ich habe zunächst die Literatur hierzu studiert, dabei lässt sich grob sagen, dass Konjunkturabhängigkeit immer dann besteht, wenn eine Branche auf konjunkturelle Veränderungen mit ihren Kennzahlen also Umsatz, Gewinn, ROI usw. reagiert. Je stärker die Reaktion, desto konjunkturabhängiger ist die Branche. Es gibt Branchen die nach Literatur sehr schnell auf die Konjunktur reagieren, dies sind frühzyklische Branchen, hierzu gehören nach Literatur die Autobauer und Zulieferbetriebe und Branchen die spätzyklisch reagieren wie etwa der Bergbau. Rohstoffpreise reagieren grundsätzlich spätzyklisch also am Ende von Boomphasen auf die Konjunktur. Die Reaktion bei den spätzyklischen Branchen ist meist komplex und schwer vorher zu sehen. Es gibt aber auch Branchen, die sehr wenig auf die Konjunktur reagieren, z.B. Versicherungen und Softwareunternehmen wie SAP, da die Produkte selbst langfristig gehalten werden und oft monatlich bezahlt werden. Es kommt vermutlich niemand auf die Idee seine SAP Software nach einem Konjunktureinbruch zu kündigen, lieber entlasse ich eben 30 Zeitarbeiter, weil diese Maßnahme weniger komplex ist. 

 

Theorie und Literatur sind schön, ich wollte eben auch einmal eine praktische Anwendung hierfür herbeiführen und habe eben diese Konjunkturabhängigkeit gemessen mit den beschriebenen Mitteln, grundsätzlich sehe ich kein Problem darin den DAX als durchschnittliche Summe aller Umsätze und Gewinne der Aktienunternehmen zu sehen, genauso sehe ich die Branchenindizies als durchschnittliche Summe aller Umsätze und Gewinne innerhalb der Branchen. Sprich weisen beide Werte den gleichen Ausschlag auf, so gilt durchschnittlich Konjunkturabhängig, weisen sie Unterschiede auf, so gilt konjunktureller Einfluss höher oder niedriger. 

 

Die Messung passt aber eben nicht zu diesen Vorhersagen. Die Minenaktien verlieren, wie eben auch die Rohstoffpreise, was darauf hinweist, dass wir keine hochkonjunkturelle Phase haben und eben auch noch von dieser entfernt sind, der DAX mit einem Allzeithoch spricht hier aber eine andere Sprache. Die selben Verwerfungen kann man bei Versicherungen und Automobilzulieferern sehen, die ohne erkennbare Unterschiede stark zugelegt haben. Beim Versicherungsindex kommt noch hinzu, dass dies geschehen ist, obwohl gerade die Direktversicherer, sehr stark zinsabhängig sind und die sind aktuell wie bekannt ist nicht berauschend! Die große Frage ist warum passiert dies und lässt sich dann überhaupt noch eine Konjunkturabhängigkeit definieren, deren Basis schon in der Grunddefinition eben jene Werte sind die eigentlich die Indizes direkt beeinflussen sollten?

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
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Eine Abhängigkeit muss sich nicht immer in proportionalen Zusammenhängen zeigen.

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