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Zahlen ohne Kleingeld – Eine Stadt am Niederrhein startet die Revolution

29.11.2016 13:56

Die Deutschen lieben ihr Kleingeld. Doch sind die kleinen Münzen heutzutage noch wichtig? Kleve wagt als erste deutsche Stadt den Versuch, ohne sie auszukommen. Im Februar startete der Versuch in der Kreisstadt im Westen Nordrhein-Westfalens. Zu Beginn beteiligten sich rund 20 Einzelhändler an der Aktion, mittlerweile machen 100 Geschäftsinhaber in Kleve mit. Als Vorbild dienen die nahe gelegenen Niederlande, die bereits seit Jahren auf Ein- und Zwei-Cent-Münzen verzichten.

 

Kupfergeld adé.jpg

 

So funktioniert das Modell in Kleve

 

Der Modellversuch in Kleve ist freiwillig. Wer als Kunde bei den teilnehmenden Händlern einkauft, kann auf centgenaue Abrechnung bestehen. Wagen Kunden den Versuch, gelten folgende Regeln:

 

  • Die Preise an den Regalen sind unverändert geblieben. Eingekauft wird weiterhin mit den typischen Schwellenpreisen mit der neun am Ende (z. B. 1,99 Euro).
  • Die Addition der einzelnen Preise erfolgt ebenfalls wie gewohnt.
  • Erst die Endsumme an der Kasse wird auf glatte Beträge, die auf null oder fünf Cent enden, gerundet.
  • Summen, die auf einen, zwei, sechs oder sieben Cent enden, werden abgerundet.
  • Bei drei, vier, acht oder neun Cent runden die Händler dagegen auf.

 

Das Auf- und Abrunden der Rechnung erfolgt nur bei der Barzahlung. Greifen Kunden zum Begleichen der Kosten auf ihre EC- oder Kreditkarte zurück, buchen die Einzelhändler weiterhin auf den Cent genau ab. Dieses Video zeigt die Beweggründe der Stadt Kleve:

 

 

Vorbild sind die Niederlande

 

Die Stadt Kleve liegt im Grenzgebiet zu den Niederlanden. Viele deutsche Kunden kennen das System bereits von Einkäufen im Nachbarland. Niederländer, die in Kleve bei teilnehmenden Händlern shoppen, fühlen sich gleich wie daheim. Das „Afronden“, wie die niederländischen Nachbarn das System nennen, hat sich in den Niederlanden seit September 2004 bewährt. Ein- und Zwei-Cent-Münzen werden dort zwar zur Bezahlung akzeptiert, aber nicht in Umlauf gebracht. Urlauber sind schnell angenehm überrascht, wie leicht das Portemonnaie ohne das Kupfergeld ist. Neben den Niederlanden verzichten mittlerweile viele andere Länder auf die zwei kleinsten Münzen. So haben Belgien, Schweden, Dänemark, Finnland, Ungarn und Irland die kleinen Münzen aus dem Umlauf genommen.

 

Wer den Pfennig nicht ehrt ...

 

Die Deutschen lieben Kupfergeld, doch benutzt wird es wenig. Da es an der Kasse schnell gehen muss, zählt kaum ein Kunde den korrekten Endbetrag ab. Kleingeld wird herausgegeben und beult den Geldbeutel aus. Die lästigen Münzen landen in Gefäßen und werden gehortet. Ständig müssen die Länder die Ein- und Zwei-Cent-Münzen ersetzen. Doch lohnt sich das Geschäft? Tatsächlich ist es schwer, das gesammelte Kupfergeld wieder loszuwerden. Die Münzen stellen zwar ein gesetzliches Zahlungsmittel dar, aber mehr als 50 Münzen auf einmal muss kein Einzelhändler annehmen. Auch die Banken und Sparkassen sind oft keine geeigneten Anlaufstellen mehr. Oft berechnen sie für die Einzahlung oder das Tauschen von Münzen teils hohe Gebühren.

