Seit 2014 bietet die Deutsche Post den Messengerdienst SIMSme an. Doch der Erfolg hält sich in Grenzen.
SIMSme hat die Hoffnungen der Deutschen Post bislang auf der ganzen Linie enttäuscht: Der seit 2014 verfügbare Instant-Messaging-Dienst hat es zu keinem Zeitpunkt geschafft, eine nennenswerte Anzahl von Kunden für sich zu begeistern. Die Deutsche Post wagte sich mit der Dienstleistung auf einen Markt, den WhatsApp international konkurrenzlos beherrscht. Das US-amerikanische Unternehmen, das mittlerweile zum Facebook-Konzern gehört, brachte seinen Messenger-Dienst bereits 2009 heraus und war in Deutschland schon sehr populär, als die Deutsche Post ihren Vorstoß mit SIMSme wagte.
Quelle: Deutsche Post
Der Leistungsumfang von SIMSme
Diese enttäuschende Entwicklung ist durchaus zu bedauern, denn SIMSme bietet Kunden einen Service, der sich sehen lassen kann. SIMSme ermöglicht:
- den Austausch von Textnachrichten
- die Übermittlung von Bildern
- die Übertragung von Ton- und Videodateien
- die Information über Standortmerkmale.
Der Service steht privaten Usern kostenfrei zur Verfügung.
Dabei können Smartphone- und Tablet-User diese Dienstleistungen mobil nutzen. SIMSme war sowohl für iOS- und Android-Betriebssysteme als auch für Windows verfügbar. Doch im Februar 2017 stellte die Deutsche Post ihr Angebot für Windows-Betriebssysteme ein.
Hervorragende Verschlüsselung für die sichere Nutzung des Messenger-Dienstes
Wer SIMSme nutzt, kann sich, genau wie bei WhatsApp, zu Gruppen zusammenschließen. Diese können aus maximal 100 Usern bestehen. Die Deutsche Post legte bei der Konzeption von SIMSme sehr viel Wert auf die Schaffung von nutzerfreundlichen Sicherheitsstandards. Aus diesem Grund erfolgt bei jedem Versenden eines Inhaltes automatisch eine Verschlüsselung des Beitrags. Nur der Empfänger der Nachricht kann diese in unverschlüsseltem Zustand einsehen. Darüber hinaus haben Nutzer auch die Möglichkeit, Beiträge zu verschicken, bei denen, ähnlich wie bei Snapchat, nach Ablauf eines voreingestellten Zeitraums eine automatische Löschung stattfindet.
Nach den Enthüllungen über das Anzapfen von internationalen Internetplattformen und -messengern durch Geheimdienste wäre eigentlich zu erwarten, dass SIMSme mit einem Leistungsmerkmal besonders stark punkten kann: Die Speicherung und das Versenden der Daten erfolgen ausschließlich über Server, die in Deutschland betrieben werden. Doch auch diese durchaus beachtliche Produkteigenschaft trägt offensichtlich wenig zur Annahme und Verbreitung von SIMSme bei.
SIMSme Business als letzter Versuch, den Messenger-Dienst an den Mann zu bringen
Nachdem die Deutsche Post mit SIMSme bisher bei deutschen Privatkonsumenten gescheitert ist, versucht das Unternehmen jetzt, Geschäftskunden für seinen Messenger-Dienst zu gewinnen. Im Gegensatz zu dem Privatkundenangebot ist die Nutzung von SIMSme Business kostenpflichtig.
Der Launch des neuen Leistungsangebots für die professionelle Nutzung erfolgte mit großem Medienrummel. Unternehmen können über SIMSme Business Nachrichten mit einem Dateivolumen von bis zu jeweils 20 MB verschicken. Dabei kann das Versenden auch direkt aus der Cloud erfolgen. Eine komfortable Schnittstelle zwischen privatem und geschäftlichem SIMSme Bereich gehört ebenfalls zum Service. Für große Unternehmen bietet die Deutsche Post SIMSme Corporate an, das zusätzlich die folgenden Dienstleistungen umfasst:
- Nutzer-Management auf Backend-Basis
- Unternehmenseigenes Chat-System
- Corporate Branding
Keine Aktvierung von Nachfragepotenzialen bei deutschen Unternehmen
Die Reaktionen auf SIMSme Business und SIMSme Corporate sind ernüchternd: Deutsche Unternehmen fragen die Dienstleistung kaum an. Dies mag auch darin begründet sein, dass sich in vielen Betrieben ohne direkte Steuerung durch die Unternehmensleitung eine eigene Kommunikationskultur über das Smartphone entwickelt. Dabei nutzen Mitarbeiter WhatsApp nicht nur für private Zwecke, sondern auch, um sich mit ihren Kollegen schnell und unkompliziert über betriebliche beziehungsweise berufliche Themen auszutauschen.
Diese Art der Kommunikation erweist sich als äußerst effizient, gerade weil sie nicht durch das Management geregelt wird. Angestellte entwickeln auf diese Weise viel Engagement und Eigeninitiative für betriebliche Belange. Als Messenger-Dienst nutzen die Mitarbeiter dafür nahezu ausschließlich WhatsApp. Es erscheint fraglich, ob eine Einführung von SIMSme Business oder SIMSme Corporate per Top-Down-Anweisung vor diesem Hintergrund wirklich empfehlenswert ist. Darüber hinaus steht auch die Zurückhaltung deutscher Unternehmen, insbesondere aus dem Mittelstand, gegenüber neuen Kommunikationstechnologien einer weiten Verbreitung der Messenger-Dienste der Deutschen Post im Wege.
Die Zukunft von SIMSme – wie sind die Perspektiven?
Es ist derzeit nicht damit zu rechnen, dass die Deutsche Post mit SIMSme nachhaltigen Erfolg haben wird. Ähnlich wie das ernüchternde Schicksal von SchülerVZ, das als soziales Netzwerk gegen Facebook keine Chance hatte, beweist, sind nationale Kommunikationsplattformen momentan anscheinend nicht gefragt. Sollte sich diese grundlegende Markt-Tendenz ändern, steht dem Erfolg von SIMSme nichts im Weg.
Fazit:
- SIMSme stellt ein gutes Produkt dar, das jedoch an der übermächtigen Konkurrenz von WhatsApp scheitert.
- Daran werden auch die Versionen für professionelle Anwender, SIMSme Business und SIMSme Corporate, aller Voraussicht nach nichts ändern.
- Eine Einstellung des Services erscheint mittelfristig denkbar.
Wie schätzen Sie die Zukunftschancen von SIMSme ein? Wir freuen uns auf Ihre Meinung zum Thema in den Kommentaren.