Liebes Forum,
bin seit 3 Jahren über ETFs investiert und dank der wunderbaren Einkaufsgelegenheit durch Corona ist mein Depot mittlerweile im kleinen 6stelligen Bereich angekommen. Eigentlich bin ich mit meiner Ausrichtung absolut zufrieden und kann ruhig schlafen (45% S&P500, 30% EM, 15% World-IT, 10% HealthCare), jedoch müßte ich eigentlich die IT-Position ausbalancieren, da sich diese überproportional gut entwickelt hat. Wenn ich aber auch nur ein Drittel davon auflöse, würde eine vierstellige Summe durch Kapitalertragssteuern fällig.
Also lasse ich das Rebalancing?! Wer springt schon im vollen Galopp vom goldenen Gaul? Oder wie handhabt ihr das?
Lieber 25% von x als 25% von (x-y) oder nix. (frei nach Peer Steinbrück, BMF a. D.)
Hallo, @rockstar ,
steuerliche Erwägungen bei der Kapitalanlage spielen für mich eine sehr untergeordnete Rolle, speziell bei Wertpapieren.
Da die Höhe der Abgeltungssteuer eine direkte Funktion des erzielten Gewinns ist, zahle ich sie gerne, und je mehr, desto lieber (Zahle willig, zahle froh - zahlen musst Du sowieso. Anonymus).
Dein volatiler goldener IT-Gaul wird auf dem Weg nach oben gelegentlich zum Saufen stehen bleiben, vor einem Hindernis scheuen, oder gar auf den Hinterhufen kehrt machen. Dadurch ergeben sich immer wieder Gelegenheiten zum Rebalancing.
Liebr @stocksour ,
grundsätzlich ist es schön, möglichst viel Kapitalertragssteuern zahlen zu müssen. Andererseits geht es eben nur um ein Rebalancing, nicht um eine komplette Neuausrichtung auf Grund von geänderten wirtschaftlichen Voraussetzungen. Von daher überlege ich schon, ob mir das Rebalancing wirklich die vierstellige Steuersumme zum jetzigen Zeitpunkt wert ist - vor allem, weil es am Ende nur um eine Verlagerung von 7500€ geht... ich denke da auch an den Zinseszins-Effekt, denn mein Depot soll noch 20 Jahre laufen.
Zum World-IT: ja, der Aufbau des Index entspricht nicht der "Norm" des diversifizierten Investierens. Das tut ein Dax-ETF aber auch nicht. Mittlerweile kann ich es aber nicht mehr hören, denn die Performance spricht letztlich für die IT. Volatil ist daran gar nichts mehr, wie Corona in beeindruckender Weise gezeigt hat. Die IT-Titel sind deutlich weniger stark eingeknickt als alle anderen und haben sich nicht nur deutlich schneller, sondern auch überproportional deutlich erholt.
Wir stecken in der größten Wirtschaftskrise seit dem 2. Weltkrieg und für den IT-Bereich war Corona Ende Juni/Anfang Juli abgehakt. Die Zukunftsaussichten sind herausragend, die Firmen hochprofitabel und ich bin der Meinung, dass wir erst am Anfang der digitalen Revolution stehen. Von daher: volatil ist der World-IT nicht wirklich, da ist bei vielen die DotCom-Krise noch im Hinterkopf. Aber natürlich, es ist auch bei mir nur eine Beimischung - war mal als 10%iger Anteil gedacht, mittlerweile ist es aber deutlich mehr und deshalb die Rebalancing-Überlegung.
Aber ich lasse es laufen.
Hallo @rockstar ,
.....zitiere aus deinem Post.....
".....wir stecken in der größten Wirtschaftskrise seit dem 2. Weltkrieg und für den IT-Bereich war Corona Ende Juni/Anfang Juli abgehakt. Die Zukunftsaussichten sind herausragend, die Firmen hochprofitabel und ich bin der Meinung, dass wir erst am Anfang der digitalen Revolution stehen....."
Wenn du dieser Meinung bist, dann würde ich auch kein Rebalancing vornehmen, weil du dich wohl eher um Performance-Chancen bringen würdest.....Also laufen lassen; das hast du ja schon selbst beantwortet.
Irgendwann wird der Fiskus ja mal etwas von dir abbekommen; wenn nicht von dir, dann halt von den Erben usw.....
