Immer mehr Landesregierungen untersagen Gendersprache in Schulen und in öffentlichen Einrichtungen. Immer mehr Parteien nehmen es als Punkt in ihr Programm auf.
Wir wollen keine Sprechpause und kein Schriftbild mit Sternen o.ä, und wir wollen auch keine gestelzt und affektiert klingenden Partizpien, die zudem das Problem gar nicht lösen (ist "ein Mitarbeitender" so viel gender-gerechter als "ein Mitarbeiter"?).
Konstruktiver Gegenvorschlag:
Beibehaltung des generischen Maskulinums, aber Unterstützung der geschlechtsneutralen Bedeutung des generischen Maskulinums durch eine öfter eingestreute Beidnennung.
Beispiel: Am Anfang eines Textes von "Kundinnen und Kunden" sprechen, im Verlauf dann von "Kunden", je nach Länge des Textes ab und zu auch wieder "Kundinnen und Kunden". Das ist eine normale Sprache, die jeder versteht, und die Geschlechtergerechtigkeit effektiv herstellt, ohne sich aufzudrängen. Auch bisher war immer klar, dass "Kunden" auch Frauen sein können, aber mit einer öfter eingestreuten Beidnennung wird diese Wahrnehmung aktiv unterstützt.
Ich möchte noch einen Ausschnitt aus der "Unendlichen Geschichte" von Michael Ende anhängen, in der das Prinzip in einem literarischen Text meisterhaft vorgeführt wird. Michael Ende hat hier der Gleichberechtigung sprachlich zugearbeitet.
Diese schöne Sprache sollte unser Leitbild sein!
Das Gräserne Meer, das hinter den Silberbergen lag, war viele, viele Tagereisen vom Elfenbeinturm entfernt. Es handelte sich um eine Prärie, die tatsächlich so weit und groß und flach war wie ein Meer. Saftiges Gras wuchs mannshoch, und wenn der Wind darüber hinstrich, zogen Wellen über die Ebene wie auf dem Ozean, und es rauschte wie Wasser.
Das Volk, das hier lebte, hieß "Die Grasleute" oder auch "Die Grünhäute". Sie hatten blauschwarze Haare, die auch von den Männern lang und manchmal in Zöpfen getragen wurden, und ihre Haut war von dunkelgrüner, ein wenig ins Bräunliche gehender Farbe – wie die der Oliven. Sie führten ein äußerst genügsames, strenges und hartes Leben, und ihre Kinder, Knaben wie Mädchen, wurden zur Tapferkeit, zur Großmut und zum Stolz erzogen. Sie mußten Hitze, Kälte und große Entbehrungen ertragen lernen und ihren Mut unter Beweis stellen. Das war nötig, denn die Grünhäute waren ein Volk von Jägern. Alles, was sie zum Leben brauchten, stellten sie entweder aus dem harten, faserigen Präriegras her, oder sie nahmen es von den Purpurbüffeln, die in riesigen Herden über das Gräserne Meer zogen.
Diese Purpurbüffel waren ungefähr doppelt so groß wie gewöhnliche Stiere oder Kühe, hatten ein langes, seidig glänzendes und purpurrotes Fell und gewaltige Hörner, deren Spitzen scharf und hart wie Dolche waren. Im allgemeinen waren sie friedlich, aber wenn sie Gefahr witterten oder sich angegriffen fühlten, dann konnten sie furchtbar werden wie eine Naturgewalt. Niemand, außer den Grünhäuten, hätte es wagen können, auf diese Tiere Jagd zu machen – und sie taten es obendrein nur mit Pfeil und Bogen. Sie bevorzugten den ritterlichen Kampf, und so geschah es oft, daß nicht das Tier, sondern der Jäger sein Leben lassen mußte. Die Grünhäute liebten und verehrten die Purpurbüffel und meinten, das Recht, sie zu töten, nur durch die Bereitschaft zu erwerben, von ihnen getötet zu werden.
Bis in dieses Land war die Nachricht von der Krankheit der Kindlichen Kaiserin und dem Verhängnis, das ganz Phantasien bedrohte, noch nicht gedrungen. Lange schon waren keine Reisenden mehr in die Zeltlager der Grünhäute gekommen. Das Gras wuchs saftiger denn je, die Tage waren hell und die Nächte voller Sterne. Alles schien gut.
Aber eines Tages erschien ein weißhaariger, alter Schwarz-Zentaur im Zeltlager. Sein Fell troff von Schweiß, er wirkte zu Tode erschöpft, und sein bärtiges Gesicht war mager und ausgezehrt. Auf dem Kopf trug er einen seltsamen Hut aus Binsengeflecht und um den Hals eine Kette, an der ein großes goldenes Amulett hing. Es war Caíron.
"Wo sind die Jäger und Jägerinnen?" schnaubte er, nahm den Hut ab und trocknete sich die Stirn.
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