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Schweden: Sind bald alle Zahlungen bargeldlos?

30.11.2017 10:24

Schweden: erstes Land ohne Bargeld? Fast 80 Prozent aller Zahlungen in Schweden erfolgen heute bargeldlos. In Sachen bargeldloses Zahlen nimmt das Land eine Vorreiterrolle ein.

 

80 Prozent aller Zahlungen in Schweden erfolgen bargeldlos. Auch die Hälfte der Banken funktioniert bereits ohne Bargeld. Warum liegt das Land so weit vorn? Die Schweden sind ein modernes Volk und gegenüber der IT-Technologie generell sehr aufgeschlossen. Erscheint eine Technik günstig, sicher und praktisch, wird sie gerne angenommen. Doch das Geheimnis der schwedischen Vorreiterrolle beim bargeldlosen Zahlungsverkehr liegt nicht allein in der technikaffinen Bevölkerung.

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Bezahlen in Schweden

 

Deutschland ist ein Bargeldland. Verbraucher können hierzulande an vielen Orten ausschließlich bar bezahlen. Trinkhallen, Markthändler, Bäcker und viele andere Anbieter sind gar nicht auf einen bargeldlosen Zahlungsverkehr eingerichtet. Aber auch der Kunde setzt gern auf Bares. Beträge zwischen 20 und 50 Euro begleichen Deutsche nahezu ausnahmslos in bar. In Schweden ist das anders. Dort erfolgen die meisten Zahlungen bargeldlos, selbst Kleinbeträge begleichen die Schweden schnell und unkompliziert mit Karte oder Smartphone. Besonders verbreitet ist eine App namens Swish, mit der per Sofortüberweisung jeder gewünschte Betrag an die Mobilfunknummer des Empfängers gesendet wird.

 

Warum zahlen Schweden so gerne bargeldlos?

 

Zum Teil liegt die Begeisterung für neue Technologien sicher auch an der Bevölkerungsstruktur Schwedens: Im Vergleich ist sie jünger als der EU-Durchschnitt und steht technischen Neuerungen vermutlich deswegen tendenziell offener gegenüber.

Aber auch die Banken haben vieles beigetragen, um den bargeldlosen Zahlungsverkehr zu forcieren. Denn das Bankensystem in Schweden unterscheidet sich deutlich von dem in Deutschland. Folgende Faktoren haben den Fortschritt beschleunigt:

 

  • Anders als in Deutschland kontrollieren alle Banken über eine ausgelagerte Gesellschaft alle Geldautomaten gemeinsam. Damit sind die Geldautomaten konkurrenzlos. Die Banken haben den Geldautomaten in den letzten Jahren für Kunden immer unattraktiver gemacht. Die Zahl der Automaten ist um rund die Hälfte geschrumpft. Außerdem haben die Banken die tägliche Auszahlungssumme von 5.000 Kronen (ca. 500 Euro) auf 1.000 Kronen (ca. 100 Euro) begrenzt. Der bargeldlose Zahlungsverkehr ist nun viel attraktiver als Bargeld vom Automaten.
  • Viele Banken in Schweden nehmen kein Bargeld mehr an, die Hälfte der Banken funktionieren ganz ohne Bargeld. Um trotzdem das Geldgeschenk an die Enkel oder die Tageseinnahmen auf dem Konto gutschreiben zu lassen, müssen Verbraucher und Unternehmer einen aufwendigen Deklarationsprozess in Kauf nehmen. Diese Regeln dienen dem Kampf gegen Schwarzgeld.
  • Gleichzeitig sorgen viele Angebote und Apps wie Swish dafür, den bargeldlosen Zahlungsverkehr einfach und sicher zu machen.

 

Daher gibt es in Schweden die Situation, dass die Krone zwar weiterhin als gesetzliches Zahlungsmittel gilt, aber in den Geschäften häufig nicht angenommen wird. Denn die Händler haben Probleme, ihre Tageseinnahmen auf dem Konto gutschreiben zu lassen. Gleichzeitig sinkt die Nachfrage nach der klassischen Bezahlweise mit Scheinen und Münzen, da Bargeld auch für Verbraucher schwerer zu beschaffen ist.

