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Die Wetterlage an den Börsen: So wird 2019

19.02.2020 14:34

Stefan Maly, Leiter der Anlagestrategie der Consorsbank, blickt auf das Börsenjahr 2018 zurück und gibt Prognosen und Tipps für das kommende Jahr. Erfahren Sie mehr über die "Wetterlage" an den Börsen 2019.

 

Rückblick 2018

 

Wie viele andere Anlagestrategen auch haben wir für 2018 vorhergesagt, dass es unruhige Börsenzeiten werden können. Insoweit haben wir Recht behalten. Negative Vorzeichen bei fast allen Aktienmarktrenditen in 2018 haben wir dagegen nicht erwartet. Der brasilianische BOVESPA war eine der wenigen Ausnahmen, der in seiner Heimatwährung eine positive Wertentwicklung im Gesamtjahr aufwies. Die Kursverluste in der zweiten Dezemberhälfte führten dazu, dass Euroanleger statt eines Gewinns einen Verlust bei Investments in US-Standardwerte hinnehmen mussten. Lag die Wertentwicklung des S&P 500 in Euro umgerechnet per 14. Dezember 2018 noch bei +3,4%, das Jahresendergebnis war dennoch ein Verlust von 1,5%. Dabei erwies sich der starke US-Dollar noch als Puffer für Euroanleger. In heimischer Währung gerechnet verlor der S&P 500 6,2%. Dagegen schmelzen die Gewinne des BOVESPA wegen eines schwachen brasilianischen Reals von +15,0% in lokaler Währung auf +3,4% in Euro für das Gesamtjahr 2018. Wohl eine der stärksten Enttäuschungen in 2018 liefert der heimische DAX 30. Obwohl die deutsche Wirtschaft auch 2018 die Wachstumslokomotive Europas war, verlieren die Standardwerte per Ultimo 201818,3% an Wert, trotz berücksichtigter Rekorddividenden.

 

Diesel-Skandal, Produktionskürzungen der Autohersteller wegen des neuen Zulassungsverfahren WLTP und vor allem die Handelsstreitigen zwischen den USA und China belasten die DAX 30-Unternehmen so sehr, dass die Gewinne 2018 wahrscheinlich mehr als 5% unter dem Niveau des Jahres 2017 liegen werden. Die Gewinne der Unternehmen im S&P 500 sind voraussichtlich um durchschnittlich um ca. 24% gegenüber 2017 gestiegen. Dennoch ging die Marktkapitalisierung der größten US-Börsenwerte zurück und für die Anleger bleibt ein Verlust.

 

 

Aktienindizes.PNG

 

Den Anleiheinvestoren ist es nicht viel besser ergangen. Auch wenn die Verluste geringer ausfallen, so brachten viele Anleihesegmente negative Renditen. Mit deutschen Staatsanleihen konnte man auch 2018 Geld verdienen, wenn auch die Rendite niedriger ausfällt als die Inflationsrate. Dagegen brachten Staatsanleihen der Euroländer inklusive Deutschland im Durchschnitt einen Verlust, genauso wie Unternehmensanleihen von Schuldnern guter Bonität. Auch wer bereit war Schuldnern Geld zu leihen, bei denen die Rückzahlung unwahrscheinlicher ist, musste Verluste hinnehmen. Schwellenländeranleihen gehören zu den wenigen Segmenten, mit denen man trotz aller Turbulenzen seit Ende des ersten Quartals Geld verdienen konnte. Und auch Gold rettete sich in Euro gerechnet im vierten Quartal über die Nulllinie und beschert den Anlegern doch noch einen Gewinn von immerhin 3,3%.

 

Anleiheindizes.PNG

 

Erwartungen 2019

 

Viele Themen, die 2018 die Märkte in Atem gehalten haben, sind auch 2019 noch aktuell. Der Handelskonflikt zwischen den USA und China ist noch nicht beigelegt. Zwischen den USA und Europa herrscht in Handelsfragen eher Waffenstillstand, als dass ein gemeinsames Fundament für eine stabile Zusammenarbeit gefunden wäre. Auch ob und wie es zu einem BREXIT kommt, ist noch nicht geklärt. Das Schwierige an diesen Themen ist, dass fast alle denkbaren Ergebnisse möglich sind. Es ist kaum vorhersagbar ob am Ende der Konflikte ein Durchbruch stehen wird, der allen Beteiligten hilft oder ob Chaos und Rückschritt die Folge sein werden. Daher sollte man keine überdurchschnittlich hohen Risiken eingehen, sich jedoch nicht komplett aus den Kapitalmärkten verabschieden.

