Jeden Tag wechseln Unsummen Bargeld den Besitzer. Dabei reisen automatisch Keime mit. Aber ist das eigentlich problematisch?
„Pecunia non olet!“ Dass Geld nicht stinkt, wusste bereits der römische Kaiser Vespasian. Doch wie steht es um die Hygiene von modernen Zahlungsmitteln? Immerhin wechseln Münzen und Scheine oft mehrmals am Tag den Besitzer. Dabei reisen auf dem Geld unbemerkt verschiedenste Keime mit. Wie belastet ist das Geld tatsächlich?
Münzgeld: kein Grund zur Sorge
Münzgeld ist vergleichsweise unproblematisch. Die glatte Oberfläche bietet Bakterien wenig Halt. Kupfermünzen wie die 1-, 2- und 5-Cent-Münzen wirken sogar antibakteriell. Denn das enthaltene Kupfer gibt Ionen ab, die Bakterien nicht gut vertragen. Nicht ohne Grund setzen Krankenhäuser vermehrt auf Arbeitsflächen und Türgriffe aus Kupfer. Silber hat einen ähnlichen Effekt. Während das Münzgeld für Bio-Wissenschaftler deshalb eher langweilig ist, sind die Scheine interessante Untersuchungsobjekte. Bis zu 3.000 verschiedene Keime tummeln sich auf einer einzigen 5-Euro-Note.
Von Fäkalbakterien und Salmonellen
Banknoten offenbaren: Trotz fließendem Wasser in jeder Wohnung und gut ausgestatteten öffentlichen Toiletten sind Geldscheine stark von Verunreinigungen belastet. Denn auf den Geldscheinen finden sich Fäkalbakterien wie E.coli. Auch Salmonellen tummeln sich auf den Baumwollfasern des Papiers. Selbst multiresistente, also gegen viele Antibiotika unempfindliche Keime sind nachweisbar. Je länger eine Note in Umlauf ist, desto rauer wird ihre Oberfläche und die Keimbelastung steigt. Mitarbeiter des Universitätsklinikums in Essen haben sogar Bakterien gefunden, die bei Kühen Euterentzündungen verursachen. Tatsächlich ist Bargeld allerdings nicht stärker mit Keimen belastet als beispielsweise eine Haltestange im Bus. Denn in der Regel ist Bargeld trocken und liefert Keimen keine gute Lebensgrundlage.
Taler, Taler, du musst wandern...
Auf Münzgeld und Scheinen finden Wissenschaftler zwar eine riesige Anzahl verschiedener Keime, doch die Menge der einzelnen Bakterien ist gering. Sie reichen in der Regel nicht aus, um einen Menschen wirklich krank zu machen. Außerdem müssten die kleinen Übeltäter zuerst in den menschlichen Organismus gelangen. Geld nicht in den Mund zu nehmen und sich regelmäßig die Hände zu waschen, ist zur Vorsorge ausreichend. Kritischer wird es dort, wo Geld und Lebensmittel in Berührung kommen, z. B. beim Bäcker oder Metzger. Viele Anbieter haben das Problem erkannt und sorgen vor. Einmalhandschuhe beim Verpacken der Produkte, die zum Kassieren ausgezogen werden, sind eine gute Möglichkeit. Optimal ist es, wenn ein Mitarbeiter die Lebensmittel anfasst und ein anderer ausschließlich kassiert. Auch Bezahlautomaten, die den Kontakt mit dem Bargeld ausschließen, bieten Schutz.
Japan – die „Geldwäscher“ unter den Nationen
Kaum ein Volk legt so großen Wert auf Hygiene wie die Japaner. Das spiegelt sich nicht nur in den sauberen Straßen und den für Europäer futuristisch anmutenden Toiletten wider. Auch das Bargeld in Japan ist sauber. Die Geldautomaten erhitzen jeden Yen vor der Ausgabe mit Heißluft auf 200 Grad Celsius. So erhält der neue Besitzer keimfreie Scheine. Weltspitze beim sauberen Geld ist Japan allerdings nicht. Es führen die Australier. Das liegt an der Zusammensetzung der Australischen Dollar. Die Banknoten bestehen aus einem Polymer. Der Kunststoff erschwert Fälschern das Handwerk und verbessert die Haltbarkeit der Scheine. Als Nebeneffekt finden Keime kaum Halt auf dem innovativen Material. Schlusslicht im Vergleich des schmutzigen Geldes ist übrigens China.
Japanexperterna (CCBYSA) CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons
Bargeldlos zahlen und gesund bleiben?
Wer erst einmal die Keimzahlen auf Geldscheinen kennt, der kommt auf die Idee, lieber die EC- oder Kreditkarte zu nutzen. Doch ist ein bargeldloser Zahlungsverkehr wirklich gesünder? Anhänger der Hygiene-Hypothese sagen Nein. Denn die wenigen Keime einer Art, die sich auf einem Geldschein oder auf Münzgeld finden, reichen nicht aus, um eine Infektion zu verursachen. Aber sie trainieren das Immunsystem und steigern die körpereigene Abwehr. Verschiedene Studien weisen darauf hin, dass ein Zuviel an Hygiene Erkrankungen wie Asthma und Allergien fördert. Bargeld könnte tatsächlich gesundheitsfördernd sein, weil es den Körper in Kontakt mit den Keimen von vielen anderen Menschen bringt.
Vorbeugen und Bargeld unbeschwert nutzen
Sie können selbst einiges tun, um die Keimbelastung auf dem Geld gering zu halten. Geldscheine, die lose in der Hosentasche getragen werden, gleichen einem Brutschrank. In der feuchten Wärme nahe am Körper gedeihen die unerwünschten Mitbewohner prächtig. Wenn Sie allerdings nach dem Einkaufsbummel die Hände waschen, sind Sie auf der sicheren Seite. Wobei das Geld nach einer Shopping-Tour nur einen möglichen Infektionspunkt darstellt. Besonders in der kalten Jahreszeit bietet das Händewaschen nach dem Heimkommen einen guten Schutz gegen Grippe & Co – da müssen Sie sich um das Geld keine Sorgen machen.
Fazit:
- Bis zu 3.000 verschiedene Keime finden sich auf Geldscheinen.
- Fäkalkeime und Salmonellen sind weit verbreitet.
- Kupferhaltiges Münzgeld ist weniger belastet, es desinfiziert sich selbst.
- Bargeld ist nicht belasteter als Türgriffe oder Haltestangen in öffentlichen Verkehrsmitteln.
- Lediglich beim Verkauf von unverpackten Lebensmitteln ist Vorsicht geboten.
- Die Keime auf dem Geld machen in der Regel nicht krank, aber sie trainieren das Immunsystem.
Wie stehen Sie zu Bargeld? Finden Sie Münzen und Scheine unhygienisch oder denken Sie gar nicht darüber nach? Teilen Sie Ihre Gedanken mit uns.