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Die Kehrseite der Medaille

 

Angetrieben durch die Banken, die das Bargeld als hohen Kostenfaktor ohnehin nicht schätzen, hat sich der bargeldlose Zahlungsverkehr in Schweden enorm verbreitet. Selbst an Kiosken oder Marktständen ist Bargeld weder nötig, noch erwünscht. So praktisch die innovativen Möglichkeiten sind, es gibt Verlierer:

 

  • Gewerbetreibende müssen in neue Bezahlsysteme investieren, weil Bargeld sowohl für sie selbst als auch für ihre Kunden zu unpraktisch und teuer wird.
  • Ältere Mitbürger haben dagegen immer häufiger Probleme, den Einkauf oder den Besuch im Restaurant zu bezahlen, weil sie kein Smartphone besitzen.
  • In den nördlichen Teilen das Landes weist das Mobilfunknetz Lücken auf. Hier sind die Menschen noch auf Bargeld angewiesen.

 

Von Schweden lernen

 

Die fortschrittliche Haltung in Schweden ist ein gutes Beispiel für die anderen Länder, den bargeldlosen Zahlungsverkehr ebenfalls zu stärken. Die Vorteile der neuen Technologie zeigen sich deutlich, aber auch Nachteile werden sichtbar. Klar ist: das Smartphone ist die Geldbörse der Zukunft. Einfach und zuverlässig funktionierende Apps sind der Schlüssel für eine hohe Akzeptanz in der Bevölkerung. Deutlich wird aber auch, dass bargeldloses Zahlen durch das zeitgleiche Verschwinden von Bargeld Teile der Bevölkerung, wie zum Beispiel Senioren, benachteiligt. Außerdem muss die Technik zuverlässig und sicher funktionieren. Ein störanfälliges oder lückenhaftes Mobilfunknetz muss entsprechend ausgebaut werden. Weiterhin benötigen insbesondere kleine Händler die Möglichkeit, Bargeld annehmen und einfach bei der Bank einzahlen zu können. Die meisten Verbraucher würden sicherlich öfter bargeldlos zahlen, wenn es einfache, sichere und vor allem einheitliche Möglichkeiten gäbe. Hier sind die Banken gefragt, die über Kooperationen entsprechende Systeme schaffen können.

 

Fazit:

 

  • Bargeldloses Zahlen ist in Schweden weit verbreitet.
  • Einen großen Anteil daran haben die Banken, die mittlerweile oft komplett bargeldlos arbeiten.
  • Apps für das Smartphone haben den bargeldlosen Zahlungsverkehr revolutioniert. Hier überweist der Kunde das Geld direkt an eine andere Mobilfunknummer.
  • Für manche Händler, viele Senioren und die Einwohner im Norden des Landes ist der schnelle Wechsel problematisch.

 

Wie halten Sie es beim Bezahlen? Bevorzugen Sie Bargeld oder wünschen Sie sich bessere Möglichkeiten für schnelles und einfaches bargeldloses Zahlen? Was muss getan werden, um den bargeldlosen Zahlungsverkehr zu fördern? Wir freuen uns auf Ihre Meinung!

9 Kommentare

Regelmäßiger Besucher

Dadurch wird man absolut gläsern. Die Einkaufsdaten werden verkauft an Interessenten, ich werde noch mehr als dem Konsum frönenden Schaf in der Herde benutzt. "Kriminalität eindämmen" ein Vorwand der Regierungen, um dieses System schmackhaft zu machen und uns glauben zu lassen, dies sei gut für uns. Folgen wir den Ausführungen von z.B. Max Otte, Bargeld ist ein Kriterium für Freiheit. Wieso sollte man dies abgeben? Um mit dem smartphone und dessen Technik, die bestimmt nicht 100% sicher vor Betrügereien ist, seinen Weg und sein Konsumverhalten aufzeichnen zu lassen? NEIN DANKE!