 

Denn Anlass für Optimismus gibt es für 2019. Die Wahrscheinlichkeit einer Rezession in den USA und den anderen großen Wirtschaftsräumen ist weiterhin sehr gering. In den USA laufen zwar die Effekte der Steuersenkung aus, aber 2019 stehen steigende Investitionen sowohl von Seiten des Staates als auch von den Unternehmen auf dem Programm. Zusammen mit einer sehr niedrigen Arbeitslosigkeit ist dies ein guter Unterbau für das Wirtschaftswachstum, auch wenn der Aufschwung in den USA bald seinen 10. Geburtstag feiert. Leichte Ermüdungserscheinungen in Form von abnehmender Dynamik seien ihm daher verziehen.

 

Wirtschaftswachstum.PNG

 

Erhebliche Störfeuer sind von den Zentralbanken nicht zu erwarten. Zwar wird die US-amerikanische Federal Reserve die Zinsen weiter anheben. Allerdings hat Jerome Powell mit seiner jüngsten Bemerkung, dass die Leitzinsen aktuell knapp unterhalb des neutralen Niveaus lägen, die Erwartungen weiterer Zinsanstiege deutlich gedämpft. Die EZB beendet zwar ihr Anleihekaufprogramm, gleichzeitig signalisierte sie den Märkten, dass ihre Geldpolitik weiterhin sehr locker bleiben wird. Der Termin für die Zinsanhebung rückt weiter in die Ferne.

 

 

 

Für die Schwellenländer gilt, dass sie weniger im Gleichklang laufen. Das Positive daran ist, die Probleme eines Landes sind nicht gleichzeitig die aller Schwellenländer. 2018 haben die Märkte einige Zeit benötigt, dies zu erkennen. Letztlich zeigte sich aber deutlich: die Probleme der Türkei und Argentiniens waren nicht der Auslöser einer globalen Schwellenländerkrise. Die Wachstumslokomotiven werden auch 2019 in Asien inklusive China liegen. Auch die Bewertungsniveaus sprechen für diese Region. Insbesondere die wieder günstige Bewertung des russischen Aktienmarktes, verbunden mit soliden Wachstumsaussichten, könnten als Kaufargument gelten. Allerdings muss man sich über die Risiken neuer Sanktionen im Klaren sein, die schnell zu deutlichen Rücksetzen führen können.

 

Wirtschaftswachstum_Schwellenländer.PNG

 

Insgesamt ergibt sich ein Bild, in dem Anleger nicht zu ängstlich agieren sollten. Wie oben beschrieben stehen die Chancen gut, dass auch 2019 wieder dicke Schlagzeilen über den Handelskonflikt, die Eurozone und Italien insbesondere erscheinen werden. Genauso wenig ist ausgeschlossen, dass es tragfähige Lösungen geben wird. Auch wenn man sich von der Angst nicht abhalten lassen sollte, gilt 2019 mehr denn je, die Risiken bewusst auszuwählen. Nachfolgend stellen wir zwei Szenarien vor.

 

Das Szenario Moderates Wachstum, freundliche Zentralbanken und keine politischen „Unfälle“ ist aus unserer Sicht die Entwicklung mit der höchsten Eintrittswahrscheinlichkeit. Das zweite Szenario »starke Konjunkturabkühlung plus steigende Anzahl der Konkurse« ist aktuell das wichtigste Risiko. Für beide Szenarien stellen wir Fondsideen vor, die exemplarisch für die Umsetzung des Szenarios genutzt werden können.

