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Enthusiast
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Warum der Börsenaufschwung nicht mehr lange anhalten kann:
Seit 2009 geht es an der Wall Street aufwärts, mit Technologieaktien als Zugpferden. Nach jahrelangem Galopp zeigen sich Ermüdungserscheinungen.
Quelle: Redakteur Alexander Hahn, am 14. Februar 2021, 09:00, im DERSTANDARD. (www.derstandard.at)

 

Obacht! Langfristanleger müssen das nicht lesen.

 

Ein sagenhafter Aufschwung:
Allein im Corona-Jahr 2020 stieg der Wert der Nasdaq-100-Firmen um mehr als die Hälfte.

Wer nicht dabei ist, ist selbst schuld. Etwa beim Börsengang von Auto1, einem deutschen Betreiber von Onlineplattformen für den Fahrzeughandel wie wirkaufendeinauto. Also de facto ein Fahrzeughändler, der nach einem Plus von 45 Prozent am ersten Börsentag fast so viel wert war wie die Commerzbank und Lufthansa zusammen. Zugegeben, beide stammen nicht aus boomenden Branchen, spielen aber realwirtschaftlich in einer ganz anderen Liga. Stimmt da etwas nicht am Aktienmarkt?

 

Denn Auto1 ist kein Einzelfall. Ende vergangener Woche löste der Börsengang der chinesischen Video-App Kuaishou in Hongkong einen regelrechten Ansturm auf die Aktien des Unternehmens aus, sodass sich deren Wert knapp nach Handelsstart gegenüber dem Ausgabepreis verdreifacht hatte. Alles, was derzeit mit Technologie zu tun hat, wird einem an der Börse geradezu aus den Händen gerissen – was sich auch an der US-Technologiebörse Nasdaq zeigt.

 

Höhenflug der Technologie:
Seit dem Tief nach der Finanzkrise im März 2009 stieg der Nasdaq-100-Index auf das 13-Fache, wobei die Dynamik des Aufschwungs zuletzt immer weiter zunahm – allein im Corona-Jahr 2020 betrug der Zuwachs mehr als 50 Prozent. Was den Vermögensverwalter HQT zu folgenden Überlegungen angeregt hat: Würde der Index wie im Vorjahr weiterwachsen, hätte er im Oktober 2025 die Wirtschaftsleistung der gesamten Welt erreicht. Zugegeben, es werden Äpfel mit Birnen verglichen. Dennoch, rechnerisch müsste dazu allein der Wert von Apple von derzeit 2,3 auf etwa elf Billionen Dollar steigen – was wenig wahrscheinlich ist.

Aber selbst wenn der Nasdaq-100 nur das Durchschnittswachstum der vergangenen zehn Jahre, immerhin gut 14 Prozent, beibehält, hätte er das Welt-BIP bis 2040 erreicht. Dazu müsste er jedoch fast weitere zwei Jahrzehnte etwa das Doppelte der langfristig an der Wall Street zu erzielenden Aktienrendite erzielen, diese liegt nämlich nur bei etwa sieben bis acht Prozent.

 

Magere Jahre voraus:
Allerdings ist aufgrund der starken Kurszuwächse der vergangenen Jahre – auch der breite Markt notiert auf Rekordniveau – nun eine Phase mit unterdurchschnittlichen Erträgen zu befürchten. Oder, wie die Analysten von Raiffeisen Research fragen: Wird die Börsenrally zum Bremsklotz für die langfristige Entwicklung? Denn ihrer Ansicht nach war schon vor der Corona-Krise und den Kursgewinnen des Vorjahrs das langfristige Ertragspotenzial des US-Marktes aufgrund der hohen Bewertung des schwergewichteten IT-Sektors eher gering.

Zudem kommen bei den Raiffeisen-Analysten Manuel Schleifer und Christian Hinterwallner wegen des hohen Bewertungsniveaus und "des teilweise sorglosen Umgangs an den Aktienmärkten rund um WallStreetBets", also etwa Aufstieg und Fall der Gamestop-Aktie, Erinnerungen an die Dotcom-Blase der 1990er-Jahre auf. Und wie damals sollen auf die fetten Jahre nun magere folgen, so das ernüchternde Fazit: Ihrer Analyse zufolge sollen US-Aktien im Mittel in den kommenden zehn Jahren nur eine jährliche Rendite von etwa 0,9 Prozent einspielen, also wesentlich weniger als üblich.

