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Der Flashmob erreicht mit Gamestop die Börse und bringt erfahrene Manager in Bedrängnis. Wie kommt es dazu und wie sollten Anlegende reagieren?
Aktuell überschlagen sich die Meldungen, dass die Aktie der schwächelnden US-amerikanischen Einzelhandelskette für Computerspiele, Gamestop, einen kometenhaften Aufstieg erlebt. Dabei hat sich die wirtschaftliche Situation des schon vor der Corona-Pandemie angeschlagenen Konzerns keinesfalls verbessert. Hinter dem satten Kursplus stehen junge Leute, die sich in Foren und auf sozialen Medien verabreden und zum Aktienkauf animieren. Damit bringen sie sogar Hedgefonds, die für Leerverkäufe bekannt sind, in finanzielle Schwierigkeiten. Was steckt dahinter und wie sollten sich Anlegende nun verhalten? Wir beleuchten die Hintergründe.
Viele Hedgefonds realisieren große Gewinne über Leerverkäufe (Short Sells) und das funktioniert so: Sie leihen sich Aktien eines Unternehmens, bei dem Sie fallende Kurse erwarten. Diese Aktien werden sofort zum aktuellen Wert verkauft. Zu einem bestimmten Zeitpunkt erwartet der Verleihende seine Aktien zurück. Shortseller setzen darauf, die Papiere dann zu günstigeren Preisen zu erwerben und die Differenz zwischen Verkaufs- und Einkaufspreis als Gewinn einzustreichen. Geht die Wette nicht auf, müssen die Aktien teurer beschafft werden und es entstehen Verluste.
Es mag einiges dagegen sprechen, auf fallende Kurse zu wetten. Doch dafür spricht, dass Firmen, die auf Leerverkäufe spezialisiert sind, zur Transparenz an der Börse beitragen. Denn das System funktioniert nur, wenn bei dem ausgewählten Unternehmen tatsächlich etwas im Argen liegt. Profis decken so Ungereimtheiten in den Bilanzen und Missstände auf. Denken Sie nur an den Wirecard-Skandal. Während die BaFin, Wirtschaftsprüfer und Börsenanalysten das Unternehmen über Jahre als gesund und seriös bewerteten, ging der Londoner Börsenspekulant und bekannte Shortseller Fraser Perring Wirecard bereits 2016 an, weil er Bilanzfälschungen und Betrug witterte. Er sollte Recht behalten.
Mittlerweile gehören rund 20 Prozent der Aktiven an der Börse einer besonderen Gruppe an. Diese Anlegenden sind zum Teil noch unerfahren im Umgang mit Aktien und sie nutzen für den Handel die kostenlose Smartphone-App Robinhood. In Foren wie Reddit oder über die sozialen Medien tauschen sie Tipps und Empfehlungen aus.
Vereinfacht ist bei Gamestop Folgendes passiert:
Gamestop ist ein gutes Beispiel, worauf Aktionäre achten sollten. Denn bei dem Spieleeinzelhändler steigt zwar der Börsenkurs in ungeahnte Höhen, gesünder oder leistungsfähiger ist das Unternehmen aber nicht geworden. Die aktuellen Zahlen basieren auf einer Spekulationsblase, die in absehbarer Zeit platzen dürfte. Selbstverständlich haben Anlegende, die rechtzeitig ein- und wieder ausgestiegen sind, mit hohen Investitionen in einen Einzelwert beachtenswerte Gewinne erzielt. Es bleibt allerdings reine Spekulation und ist nicht sicherer als eine Wette. Solche Investitionen können eine Überlegung wert sein, wenn Sie einen Totalverlust des eingesetzten Geldes verkraften.
Die sogenannten Robinhoods agieren wie ein Flashmob an der Börse. Sie machen mittlerweile einen spürbaren Teil des Handels aus. Aber es fehlt Ihnen teilweise an Erfahrung und Vorsicht, die meisten kennen die Börse seit weniger als zehn Jahren, in denen es beständig aufwärtsging.
Die Empfehlung in Foren und die von den Robinhoods ausgelösten Kurssteigerungen müssen Anlegende, die langfristige Strategien verfolgen, einkalkulieren, wenn neue Werte ins Depot kommen oder bereits vorhandene Papiere aufgestockt werden sollen. Risikoreiche Fehlinvestitionen sind sonst vorprogrammiert. Dazu sind folgende Tipps hilfreich:
Wie stehen Sie zu Gamestop und anderen Kursraketen? Setzen Sie auf Risiko oder investieren Sie lieber langfristig und konservativ? Teilen Sie Ihre Erfahrungen mit uns und unseren Lesern und Leserinnen.
Fazit:
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