Ich hab mir gerade mal Gedanken gemacht, weshalb ich eigentlich mit Elster (die schlechteste Software der Welt) und einem Zertifikat (Software, Karte oder Dongle) eigentlich nur einseitig kommunizieren kann.
Wenn ich dem Finanzamt dadurch verschlüsselt daten übermitteln kann, weshalb kann ich nicht auf dem gleichen Weg auch Daten vom Finanzamt erhalten?
Das würde doch riesige Porto-Kosten sparen, viel Papier, viel Aufwand. Und ich hätte alles digital, kann also auch mal eine freundliche Erinnerung direkt dort erhalten, wo ich sie brauche - in Elster, und wenn ich ohnehin den Finanzen-Ordner auf dem Tisch liegen habe.
Gibt es hier noch mehr Menschen in dieser Community, die sich darüber wundern, warum das Finanzamt die neuen Technologien so zaghaft nutzt? Und wenn, dann kommt sowas wie Elster raus - eine Software, die mir im Jahr 2018 noch anbietet, dass das Formular "Umsatzsteuer-Jahresmeldung 2012" nun in einer neuen Fassung zum Download bereitsteht. Großartig. Wenn ich dieses Formular erst heute ausfüllen würde, könnte ich vor Zinsen kaum mehr aus dem Dispo rauskommen, bis zu meiner Rente.
Naja, ich dachte, ich poste das mal hier. Ist ja ohnehin nicht viel los hier, also warum nicht mal dieses Thema...
Grüße an alle.
Jon Snow
Hallo @Oh-No_John-Snow,
Auf der einen Seite ist Elster eine freie Software zur Erstellung der Steuererklärung. In dieser Funktion ist die Software (zumindest war sie das vor einigen Jahren) nicht wirklich flexibel. Eine kurze Soche hat mich zu einem Artikel gebracht in dem eine Aussage war, dass die Software zum Erstellen der Steuererklärung von anderen Firmen mehr Informationen als Elster bereithält.
Auf der anderen Seite ist Elster ein Protokoll das von einer Steuersoftware zur Übermittlung von Daten zum Finanzamt genutzt werden kann. Über dieses Protokoll kann man die Steuererklärung abgeben und auch den Beleg abholen.
Als Privatperson hat man bei Elster Online zusätzlich die Möglichkeit eine vorausgefüllte Steuererklärung abzurufen, wenn man mindestens das Software-Zertifikat für die Authentifizierung nutzt. Damit kann man alle Belege, die dem FA bereits vorliegen abrufen und in die Steuersoftware importieren. Das ganze gibt es schon ein paar Jahre und der Abruf der vorausgefüllten Steuererklärung funktioniert problemlos. Für ganz eilige ist das nichts, da die Registrierung und eine Anschließende Freischaltung für den Datenabruf jeweils ein paar Tage dauert.
Keine Ahnung, ob es inzwischen auch für alle anderen Personen eine Möglichkeit gibt eine vorausgefüllte Steuererklärung abzurufen. Gibt es da überhaupt Belege, die das Finanzamt hat und man sonst selbst per Hand eingeben müsste?
Die Erinnerungen vom FA (Vorauszahlungen, Abgabe der Steuererklärung) wird es meiner Meinung nach auch weiterhin per Post geben, da ja nicht jeder regelmäßig vorm Rechner sitzt und online Daten abruft. Bekommt man die Erinnerung nur Digital, könnte man die Frist verpassen und man wundert sich hinterher, warum ein Zwangsgeld verhängt wurde. Aber ich stimme Dir zu, es wird eine Menge Papier vom FA verschickt.
Grüße
immermalanders
Hallo, @Oh-No_John-Snow,
wenn Du mit der Elster-Software MIT Zertifikat nur einseitig kommunizieren kannst, liegt das wohl eher an Dir als an Elster.
Zu den von @immermalanders gemachten richtigen Ausführungen betreffend die vorausgefüllte Steuerklärung via Datenabruf wären noch zu ergänzen die Abholung des Bescheides (du bekommst eine Mail, wenn Deine Erklärung bearbeitet ist) und die Möglichkeit der Vergleichsberechnung zwischen deinen erklärten Daten mit dem letztlichen Steuerbescheid.
Wenn Du beim FA authentifiziert bist, brauchst auch kein Papier verschicken und hast somit auch keine Portokosten; zudem hast Du in einigen Bundesländern sogar bis Ende Juli Zeit für die Abgabe.