  

Der Verzicht auf Kupfergeld rechnet sich

 

Kleingeld ist ein teurer Spaß. Während die Herstellungskosten der Ein-Cent-Münzen im Jahr 2004 dem Nominalwert entsprachen, übersteigen heute die Produktionskosten den Gegenwert der Münze. Rund die Hälfte aller Euromünzen sind Ein- und Zwei-Cent-Stücke. Das Bereitstellen, Verteilen und Zählen der Münzen verursacht Bund, Ländern und Handel immense Kosten. Durch das Runden dagegen verteuert oder verbilligt sich jeder Einkauf um maximal zwei Cent. Insgesamt gleichen sich Ersparnis und Mehrkosten mit der Zeit aus. Der Drogeriemarkt dm rundet seit Jahren den Endbetrag an der Kasse zugunsten des Kunden auf glatte fünf oder zehn Cent ab. Die Einsparung beim Eintausch des Kleingeldes lässt den kleinen Nachlass bei jedem Einkauf problemlos zu und kaum ein Kunde bemerkt es.

 

Warum keine glatten Preise?

 

Selbst Schuld, wenn die Händler sich mit dem Kupfergeld befassen müssen, denkt manch ein Kunde. Sollen sie ihre Waren doch direkt mit glatten Preisen auszeichnen, dann landet kaum Kupfergeld in der Kasse. Für Verkäufer hat die Neun am Ende des Preises aber einen wichtigen Effekt. Obwohl der Preisunterschied von einem Cent bei 2,99 Euro im Vergleich zu 3 Euro gering ist, empfindet der Kunde ein Produkt tatsächlich als viel teurer. Das menschliche Gehirn stuft Preise knapp unterhalb der nächsten glatten Zahl viel eher als gutes Angebot ein.

 

Deswegen ist für den Handel der Verzicht auf Kupfergeld ein großer Gewinn und auch der Kunde profitiert durch weniger Ballast im Portemonnaie.

 

Fazit:

 

  • Der Verzicht auf Kleingeld in Kleve verläuft erfolgreich.
  • Immer mehr Händler beteiligen sich.
  • Die Kunden nehmen die Möglichkeit des Rundens gut an.
  • Kosten werden effektiv eingespart.
  • In vielen anderen europäischen Ländern wurden die kleinen Münzen bereits abgeschafft.

 

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Glauben Sie, dass das Modell aus Kleve Schule machen sollte? Diskutieren Sie mit!

 

Eingebundene Videos im Consorsbank Blog haben lediglich informativen Charakter und spiegeln nicht zwingend unsere Meinung wider.

3 Kommentare

Aufsteiger

Ich befürworte die Handhabung in Kleve in vollem Umfang.
Bereits in den 90-er Jahren in Finnland war dieses üblich (soweit ich mich entsinne, auf 10 finnische Pfennige, was jetzt 1,5 Euro-Cent entspricht).

Und auch in Tschechien habe ich kürzlich festgestellt, dass dort gerundet wird (auf ganze Kronen, was ca. € 0,035 entspricht).

Ich fürchte nur, dass bei einer Einführung der Rundung hier in Deutschland sich einige einen Spaß daraus machen werden, den Einkauf so zu gestalten, dass immer abgerundet wird ....


Häufiger Besucher

Dieses Vorgehen entspricht auch schon seit Jahrzehnten den Gepflogenheiten in der Schweiz, in der es schon lange als kleinste Münze nur noch die 5-Cent-Münze gibt .. und es funktioniert völlig problemlos. 


Häufiger Besucher

Grundsätzlich bin auch ich für die einfache Abrechnung im Tausch von Bargeld zur Ware oder auch Dienstleistung. Allerdings habe ich bei dieser Methode einige Bedenken.

 

Erstens: In hohen Ebenen der Finanztransaktionen wird es meiner Meinung nach auch in naher Zukunft weiterhin Geldabrechnungen mindestens bis in den Hundertstelbereich geben werden, was aus meiner Sicht den Finanzdienstleistern zugute kommen wird, und nicht nur diesen.

 

Zweitens: Die Verbindung zu Geld wird für die überwiegende Anzahl der Bevölkerung

undurchsichtiger, was wiederum einem geringeren Anteil der Bevölkerung zu Gute kommt.

 

Drittens: Die Schere zwischen arm und reich wird sich somit wahrscheinlich weiter öffnen.