 

Szenario 1: Moderates Wachstum, freundliche Zentralbanken und keine politischen „Unfälle“

 

Abgeschwächtes Wirtschaftswachstum ohne Rezession bedeutet für 2019, dass

 

  • die Inflation moderat steigen wird
  • die Zentralbanken weiter eine großzügige Geldpolitik betreiben und die Federal Reserve in den USA eventuell weniger häufig anheben wird, als aktuell erwartet
  • die USA die Wachstumslokomotive der entwickelten Volkswirtschaften sein werden
  • China und die Schwellenländer Asiens den größten Beitrag zum globalen Wirtschaftswachstum leisten werden
  • Dank der Kursverluste 2018 die Aktienmärkte in vielen Ländern wieder etwas unter ihren historischen Kurs-Gewinn-Verhältnissen notieren

Damit bliebe die Situation erhalten, dass risikoarme, kurzlaufende Anleiheinvestments Renditen unterhalb der Inflationsrate erwarten lassen. Umgekehrt dürften risikoreichere Anlagen wieder einen ausreichenden Bewertungspuffer aufgebaut haben, um Anlageergebnisse liefern zu können, die im Rahmen des Gewinnwachstums der Unternehmen liegen werden. Je nach Region sind dies in den USA 6%, für die Eurozone im Durchschnitt 9% und in Japan 2,9%. In den Schwellenländern liegt Asien mit 5,7% vor den europäischen Schwellenländern mit 0,2%. Unternehmensanleihen in der Eurozone könnten von den jüngst gestiegenen Risikoaufschlägen gegenüber Staatsanleihen einerseits und einem anhaltend niedrigen Zinsniveau andererseits profitieren. Staatsanleihen bergen in diesem Szenario weiterhin das Risiko einer negativen Realrendite, sprich ihre Rendite ist niedriger als die Inflationsrate. Auch wenn dieses Szenario einen relativ ruhigen Eindruck macht, könnten die politischen Schlagzeilen immer wieder für erhöhte Kursschwankungen sorgen, ohne jedoch den Trend zum Entgleisen zu bringen.

 

Exemplarische Fondsideen für dieses Szenario sind:

 

Uni-Global - Equities World – WKN A0M94E

Parvest Equity Europe Small Cap – WKN A0MY3X

T. Rowe Price Funds SICAV - US Smaller Companies Equity Fund – WKN A1W6FZ

Barings Emerging Markets Local Debt Fund – WKN A2N9G9

 

Szenario 2: Starke Konjunkturabkühlung plus steigende Anzahl der Konkurse

 

Die Frühindikatoren tendieren schon länger schwächer und auch die EZB attestierte, dass die abwärts gerichteten Konjunkturrisiken zunehmen, auch wenn ihnen (noch) keine hohe Eintrittswahrscheinlichkeit beigemessen wird. In solch einem Szenario droht vor allem den USA eine erhebliche Wachstumsschwäche bis hin zur Rezession. Genauso könnte China von einem Wachstumseinbruch unterhalb der Marke von 6% Wirtschaftswachstum pro Jahr getroffen werden. In beiden Fällen würden die Ausläufer der Entwicklung auch Europa und die Eurozone erreichen. Zwar sind die Aktien gemessen an ihren historischen Durchschnitts-Kurs-Gewinn-Verhältnissen nicht mehr teuer, aber weitere deutliche Kursverluste wären zu erwarten. Besonders könnten die Märkte für Unternehmensanleihen betroffen sein. Der Schuldenstand hat sehr hohe Werte erreicht. Bei sinkenden Gewinnen könnte die Zahl der Konkurse steigen. In der Folge würden die Anleger höhere Risikoprämien verlangen, was ebenfalls relativ hohe Kursverluste bedeuten könnte. Schutz könnten relativ risikoarme Anlagen wie Staatsanleihen, Pfandbriefe und Sachwerte bieten. Zu den Sachwerten zählen vor allem Immobilien und Edelmetalle, aber auch substanzstarke Aktien werden dazu gezählt.