Ich behaupte, dass 70% des Steuervolkes mit dem Elsterformular ausreichend bedient sind. Wenn Du allerdings BBS-Felgen brauchst, kannst Du ja das WiSo-Steuersparbuch o.ä. abonnieren; ich komme auch damit bestens zurecht, obwohl am Ende auch wieder das schnöde Elstermodul hängt.
á propos:
"Umsatzsteuer-Jahresmeldung 2012"
Wenn ein Unternehmer für 2012 z. B. eine Berichtigung melden will oder muss, ist er sicher dankbar dafür, dass eine neue Fassung zum Download bereit steht.
Stimmt schon, @immermalanders.
"dass die Software zum Erstellen der Steuererklärung von anderen Firmen mehr Informationen als Elster bereithält." ist absolut richtig. Allerdings ist die Technik der Software furchtbar. Die Anwendung ist behäbig, lahm, verlangt beim Start unglaublich viel Rechenleistung (für das, was sie später kann und tut, ist die Anwendung ein Schwergewicht).
"ist Elster ein Protokoll das von einer Steuersoftware zur Übermittlung von Daten zum Finanzamt genutzt werden kann.", stimmt auch, dein Satz ging aber weiter mit "Über dieses Protokoll kann man die Steuererklärung abgeben und auch den Beleg abholen." - und genau dieses "Beleg abholen" ging bei mir noch nie. Das Finanzamt hält für mich nie einen Beleg bereit. Komisch. Geschweige denn, "eine vorausgefüllte Steuererklärung abzurufen", das ist bei Freiberuflern auch relativ kompliziert und das verstehe ich sehr gut. Allerdings muss ich als Freiberufler (und jeder andere mit Einkommensteuer), wenn ich Spenden tätige oder Wertpapierumsätze (Kapitalerträge) habe, noch zusätzliche Belege einreichen. Nur auf Anfrage, denn das Finanzamt will kein Papier mehr, ist auch in Ordnung.
Aber wäre es nicht schön, wenn ich Kapitalerträge-Dokumente (also Steuerbescheinigungen meiner Bank), Spendenbescheinigungen und ähnliches mehr einfach einscannen und per Elster-Übertragung schon mal auf Vorrat übertragen könnte?
Denn: wenn das FA mich fragt, soll ich (sagte man mir) innerhalb zwei Wochen alle Beleg einreichen. Prima. Alles liegt bei mir hier, und ich darf es nicht ohne Aufforderung einsenden. Aber ich muss es ständig vorbereitet liegen haben. Wie doof!
Ich wäre also froh, wenn die Besuche beim FA wegen ein paar Blättern Papier als Nachweis bald mal aufhören würden. Und auch die kurzfristigen Nachfragen nach Belegen. Ich will einfach alles fertig haben - completed staff work, das wäre mein Prinzip.
[[ Kurz zur Erläuterung: Completed Staff Work sieht vor, dass Angestellte ihre Vorschläge immer so ausarbeiten, dass die Vorgesetzten nur noch zustimmen oder ablehnen müssen. Das heißt also, dass Führungskräfte ohne große Diskussionen und weiterer Detailarbeit einfach “Ja” oder “Nein” sagen können. ]]
Keine Nachfragen, und ich muss mich auch nicht nochmal mit dem Kram beschäftigen. Ich will alles fertig haben und den Ordner in den Keller räumen.
Und, zuletzt eben: ja, es wird viel Papier verschickt vom FA. Aber es ist echt nicht immer gleich einfach zu lesen, was darin steht. Deshalb ist es ja auch immer so aufwändig, wenn von denen was kommt. Da muss bei mir wahrscheinlich eine ganz andere Hirnregion wieder hochgefahren werden - das Bürokratie-Hirn mit der Beamten-Kauderwelsch-Schnittstelle.
Ich nutze übrigens in der Regel auch andere Software als Elster, für die ESt zum Beispiel. Für die Vorsteuer aber ist es für mich im Moment noch nicht ersetzbar. Da trifft es mich jeden Monat aufs Neue, dieses bayerische Software-Schwergewicht.
Hallo @Oh-No_John-Snow,
leider ging aus Deinem Eingangsbeitrag nicht hervor, dass Du aus der Sicht eines Freiberuflers schreibst, der neben der ESt auch noch mit der monatlichen Umsatzsteuervoranmeldung und ggfs. der EÜR zu kämpfen hat.
Insofern möchte ich meine Kritik an Deinem pauschalen Rundumschlag gegen Elster doch deutlich relativieren.