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Schwache Wirtschaftsdaten in Europa + politische Konflikte = Ende des Bullenmarktes?

20.02.2015 09:18

Das könnte die Gleichung für die aktuelle Situation an den Börsen sein.

 

Die Unternehmensgewinne in der Eurozone sind aktuell schwächer als erwartet, Italien ist in die Rezession zurückgefallen und in Deutschland schwächeln die Aufträge für die Industrie. Zeitgleich reisen die schlechten Nachrichten auf der politischen Seite nicht ab: die Kriege in Nordafrika und dem Nahen Osten werden eher stärker als schwächer und auch im Konflikt um die Ostukraine ist kein schnelles Ende absehbar. Alles in allem keine guten Voraussetzungen, um einen positiven Ausblick für die Aktienmärkte zu geben.

 

Aktuelle Wirtschaftssituation.jpg

Zwei Themen stehen allerdings aktuell besonders im Mittelpunkt:

 

Dies sind die Wirtschaftssanktionen in Folge des Ukraine-Konflikts und die Anzeichen für Wachstumsschwäche. Doch zunächst zur Ukraine: Bis zum wahrscheinlichen Abschuss des Linienflugzeugs verloren die prorussischen Rebellen erheblich an Einfluss. Strategisch wichtige Positionen wurden von regulären ukrainischen Einheiten erobert. Ein zügiges Ende des militärischen Konflikts schien relativ nah.

 

Durch das Flugzeugunglück wurde diese Entwicklung unterbrochen. Stattdessen wurde eine Spirale von wirtschaftlichen Sanktionen des Westens und Vergeltungsmaßnahmen Seitens Russlands in Gang gesetzt. Die Frage ist nun, ob diese das Wirtschaftswachstum beeinträchtigen werden und ob die Sanktionsspirale sich weiter drehen wird.

 

Der Anteil Russlands an den deutschen Ausfuhren beläuft sich gerade auf 3,3% (Stand 2013). Interessant ist die Struktur des Handels. Deutschland liefert vor allem Industriegüter und Technologie nach Russland. Umgekehrt beziehen wir vor allem Energie aus Russland. Russland benötigt beides, stetigen Import von Technologie und Investitionen aber auch konstante Energieexporte. Präsident Putin möchte die russische Wirtschaft modernisieren und weniger abhängig vom Energiesektor machen. Deshalb benötigt er Technologietransfers und Investitionen aus dem Westen.

 

Zusätzlich benötigt Russland die Einnahmen aus dem  Verkauf von Öl und Gas, um den Staatshaushalt finanzieren zu können. Rational betrachtet ist eine stete Eskalation der Sanktionen unwahrscheinlich. Beide Seiten haben ein hohes wirtschaftliches Interesse daran, es nicht zu übertreiben. Das sehen übrigens die Märkte ähnlich. Weder der Gold- noch der Ölpreis sind angestiegen. Beide Preise sind kurzfristig Mitte Juni nach oben gelaufen, um danach wieder deutlich abzugeben.

 

Bleibt die Frage nach der anhaltenden Wachstumsschwäche

 

Fakt ist, dass die Investitionen in Europa hinter den Erwartungen zurückbleiben, was auch die deutsche Industrie zu spüren bekommt. Und Italien ist nun wieder in der Rezession, da die Wirtschaftsleistung in den ersten beiden Quartalen dieses Jahres geschrumpft ist. Analysten rechnen damit, dass die Wirtschaft auch in Deutschland im zweiten Quartal geschrumpft ist. Dabei übersehen die Märkte aber auch einige positive Impulse.

 

Die Maßnahmen der EZB beginnen Wirkung zu zeigen.

 

Kredite sind für Unternehmen in Südeuropa wieder leichter zu bekommen. In den vergangenen beiden Jahren haben die Banken die Hürden für Vergabe von Krediten sehr hoch gesteckt. Der Euro hat deutlich an Wert verloren, was es der Exportwirtschaft tendenziell leichter macht auf den internationalen Märkten zu bestehen. Positive Signale kommen aus Spanien und Portugal, wo die Reformen Wirkung zeigen und das Wirtschaftswachstum Fahrt aufnimmt. An dieser Stelle sollte man auch nicht vergessen, dass viele Wirtschaftsforschungsinstitute und internationale Organisationen wie z.B. der Internationale Währungsfonds, ihre Wachstumsprognosen im Vergleich zum Jahresanfang deutlich nach oben gesetzt haben.

 

Die Meldung, dass sich die wirtschaftliche Aktivität in China wieder beschleunigt ging in der Wahrnehmung der Anleger fast völlig unter. Und auch aus den USA kommen weitere positive Nachrichten. Auf das Gesamtjahr hochgerechnet wuchs die Wirtschaft dort im zweiten Quartal um 4%. Allerdings war mit dieser Meldung die Angst vor einer früheren Zinserhöhung der amerikanischen Notenbank Fed verbunden. Und auch die Unternehmen präsentieren sich in den USA in einer guten Verfassung.  Von  den 446 Aktiengesellschaften aus dem  S&P 500, die bis zum 7. August ihre Quartalszahlen vorgelegt haben, übertrafen 73% die Gewinnerwartungen.

 

Das durchschnittliche Gewinnwachstum lag bei 8,4%. Von den Analysten wurde mit einem Anstieg der Gewinne um 4,9% gerechnet. Auch der Ausblick der Vorstände für das dritte Quartal ist etwas zurückhaltender als sonst. Allerdings muss man sagen, dass die nun fast abgeschlossene Quartalsberichtsaison außergewöhnlich gut war.

 

Fazit

 

Betrachtet man die Fakten spricht vieles dafür, dass sowohl Russland als auch Europa zusammen mit den USA ein hohes Interesse an einer Deeskalation in der Ukraine haben, auch wenn es aktuell nicht danach aussieht.

 

Bei den Wirtschaftsdaten scheint es aktuell, als würden die Anleger die positiven Nachrichten ausblenden. In den Monaten zuvor war eher das Gegenteil der Fall, damals verschloss man sich für die negativen Nachrichten. Da der fundamentale Ausblick positiv ist und die Anlegerstimmung sich schnell drehen kann, bleiben wir positiv für Aktien gestimmt. Die aktuelle Korrektur an den Börsen sehen wir eher als Einstiegschance. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass sich die Aktienmärkte der Schwellenländer in den vergangenen Tagen gut behaupten konnten. Dabei reagieren gerade diese Märkte sehr sensibel auf negative Wachstumserwartungen.

 

Autor:

Stefan Maly

Cortal Consors, Investment Strategy