Nahezu jedes Unternehmen ist von Währungsschwankungen betroffen - insbesondere auch deutsche Unternehmen für einen Investor in Euro.
Beispiele:
1. Die Deutsche Telekom hält eine Beteiligung an einer großen US-Tochter (T-Mobile US), die ihre Gewinne in US-Dollar erwirtschaftet.
2. RWE kauft die in seinen Kraftwerken verheizte Kohle zum Teil in Kolumbien und wird sie dort sicherlich nicht in Euros bezahlen.
3. Fresenius Medical Care ist zwar im DAX enthalten, erzielt aber nur knapp über 2% seiner Umsätze in Deutschland, jedoch über 70% in den USA.
Wenn Du das Währungsrisiko eines Aktieninvestments einschätzen möchtest, dann hilft nur Lesen (und Verstehen) der Jahresberichte des Unternehmens.
Aber selbst das ist schwierig, weil nicht mal die Umsatz- oder Gewinnanteile in den jeweiligen Währungen wirklich aussagekräftig sind, wenn das Unternehmen die operativ eingegangenen Währungsrisiken selbst über Termingeschäfte absichert.
Zudem ist es nicht einfach, den Hebel eines Währungsriskikos abzuschätzen, weil das Geschäftsmodell einen "natürlichen Hedge" beinhalten kann, aber nicht muss.
Das Währungsrisiko eines deutschen Unternehmens, das seine Produkte in die USA exportiert, hängt nämlich auch davon ab, ob diese Produktion in Deutschland, den USA oder womöglich in Mexiko (Volkswagen) stattfindet, weil die dabei zu bezahlenden Löhne in der jeweiligen Lokalwährung anfallen dürften.
Es kann sogar sein, dass der Kurs einer ausländischen Aktie in Euro steigt, obwohl die Heimatwährung der betreffenden Gesellschaft gefallen ist und umgekehrt!
Der Standortnachteil durch den Anstieg der Heimatwährung (der im weltweiten Wettbewerb quasi eine verkappte Lohnerhöhung bewirkt) kann den direkten Effekt auf den Aktienkurs nämlich deutlich übersteigen.
(Beispiele: Die starke Aufwertung des japanischen Yen 2011/12 brachte zahlreiche japanische Exportunternehmen an den Rand des Zusammenbruchs; Ähnliches gilt für den Tourismus-Sektor in Griechenland angesichts der Konkurrenz zur Türkei, deren Währung gerade deutlich abwertet.)
Der Umsatzanteil in bestimmten geographischen Regionen (Europa, Nordamerika etc.) gibt allerdings zumindest einen groben Anhaltspunkt (und gerade bei deutschen Exportunternehmen sind die ausländischen Umsatzanteile oftmals ziemlich hoch): AT&T ist beispielsweise eine reinrassige US-Dollar-Wette, während Procter&Gamble seine Umsätze weltweit verteilt erwirtschaftet.
Dein Währungsrisiko bei einem Investment in Procter&Gamble bzw. Henkel wäre also ähnlich hoch, obwohl P&G eine "amerikanische Aktie" und Henkel eine "deutsche Aktie" ist.
Die ISIN spielt dabei keinerlei Rolle für das Währungsrisiko. Das kannst Du allein schon daran erkennen, dass es viele Aktien auch in der alternativen Form als ADR (amerikanischer Hinterlegungsschein, ISIN beginnt mit "US") gibt, der den Besitz einer Aktie (bzw. eines definierten Vielfachen oder Teils davon) verbrieft und grundsätzlich dasselbe Währungsrisiko beinhaltet wie die Aktie selbst (Ausnahme: Eventuelle mehrfache und zeitverzögerte Währungsumrechnungen ausgeschütteter Dividenden).