Regelmäßiger Besucher
Aus dem Artikel gewinne ich nur eine Erkenntnis: Die Banken sitzen am längeren Hebel und maximieren ihren Gewinn u. a. durch Abschaffung der für sie kostenaufwendigen Dienstleistungen (gut dargestellt am Beispiel Geldautomaten) indem sie sie unatraktiv, d. h. aufgund ihrer Monopolstellung unter Ausschluss der Konkurrenz (m. E. eine Sache für die Kartellbehörde) verteuern. Und natürlich sind wir Verbraucher (Konsumenten, gerne auch Dummköpfe - ich schließe mich da ausdrücklich mit ein), allzugern bereit, um einer vermeintlich bequemen Lösung Willen unsere Freiheit zu opfern. Aber Freiheit ist immer unbequem. Und die Technikbegeisterung lässt spätestens dann nach, wenn die Systeme nicht mehr funktionieren (nicht nur bei Geld) und schlimmstenfalls gegen uns gerichtet werden. Und dass so etwas passieren wird, dürfte jedem klar sein, der 1+1 zusammenrechnen kann und dabei nicht auf 3 kommt: Die Banken sitzen auf einem Berg - nicht von Geld sondern von heißer Luft (Giralgeld). Unsere Spareinlagen haben sie in faule Kredite investiert oder auf noch schlimmere Weise verzockt. Was werden die Banken (nicht nur die schwedischen) also tun, wenn sie Pleite sind und kein Rettungsschirm sie mehr auffangen wird, weil auch diese Reserven nur auf dem Papier stehen? [Unser Bundes-Finanzminister hat ja für die Verpflichtungen des Deutschen Staates (Volkes) im Rahmen des ESM nicht mal 1,00 EURO Rückstellungen in seinem "Schwarze Null"-Haushalt. Richtg! Die Banken werden nicht so lange warten bis gar nichts mehr geht, sondern bereits vorher den Geldhahn zudrehen. Und das wird ihnen umso leichter fallen, je weniger Bargeld im Umlauf ist und je weniger sie dazu tun müssen, beispielsweise nur einen roten Knopf zu drücken. Oder sie werden von "höherer Stelle" dazu gezwungen, um vielleicht doch noch gerettet zu werden. Wer waren, mit Verlaub nochmal, die Dummköpfe?

Gelegentlicher Besucher
Kein Bargeldlosbefürworter konnte mir bisher eine Backuplösung bei Systemausfall (Computer und/oder IT-Netze) oder Stromausfall nennen. Was mache ich wenn ich den Einkauf bezahlen will? Bei Aldi kann ich den Einkaufswagen stehen lassen und hungrig nach Hause gehen, auf der Italienreise nach dem Tanken bei 30 Grad im Schatten den nörgelnden Kindern auf dem Rücksitz kann ich den Sprit nicht mehr rauslasssen, und dann? Wer den deutschen Medien, Politikern, Banken und Sonnenscheintheoretikern glaubt - dem ist nicht mehr zu helfen. Aber Vorsicht: Nachdenken verursacht Kopfschmerzen - bringt aber neue Erkenntnisse. Wer Geld sparen will kündigt alle Zeitungsabos und denket selber nach. Ach ja die Zukunft funktioniert ohne Banken, oder haben Riker o.ä noch irengdwas bezahlt?

Gelegentlicher Besucher
Ach ja die neuen AGB, mit einem NFC/RFID-fähigen Smartphone kann man im Vorbeigehen in der S- und U-Bahn das Konto bis zum Bestätigungslimitder Bankcard bei allen Reisenden leerräumen und so im Vorbeigehen pro Bankkarte pro Reisenden bis zu 50€ mitnehmen, ohne dass es auffällt. oder wie sieht das das Sicherheitskonzept aus. Die RFID-dichten Hüllen muß man sich selber besorgen, die Kosnten dafür trägt der deutsche Bankkunde selber, in Hollan zahlen solche Sicherheitsmaßnahmen (auch die TAN-Generatoren) die Bank. Die paar Stellen hier auf der Homepage entsprechen auch nicht dem BSI-Standard und zukünftig der EUDSGVO. Aufgrund der Sicherheitsmängel ist Online-Banking für mich tot. Töter geht gar nicht mehr. Ohne Bargeld wird es wie nach Wk II, es gibt immer Tauschmittel.

Regelmäßiger Besucher

@Sicherheitschef: "... Die RFID-dichten Hüllen muß man sich selber besorgen!..." Empfehlung: RAPUNZEL Organic Mints Peppermint Blechdose (Scheckkarten-Format) leer essen und Bankkarten darin unterbrigen 😉

Sieht zwar Sch..zze aus, sollte aber funktionieren.


Aufsteiger

Nach einem Urlaub in Schweden habe ich das bargeldlose Bezahlen zu schätzen gelernt.  Gläsern ist man nur für die Bank in Hinsicht auf die Geldbeträge. Die allseits beliebten Kundenkarten der Geschäfte jedoch speichern das Kaufverhalten. Das nimmt der Kunde hin, verspricht er sich dadurch doch Vergünstigungen wie Rabatte.