LG
onra
Das, was du wg. des "volatilen" IT-ETFs schriebst, hat mir jetzt keine Ruhe gelassen und ich habe nachgesehen. Vom Gefühl her schwankt der nämlich gar nicht so stark, aber das kann täuschen. Also müssen harte Zahlen her. Hier in den consorsbank-Daten ist für den WorldIT-ETF von xtrackers eine Volatilität von 18,39% für den 5-Jahreszeitraum angegeben, die vom iShares core MSCI World beträgt 15,16%. Das ist nur ein minimaler Unterschied, der mir egal ist. Von "hochvolatil" kann aber definitiv keine Rede sein. Volatilität steht ja nicht nur für den Weg nach unten, sondern auch für den Weg nach oben.
Performance übrigens 196,96% vs. 67,34%. Dafür nehme ich gerne 3,23% mehr Kursschwankung in Kauf.
Ja, das stimmt. Investieren ist auch immer eine individuelle Angelegenheit und mir persönlich macht ein schwankendes Umfeld nichts aus. Ich habe im März letzten Jahres keine Sekunde über's Verkaufen nachgedacht, sondern angefangen, woanders Liquidität freizuschaufeln. Als dann der DAX fast Buchwert erreicht hatte, war klar, dass es Zeit wurde, nachzukaufen (aber bloß nicht in Europa). Wenn die anderen Panik haben, soll man doch billig einsammeln... hat funktioniert!
Hallo, @rockstar ,
ich war gerade in der Anstalt ( demnächst hier oder in der ZDF-Mediathek), deshalb die Verzögerung.
Steuerlich betrachtet sind wir uns im Grundsatz einig; eine andere Sichtweise käme ausschließlich in Betracht, wenn beim zu versteuernden Einkommen die Günstigerprüfung ziehen würde. Ansonsten zahlt man die Abgeltungssteuer immer, egal wann.
Zu Deiner Fondsgewichtung hatte ich kein Wort geschrieben. 10-15 % IT-Anteil stören mich nicht im geringsten (in der o.g. "Anstalt" wird das übrigens voll bestätigt ...); sogar die dazu zu rechnenden zusätzlichen 18% (der 40% IT-Anteil im mit 45% gewichteten S&P 500, bezogen auf Dein Gesamtdepot) würden mir keine Sekunde den Schlaf rauben.
Bei Deinem Anlagehorizont von 20 Jahren sehe ich hinsichtlich Volatilität meine "Story vom Gaul" - danke für die Bildvorlage - mindestens drei mal Realität werden.
@rockstar , Deinen letzten Beitrag habe ich erst nach dem Absenden des meinigen gesehen - Zeitüberschneidung.
[off topic]
Hallo, @onra , sofern Du sie nicht gesehen hast, lege ich Dir die oben erwähnte Sendung ans Herz. Eines Deiner Spezialgebiete - Impfstoff etc. - wird darin hervorragend satirisch aufbereitet ...
okay, dann habe ich dich tatsächlich mißverstanden. Häufig schwingt ein negativer Unterton mit, wenn jemand "volatiler ETF" schreibt.
Natürlich sollen meine Branchen-ETFs zusätzlich Schwerpunkte zu den Standard-ETfs setzen. Deshalb nehme ich sie ja rein, wenn auch ursprünglich nur mit jeweils 10%.
Rebalancing ging bis ca. 40.000€ immer ganz gut mit den Sparraten, dann kam die Corona-Chance, mein extremes Nachkaufen und der aktuelle Performance-Sprung. Nun bewegen die Sparraten rein gar nichts mehr. Das Problem des Rebalancings wird sich aber in Zukunft ja eher noch verstärken - Asien holt nach einem lahmen Börsen-Jahrzehnt endlich auf und der IT-Sektor dürfte auch dieses Jahr überperformen. Das verschiebt sicherlich noch einiges in Richtung IT bei mir.
Europa habe ich gar nicht drin. Sollte hier irgendwann mal Zukunfts-Neuland in Sicht sein, werde ich umschichten müssen, Steuern hin oder her.
Adhoc-Info: Jeff Bezos schmeisst seinen CEO-Job hin. Ob es einen Volatilitätseffekt wie bei Alibaba/Jack Ma gibt?
Man wird sehen, nachbörslich gab der AMZN-Kurs binnen Sekundenbruchteilen nach der Meldung um über 3% nach ... passt aber schon wieder.