Die Corona-Pandemie schlage die Finanzmärkte in den Bann. Obwohl es bislang außer in Bezug auf China keine handfesten Hinweise auf die realwirtschaftlichen Auswirkungen der Grippewelle gebe, hätten sich Angst und Verunsicherung durch die Kapitalmärkte gepflügt, so die Ökonomen der DZ Bank. Die Aktienmärkte hätten gut 10 Prozent verloren, die US-Notenbank habe überraschend die Zinsen um 50 Basispunkte gesenkt und die Renditen seien nahe am Allzeittief. Die Finanzmärkte hätten eine deutliche wirtschaftliche Abschwächung eingepreist, wenn nicht mehr.
Die zunehmenden Sorgen über einen Zusammenbruch der Weltwirtschaft oder zumindest eine deutliche Verlangsamung der weltweiten wirtschaftlichen Aktivität spiegelten sich auch in spürbaren Prognosesenkungen wider. Während sich diese Entwicklung in den harten wirtschaftlichen Daten aus Europa oder den USA bislang noch nicht abzeichne, gebe zumindest die hohe Zahl an abgesagten Großveranstaltungen hier einen ersten Eindruck, dass es zu einer wirtschaftlichen Abschwächung kommen dürfte.
Die Unsicherheit über die Folgen der Grippewelle sei weiterhin sehr hoch. Die Finanzmärkte hätten aber bereits viel vorweggenommen, was sich auf der realwirtschaftlichen Seite erst noch ergeben müsse. Daher solle man auf weitere Schreckensszenarien nicht mit Hektik reagieren, sondern der Realität auch etwas Raum geben, so der Rat der Experten.
Für den Augenblick gelte, die weitere Entwicklung rund um das Virus abzuwarten und kühlen Kopf zu bewahren. Je tiefer die Kurse fielen, desto günstiger werde gleichzeitig der Einstieg. Gerade Privatanleger sollten tiefe Kurse zum Kauf nutzen, weil sie - im Gegensatz zu vielen professionellen Anlegern - einen sehr langen Anlagehorizont hätten, meist bis zur Rente, und keinen jährlich abgrenzbaren Anlageerfolg ausweisen müssten.
Bis die Unternehmen die aus dem Corona-Virus resultierenden Negativeffekte offenlegten, dürften wohl noch einige Wochen vergehen. Ein Großteil der Folgewirkungen dürfte erst Anfang April nach Abschluss des Jahresauftaktquartals feststehen und bekanntgegeben werden.
Die DZ erwartet eine Erholung der Konjunktur im zweiten Halbjahr. Diese dürfte auch die Aktienmärkte wieder stärker beflügeln, zumal das Liquiditätsumfeld für die Finanzmärkte infolge umfangreicher Stimuli durch die Notenbanken freundlich bleibe.
Die Indexprognosen für den Euro-Stoxx-50 und den DAX per Jahresende 2020 von 3.700 bzw 13.200 Punkten blieben unverändert, nachdem man bereits seit dem Oktober vergangenen Jahres mit einer sehr defensiven Markteinschätzung unterwegs gewesen sei und für das Aktienmarktjahr 2020 nur geringe Erwartungen formuliert habe.
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