Natürlich ist Bargeld auch Freiheit; das aber vor allem für Leute, die Bareinnahmen haben und Steuern vermeiden wollen! Schon seltsam, dass Kartenzahlungen in anderen Ländern viel verbreiteter sind. Sind die Leute dort etwa dümmer als wir Deutschen?


Regelmäßiger Besucher

# Timmi,

"Natürlich ist Bargeld auch Freiheit; das aber vor allem für Leute, die Bareinnahmen haben und Steuern vermeiden wollen!"

Diese Behauptung, die gerne verbreitet wird, könnte leicht als eine grundsätzlicher Vorwurf der Illegalität von Bargeschäften aufgefasst werden. Falsch ist das meines Erachtens aus folgenden Gründen.

 

  1. Kriminelle Elemente haben immer einen Weg gefunden, illegale Geldgeseschäfte zu machen, finden diesen Weg heute und werden ihn zukünftig mit Unterstützung sicherheitsanfälliger Systeme immer noch besser finden.
  2. Die Zeiten, in denen Berufstätige aller Art ihr Salär in bar ausgezahlt bekamen, sind seit Jahrzehnten vorbei. Ich glaube nicht, dass irgendeiner gefragt wurde, ob ihm das Recht ist. Will sagen, grundsätzlich waren Bareinnahmen keineswegs illegal und sind es bis heute nicht, abgesehen von - siehe oben.

"Gläsern ist man nur für die Bank"

Schlimm genug, finde ich. Denn wie sagte schon Bertolt Brecht (sinngemäß): "Was ist schon ein Banküberfall im Vergleich zur Gründung einer Bank". Ich bin durchaus nicht der Meinung, dass es die Bank auch nur im Geringsten etwas angeht, wofür ich mein sauer verdientes Geld ausgebe, schon gar nicht ohne Gegenleistung (Zinsen).

 

"Das nimmt der Kunde hin, verspricht er sich dadurch doch Vergünstigungen wie Rabatte"

O.K., jeder ist seines eigenen Glückes Schmied. Wenn ich Freiheit meine, gestehe ich die selbstverständlich allen Menschen zu. Sie sollten nur dabei bedenken: Jegliches hat seinen Preis auch eine Vergünstigung. Es soll nur keiner glauben, dass die Informationen, die er als Verbraucher über sich preisgibt für diejenigen, die an diesen Informationen interessiert sind, nicht weitaus profitbringender sind als die Vergünstigungen die durch die Preisgabe erworben werden. Andernfalls würde es solche Systeme nicht geben - Punkt.

 

"Sind die Leute dort etwa dümmer als wir Deutschen?"

Auch in puncto Geld gibt es sicher so etwas wie ein kollektives Bewusstsein und gerade wir, in der Mehrzahl zur Sparsamkeit erzogegen, Deutschen, haben da in den letzten hundert Jahren mehrere schmerzhafte Erfahrungen in Zusammenhang mit Währungsreformen gemacht. Auch der Fiskalpolitik der Bundesregierung und der Euroäischen Union kann ich leider nicht allzu viel Gutes abgewinnen.

 

Es geht auch nicht darum, wer der Dümmere ist. Dass es die Seuerzahler, Sparer, Häuslebauer und Kleinaktionäre sein werden, steht grundsätzlich außer Frage - sie waren es immer. Das ist aber noch lange kein Grund, dem ohne Not Vorschub zu leisten.


Gelegentlicher Besucher
Gegenthese, über bargeldlosen Zahlungsverkehr lassen sich binnen Sekunden gigantische Geldbeträge transferieren und ins Nirgendwo verschieben. Die Zentralbank von Bangladesh hat dieses Jahr fast eine Milliarde Dollar verloren, durch einen Tippfehler der Täter waren es nur knapp 80 Mio US-Dollar, die nie wieder gefunden wurden. So reißt bargeldloser Zahlungsverkehr Zentralbanken und Staaten in den Abgrund. Selbst SWIFT wurde über unsichere Banken angegriffen und fast gehackt, war erst vor 4 Wochen. Außerdem kann Bargeld gar nicht abgeschafft werden, wie sollen sonst die Parteien ihre schwarzen Kassen nutzen? Selbst die 200€ Schein benötigen jetzt Sporttaschen was früher mit 500€ Scheinen im eleganten Leder- oder Alukoffer ging.