 

Bremsende Demografie:
Weniger trüb mit erwarteten 5,5 Prozent pro Jahr sieht ihr Ausblick für die europäischen Aktienmärkte aus. Allerdings werden auch diese im Laufe dieses Jahrzehnts zunehmend von der Demografie belastet: Die geburtenstarken Jahrgänge der Babyboomer treten sukzessive die Pension an, womit aus deren Zuflüssen aus der kapitalgedeckten Altersvorsorge dann Abflüsse aus den Finanzmärkten werden. Sprich: Es wird Kapital für den Konsum der pensionierten Babyboomer abgesaugt – was sich auch treibend auf die Inflationsentwicklung auswirken könnte.

 

Zurück zur Gegenwart. Auch im Fondshaus Jupiter traut man der ausgelassenen Stimmung an den Börsen nicht, sondern ist vielmehr zunehmend besorgt. Allerdings denken die Experten, dass der aktuelle Börsenaufschwung noch Spielraum hat und es daher "noch nicht an der Zeit ist, um nach dem Notausgang zu suchen". Ihr Fazit lautet folglich: "Die Rally kann nicht ewig weitergehen, dürfte ihren Schwung aber noch eine Weile beibehalten." Viel Spielraum bleibt allerdings nicht mehr, denn die Experten erwarten, dass der Kursaufschwung zur Jahresmitte auslaufen dürfte.

 

WAS DIE GESCHICHTE LEHRT, Dotcom-Blase in den 1990ern:
Man muss es erlebt haben, das bunte Treiben an den Börsen in der Dotcom-Blase der späten 1990er-Jahre. Berauscht von Fall des Kommunismus und euphorisiert von den Möglichkeiten des Internets, warfen Anleger die Vernunft über Bord. Firmen, die mehr Verlust als Umsatz erzielten, wurden hochgejubelt, solange sie nur etwas mit Telekom oder Internet zu tun hatten. Bis im Frühjahr 2000 der Wind drehte und eine dreijährige Börsenbaisse, also eine Phase fallender Kurse, einsetzte – wobei die Kursflaute bei Technologieaktien wesentlich länger anhielt als in anderen Branchen.

Einer der Lieblinge der Börsianer war damals wie heute die Amazon-Aktie, auch wenn diese in den 2000ern durch ein langes Tal der Tränen waten musste. Nicht einmal annähernd hat der damalige Handyerzeuger und heutige Netzwerkausrüster Nokia wieder damalige Höhenflüge erlebt, ebenso die Deutsche Telekom. Etliche der einstigen Börsenstars gibt es auch gar nicht mehr: etwa Worldcom, das Wirecard der damaligen Zeit – ein milliardenschwerer Telekomkonzern, der aus Luftbuchungen bestand.

 

Nifty Fifty in den 1970ern:
In den späten 1960er-Jahren und frühen 1970er-Jahren waren an der Wall Street die Nifty Fifty, gewissermaßen die schicken Fünfzig, der letzte Schrei. Zu diesem elitären Kreis der ebenso angesagten wie letztlich hoffnungslos überbewerteten Börsenstars zählte auch die Hochtechnologie – oder zumindest, was man damals dafür hielt: Taschenrechner von Texas Instruments, Sofortbildkameras von Polaroid oder Computer von IBM im Format einer Einbauküche. Aber auch schlichte Konsumtitel wie Coca-Cola,McDonald’s oder Gillette waren angesagt, sie galten damals als die Aushängeschilder einer brummenden US-Wirtschaft.

Der Gezeitenwechsel kam 1973 mit dem ersten Ölpreisschock, der auch die Börsen durchbeutelte. Es folgte kein Crash, sondern eine quälend lange Flaute bis in die frühen 1980er: Aktien gingen im Grunde seitwärts, wobei hohe Inflationsraten die Erträge erodierten. Besonders schwach entwickelten sich in dieser Phase die Nifty Fifty.Mit einer Ausnahme: der Handelsriese Wal-Mart, gewissermaßen das Amazon längst vergangener Zeiten.

