Der Finanzbedarf im Alter wird häufig zu niedrig angesetzt. Dabei ist es nicht so schwer, die finanziellen Bedürfnisse im Alter abzuschätzen. Mit den richtigen Überlegungen und ein wenig Zeit können Sie berechnen, wie viel Geld Sie später monatlich benötigen. Je genauer Sie Ihre späteren Bedürfnisse einschätzen, desto passender können Sie Ihre Vorsorge planen. Die jährlich von der Deutschen Rentenversicherung verschickte Renteninformation über die voraussichtliche Rentenhöhe gibt einen Anstoß, um den eigenen Finanzbedarf im Alter zu ermitteln.
Faustformeln sind wenig geeignet
Häufig schätzen Finanzexperten den finanziellen Bedarf im Rentenalter lediglich grob ab. Allgemeine Angaben, dass Verbraucher mit dem Renteneintritt 30 % weniger finanzielle Mittel benötigen, sind nur bedingt geeignet, um die eigene Vorsorge zu planen. Schließlich ist der Finanzbedarf im Alter individuell sehr verschieden. Andere Berater stellen das heutige Einkommen und die zu erwartende Rente gegenüber und ermitteln auf diesem Weg die „Versorgungslücke“. Auch das ist häufig nicht zielführend. Sinnvoll ist eine individuelle Betrachtung der im Rentenalter anfallenden Ausgaben.
Den Finanzbedarf im Alter individuell berechnen
Ohne geeignete Vorsorge bedeutet der Eintritt in das Rentenalter für viele Menschen weniger Geld bei gleichzeitig viel mehr Freizeit. Die wegfallenden Ausgaben nehmen die meisten Menschen sehr deutlich wahr. Welche Ausgaben durch einen aktiven und abwechslungsreichen Ruhestand auf sie zukommen, wird aber häufig übersehen. Vernünftig ist es, das heutige Einkommen zugrunde zu legen. Wer ein Haushaltsbuch führt, hat es dabei besonders leicht. Sie sollten nun berechnen, welche Ausgaben im Alter wegfallen und welche neu hinzukommen. Eine Beispielrechnung kann so aussehen:
Kosten, die im Alter nicht mehr anfallen:
- Fahrkosten zur Arbeitsstelle
- Unterhalt und Ausbildungskosten für die Kinder
- Kleidung für den Beruf und Arbeitsmittel
- Beiträge zur privaten Altersvorsorge
- Kosten für Fort- und Weiterbildung
Eine häufige Annahme besteht darin, dass Bewohner einer Mietwohnung durch den Umzug in eine kleinere Wohnung sparen werden. Wahrscheinlicher ist allerdings, dass sich der Umzug in eine kleinere Wohnung häufig kaum lohnt. Die Konditionen der Altmietverträge sind in der Regel so günstig, dass eine kleinere Wohnung eine ebenso hohe Grundmiete aufweist. Lediglich bei den Nebenkosten liegt Sparpotenzial. Häufig passen die Möbel nicht in kleinere Räume und eine neue Einbauküche wird fällig. Der Umzug in eine kleinere, seniorengerechte Wohnung kann sich dennoch lohnen – allerdings nicht aus finanziellen Gründen. Auch geringere Kosten für Nahrungsmittel sind unwahrscheinlich. Bleibt viel Zeit zum Kochen und Genießen, greifen Kunden bevorzugt auf hochwertige Lebensmittel zurück und auch Restaurantbesuche werden oftmals häufiger.
Die zusätzlichen Kosten nicht unterschätzen
Im Alter bleibt Zeit, das Leben zu genießen und viele Träume endlich zu verwirklichen. Daher kommen auf Neurentner unter Umständen viele neue Kosten zu, mit denen sie nicht gerechnet haben. Wird die Gesundheit zum Problem, steigt der finanzielle Aufwand in diesem Bereich. Eine aktuelle Forsa-Umfrage zeigt die Wünsche für das Rentenalter. Die fünf wichtigsten Wünsche der Deutschen für den Lebensabend sind: Bücher, Zeitungen und Zeitschriften (80 %), Restaurantbesuche mit Freunden (78 %), ein eigener PKW (71 %), Reisen (70 %) sowie Theater, Kino und Konzerte (61 %).
Kosten, die im Alter zusätzlich/weiterhin anfallen:
- Auto
- Sanierungskosten für die Immobilie
- Ausflüge, Reisen
- Kurse, wie Tanz-, Sprach- oder Malkurse
- Theater- und Konzertbesuche
- Restaurantbesuche
- Aufwendungen für die Gesundheit
- Kosten für Hilfe in Haus und Garten
- Kosten für die Pflege
- Kosten für das Seniorenheim
- Zuwendungen für die Enkelkinder
Anhand dieser Beispielrechnung lässt sich einschätzen, wie viel Nettoeinkommen im Alter monatlich erforderlich ist, um den gewünschten Lebensstandard zu halten. Da zukünftige Rentner einen immer größeren Anteil der Einnahmen zu versteuern haben, müssen die Bruttobezüge entsprechend höher liegen.
Inflation nicht vergessen
Ein weiterer sehr wichtiger Faktor für den tatsächlichen Finanzbedarf im Alter ist die Inflation. Unter der Annahme, dass die Inflation in den kommenden 20 Jahren bei 2 % im Jahr liegt, benötigen Sie in 20 Jahren 1.485,95 Euro, um die heutige Kaufkraft von 1.000 Euro zu erhalten. Dieser Punkt bleibt häufig unberücksichtigt. Doch je weiter in der Zukunft der Renteneintritt liegt, desto größer sind die Auswirkungen der Preissteigerungen.
Fazit:
- Die Mehrzahl der Deutschen unterschätzt den Finanzbedarf im Alter.
- Es ist sinnvoll, das im Rentenalter nötige Nettoeinkommen möglichst genau abzuschätzen
- Anhand der wegfallenden und neu hinzukommenden Ausgaben lässt sich der Finanzbedarf als Rentner genau berechnen.
- Bei der Berechnung darf die Inflation nicht vergessen werden.
- Die Kenntnis der späteren Ausgaben erleichtert die Planung der Vorsorge.
Haben Sie sich bereits Gedanken über Ihren persönlichen Finanzbedarf im Alter gemacht oder verschieben Sie solche Gedanken lieber auf später? Diskutieren Sie mit und verraten Sie, wie Sie Ihren Ruhestand finanzieren möchten.