 

Exemplarische Fondsideen für dieses Szenario sind:

 

Nordea 1 - European Covered Bond Fund – WKN 986135

grundbesitz europa – WKN 980700

BlackRock Strategic Funds - Fixed Income Strategies Fund – WKN A1XEUT

AB - Global Core Equity Portfolio – WKN A14PTC

 

Dieser Artikel ersetzt keine Beratung. Er dient lediglich der Information und stellt keine Kaufempfehlung dar. Die Consorsbank verfolgt keine werblichen Zwecke. Die Blogredaktion übernimmt damit keine Gewähr und/oder Haftung für die Vollständigkeit und Aktualität sowie Richtigkeit der Inhalte. Die Grafiken enthalten Angaben zu früheren Wertentwicklungen. Simulationen oder Prognosen sind kein verlässlicher Indikator für die künftige Wertentwicklung.

6 Kommentare

Autorität

Der Blog hält nicht das, was er verspricht. "So wird 2019."

Der Leser erfährt nichts davon. Ihm werden zwei unterschiedliche Szenarien vorgestellt, wie das Börsenjahr 2019 verlaufen könnte. Er muss sich also selbst entscheiden.

Als Hilfe werden ihm Fonds vorgeschlagen, deren Inhalt der Leser nur erahnen kann.

Warum der Jahresrückblick 2018 hier am 14. 12. endet, ist nicht nachvollziehbar.

Normalerweise haben die Börsianer in den letzten Wochen des Jahres ihre Bücher geschlossen, nur nicht 2018.

Bis Ende des Jahres fielen viele Börsen auf neue Jahrestiefs.

So rauschte der Performance Dax bis Ende des Jahres auf minus 18,2% herunter. Der Kurs Dax ging sogar mit einem Minus über 21% aus dem Markt.

Auch die amerikanischen Indices gingen zum Schluss auch noch mit einem Minus ( Dow - 5,6%, S&P - 6,2%) aus dem Handel.


Aufsteiger

ich teile den Kommentar von Erich 12

 

niko28


Aufsteiger

Ich teile den Kommentar von Erich 12


Häufiger Besucher
Wenn der Hahn kräht auf dem Mist......

Gelegentlicher Autor

Was soll ein Volkswirt einer Bank schon schreiben?

Ein Volkswirt weis, wie Kapitalmärkte und Finanzinstrumente funktionieren und wie die Politik unterstützend eingreifen kann.

Ein Mitarbeiter einer Bank wird aber niemals schreiben, zieht Euer Geld ab, auch wenn es seine Meinung ist/wäre. Sogar die Finanzzeitschriften geben immer Kauftipps, auch wenn man eigentlich besser nicht kaufen sollte. die Zeitschriften können ja keine leeren Seiten oder nur Werbung verkaufen. Auch die Börsenbriefe müssen ihre Abonennten bei der Stange halten.

Die Musik macht die Kapelle und die Tänzer tanzen zur Musik. Bei uns sind die Politiker die Kapelle, und die Anleger die Tänzer.

Momentan kann man aber die Musik schlecht hören, weil die Musiker nicht die gleichen Melodien zur gleichen Zeit spielen. Deshalb laufen die Tänzer Gefahr, auf die Schnautze zu fallen.

Donald Trump ist unberechenbar, Putin sammelt Raketen, Mutter Thesa May läuft Amok, Italien tanzt auf dem Schuldenseil und Griechenland steht noch auf dem gleichen Seil, während man in Deutschland die alte Tradition der Hexenverbrennung als "Dieselverschrottung" neu aufleben lässt. Dabei sind die relevanten Grenzwerte der Luftverschmutzung genau aus dieser heißen Luft gegriffen. Die einzige Wahrheit daran ist, dass der einzelne Bürger der Luftverschmutzung nich ausweichen kann. aber jeder einzelne Bürger erzeugt solche Luftverschmutzung mit seinem Besen, seinen Wachskerzen, seiner Heizung,  mit seinem Gasherd und natürlich auch mit seinem Auto.

 

Wenn Du wirklich in die Zukunft blicken willst, dann frage eine Handleserin nach deinem finaziellen Erfolgen im kommenden Jahr.

Du kannst auch Mark Faber und Heiko Thieme fragen, und beide meinungen 1zu 1 mischen. 

hsg


Regelmäßiger Besucher

Zur Vollständigkeit wären die Kosten der Fonds noch interessant, obwohl, wäre das Investment dann noch interessant?