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
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Beiträge: 83
Registriert: 30.11.2016

Hallo @vibou ,

 

danke für die Weitergabe dieses Artikels. Unabhängig vom zeitlichen Anlagehorizont schadet es nicht, sich ein paar Gedanken darüber machen.

 

Für mich gibt es tatsächlich auch einige Anzeichen, dass Korrekturbedarf ansteht. Es scheint unheimlich viel „Spiel“geld unterwegs zu sein, Geld das in dividenden- und gewinnlose Unternehmen fließt und wohl verschmerzt werden kann, wenn's schiefgeht.

Hier im Forum kann man das an den zahlreichen Posts zu Pennystocks erkennen. Auffällig ist auch das große Interesse für/bei IPOs, Goldgräberstimmung, wie zu Zeiten des Neuen Markt-Booms.

Oder der Wahnsinn mit Gamestop. Hat sich jemand mal die Umsatzzahlen in DE angesehen? Bei Tradegate wurden mehrheitlich einstellige Stückzahlen geordert. Früher nannte man eine solche Phase M*beeeeeeep*hausse (nicht deutlicher, um etwaigen Beschwerden wegen Diskriminierung zuvorzukommen Frau (fröhlich)).

 

Was mich weiterhin etwas beunruhigt, ist die Tatsache, dass das Thema Inflation für alle Zeiten abgehakt erscheint und am Aktienmarkt auch (noch) ist. Bundesbank-Präsident Jens Weidmann erwartet aber zum Jahresende hin in DE Inflationsraten von bis zu 3%! (Quelle: https://news.guidants.com/#!Artikel?id=9198449). In den USA sind die Anleiherenditen in Erwartung höherer Inflationsraten seit Q4/2020 deutlich gestiegen, die Kurse entsprechend gefallen. Wenn sich der Corona-bedingte Konsumstau löst, könnte sich die Inflation zusätzlich beschleunigen. Früher oder später wird das die Aktienkurse tangieren.

 

Eine weitere Meldung hat mich heute nachdenklich gemacht, nämlich die wiederaufflammende Debatte um einen europäischen Schuldenschnitt

(Quelle: https://www.godmode-trader.de/artikel/fx-mittagsbericht-diskussion-um-europaeischen-schuldenschnitt-...).
Meiner Meinung kommt der früher oder später, die Versuchung, damit einen Teil der lästigen Staatsschulden auf „elegante“ Weise loszuwerden, ist einfach zu groß. Was ein solcher Schritt für die Inflation, die Zinssätze und die Devisenwechselkurse bedeuten würde, ist mir noch nicht ganz klar, aber Unruhe an den Aktienmärkten würde das sicher zur Folge haben.


Fazit (voll subjektiv, persönlich):
An Gewinnmitnahmen ist noch niemand gestorben.
Gier frisst Hirn.
What goes up must come down.

 

Euch allen viel Erfolg!

 

Gruß, glückspilz

 

 

 

 


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aus n-tv: 

Die Warnlampe blinkt rot. Während die Aktienkurse weiter fröhlich steigen, mahnt ein von Warren Buffett beachteter Indikator dringend zur Vorsicht. Demnach könnte es an den Börsen bald kräftig abwärts gehen.

Einer der bekanntesten Ratschläge von Warren Buffett lautet: "Sei ängstlich, wenn die anderen gierig sind und sei gierig, wenn die anderen ängstlich sind." Und wer einen der Lieblingsindikatoren der Investmentlegende betrachtet, dem könnte angst und bange werden - weil demnach ein Börsencrash bevorsteht.

Nun hat dieser Indikator ein Rekordhoch erreicht. In den USA liegt er bei mehr als 180 Prozent. Das heißt, die Marktkapitalisierung aller in den USA börsennotierten Aktien ist rund 80 Prozent höher als das entsprechende Bruttoinlandsprodukt. Das ist sogar noch heftiger als vor dem Platzen der Dotcom-Blase vor etwas mehr als 20 Jahren. Auch weltweit liegt dieses Verhältnis mit rund 125 Prozent auf Rekordniveau.

Damit steht allerdings nicht zwangsläufig fest, dass es in Kürze zu einem Crash kommt. Denn so hoch das Niveau auch ist - der Indikator steigt bereits seit mehreren Jahren an. Wie bei allen der zahlreichen Indikatoren, die sich auf die Bewertung von Aktien beziehen, lässt sich mit ihm keine exakte Aussage treffen, wann und ob die Börse ihren Höhepunkt erreicht hat.

Niedrigzinsen stützen Börsen

Optimisten weisen darauf hin, dass sich die Wirtschaft - sowohl in den USA als auch global- in nächster Zeit nach und nach von den Folgen der Corona-Pandemie erholen wird. Niedrige Zinsen, Finanzhilfen und Wirtschaftsstimuli in Kombination mit Impf-Erfolgen würden für einen Aufschwung sorgen. Außerdem würde die ultra-lockere Geldpolitik der Notenbanken Aktien weiterhin attraktiv machen - und derzeit deute nichts darauf hin, dass die Zinsen bald wieder steigen.

Es ist wie bei allen Börsen-Vorhersagen: Wie zuverlässig sie sind, weiß man immer erst hinterher.

Es kommt, wie es kommt....


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Registriert: 21.07.2017

Wer mag, kann sich die 52-Wochen - Performance der Einzelwerte des Nasdaq 100 aufrufen, sortiert von grün nach rot.

Wo die Index-Überbewertung herkommt, ist vermutlich auf Rang 1-50 zu verorten.

Klassische Bewertungskriterien, wie KGV, KBV, Cash Flow oder gar Dividendenrendite sollte man bei der Riege besser nicht in Betracht ziehen. 

 

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
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Registriert: 06.01.2017

heute HB: "

   
 

Profi-Investoren reißen sich am europäischen Bondmarkt immer häufiger um langlaufende Anleihen, deren Kursaussichten fraglich sind. Egal ob Spanien, Frankreich oder Belgien – als die Länder sich am Markt Milliardenbeträge für 50 Jahre leihen wollten, wurden sie von Portfoliomanagern mit Kaufaufträgen überschwemmt. 

Zwar bieten die Bonds zumindest noch ein bisschen Rendite, doch die Wette auf steigende Anleihekurse wird für die Investoren immer riskanter. Das zeigt sich schon jetzt: Die Kurse der 50-jährigen Anleihen der drei Länder gerieten ins Rutschen – am deutlichsten fielen die Verluste bei den Papieren aus Frankreich mit minus 9,5 Prozent aus. Die Rendite stieg im Gegenzug auf 0,8 Prozent.

 
   
 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

     
  

Die Periode der sinkenden Renditen geht zu Ende. In diesem Jahr sind Kursverluste bei vielen Anleihen wahrscheinlich.

  
     
  

Christian Kopf, Anleihechef bei Union Investment

  
     
   
 

Die Aussichten auf einen deutlichen Konjunkturaufschwung und die Furcht vor steigender Inflation entwickeln sich zum Risiko für die Bondmärkte. Beobachten lässt sich das in den USA. Dort ist die Rendite 30-jähriger US-Staatsanleihen Anfang des Jahres aufgrund wachsender Inflationsängste von gut 1,6 auf etwas über zwei Prozent gestiegen. Das entspricht einem Kurseinbruch von mehr als 9,5 Prozent.

Auch bei vielen Euro-Staatsanleihen zogen die Renditen bereits an. Warum Fondsmanager trotzdem zugreifen? „Absolut gesehen sind die Renditen der Langläufer sehr niedrig, aber relativ gesehen – also im Vergleich zu den Minusrenditen der meisten anderen europäischen Anleihen – eben noch attraktiv“, erklärt Christian Kopf, Anleihechef bei Union Investment. Das gelte gerade auch für die neuen Anleihen der EU.

 
   

 

     
 
 
 

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