Erfolgreiche Anlageentscheidungen erfordern eine fundierte Analyse und Bewertung von Aktien. Hier kommen Aktienkennzahlen ins Spiel. Vom KGV über das KBV bis hin zur Dividendenrendite – diese statistischen Maßzahlen können helfen, den Wert einer Aktie besser einzuschätzen.
Aktienkennzahlen können von Anlegenden als Hilfsmittel für eigene Aktienanalysen und Anlageentscheidungen genutzt werden. Denn sie können gute Dienste leisten, den aktuellen Wert einer Aktie einzuschätzen. Doch welche Aktienkennzahlen gibt es? Und wie lassen sich Aktien mit ihrer Hilfe bewerten oder analysieren? Einen Überblick über wichtige Aktienkennzahlen bieten die Aktienprofile auf www.consorsbank.de unter dem Reiter „Analysen“.
Einige davon stellen wir Ihnen im Folgenden vor. Allen gemeinsam ist, dass sie einen Vergleich verschiedener Aktien hinsichtlich ihres Bewertungsniveaus ermöglichen. Dies ist vor allem innerhalb einer Branche sinnvoll. Darüber hinaus können Aktienkennzahlen bei der Analyse einer Aktie helfen, objektiv zu beurteilen, ob diese aktuell über- oder unterbewertet ist. Dies kann jedoch nicht an der absoluten Höhe der jeweiligen Kennzahl festgemacht werden. Denn es gibt keine Definition, was ein hoher oder niedriger Wert ist. Dieses Manko kann jedoch minimiert werden, wie Sie gleich sehen werden.
Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV)
Die wohl bekannteste und gebräuchlichste Aktienkennzahl ist das Kurs-Gewinn-Verhältnis. Sie setzt den aktuellen Aktienkurs ins Verhältnis zum Gewinn je Aktie. Dabei kann sowohl der Gewinn je Aktie aus der Vergangenheit als auch der erwartete Gewinn für die Zukunft zugrunde gelegt werden. Wie der Gewinn je Aktie (Ergebnis je Aktie) und andere wichtige Unternehmenskennzahlen ermittelt werden, können Sie im Blogbeitrag „Auf diese Unternehmenskennzahlen sollten Anleger achten“ nachlesen. Das KGV wird ganz einfach berechnet, indem der derzeitige Aktienkurs durch das positive Ergebnis je Aktie oder die aktuelle Marktkapitalisierung durch den Nettogewinn dividiert wird. Anders ausgedrückt gibt das KGV also an, mit welchem Vielfachen des Gewinns eine Aktie derzeit am Markt bewertet wird. Es spiegelt also quasi die Anzahl der Jahre wider, in denen das jeweilige Unternehmen bei konstanten Gewinnen seinen aktuellen Börsenwert „verdient“ hätte.
Was ist ein guter KGV-Wert? Je nach Marktphase und Branche können die KGVs stark variieren, was bei der Analyse entsprechend zu berücksichtigen ist. Es gibt daher keine allgemeingültige Aussage darüber, welches KGV hoch oder niedrig ist. Auch die Frage, was ein gutes KGV ist, lässt sich nicht verallgemeinern. So kann ein KGV von 20 für einen Wachstumswert aus dem Technologiesektor niedrig erscheinen, während es für eine Value-Aktie, z. B. aus dem Nahrungsmittelsektor, als vergleichsweise hoch interpretiert werden kann. Die Aussagekraft des KGV hängt also stark vom Kontext der Betrachtung ab. Dies gilt auch für andere Aktienkennzahlen. Ein Interpretationsansatz kann daher sein, das aktuelle KGV oder eine andere Bewertungskennzahl mit dem historischen Mittelwert dieser Kennzahl zu vergleichen. Mögliche Schlussfolgerungen können sein: Liegt das derzeitige KGV oder eine andere aktuelle Aktienkennzahl über ihrem Mittelwert, ist eine mögliche Überbewertung vorhanden, liegt der Wert unter dem Mittelwert, ist eine mögliche Unterbewertung gegeben.
Kurs-Cashflow-Verhältnis (KCV)
Eine weitere wichtige Aktienkennzahl ist das Kurs-Cashflow-Verhältnis. Sie setzt den aktuellen Börsenwert eines Unternehmens ins Verhältnis zum operativen Cashflow. Dazu wird der Aktienkurs durch den operativen Cashflow je Aktie oder die aktuelle Marktkapitalisierung durch den absoluten Cashflow dividiert. In seiner Aussagekraft steht das KCV dem KGV in nichts nach. Es ist ebenfalls ein sehr gutes Instrument zur Aktienbewertung. Beide Kennzahlen beleuchten jedoch unterschiedliche Aspekte der finanziellen Performance eines Unternehmens.
Der operative Cashflow als Basis des KCV gibt Auskunft über die Höhe der aus der operativen Geschäftstätigkeit erwirtschafteten liquiden Mittel. Er schließt also z. B. Finanzierungs- und Investitionsausgaben sowie nicht zahlungswirksame Aufwendungen und Erträge aus. Das Nettoergebnis als Basis für das KGV gibt dagegen den Gesamtgewinn nach Berücksichtigung aller Erträge und Aufwendungen an. Hierzu zählen sämtliche zahlungswirksamen (z. B. Umsatzerlöse, Personalaufwand) und nicht zahlungswirksamen (z. B. Abschreibungen, Wertberichtigungen) Posten einschließlich der Investitions- und Finanzierungstätigkeit sowie der außerordentlichen Aufwendungen und Erträge. Dieses Nettoergebnis kann daher mitunter verzerrt sein, weshalb es sinnvoller sein kann, statt des KGV das KCV zu verwenden. In der Praxis kann es sich daher anbieten, sowohl das KCV als auch das KGV zu betrachten. In der historischen Rückschau beider Aktienkennzahlen können so gegebenenfalls auftretende ungleichmäßige Entwicklungen erkannt und bei der Aktienbewertung berücksichtigt werden.
Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV)
Das Kurs-Buchwert-Verhältnis vergleicht den Aktienkurs mit dem Buchwert je Aktie und gibt damit Aufschluss darüber, wie der Markt den Wert eines Unternehmens im Vergleich zu dem in der Bilanz ausgewiesenen Nettovermögen einschätzt. Das KBV wird berechnet, indem der Aktienkurs durch den Buchwert pro Aktie oder die aktuelle Marktkapitalisierung durch den absoluten Buchwert dividiert wird. Der Buchwert wird aus der Bilanz eines Unternehmens abgeleitet und stellt dessen Nettovermögen dar, indem alle Verbindlichkeiten von den Vermögenswerten abgezogen werden. Vereinfacht ausgedrückt gibt die Kennzahl somit an, wie viel das Unternehmen wert wäre, wenn es alle seine Vermögenswerte verkaufen und alle seine Verbindlichkeiten begleichen würde. Buchwert und KBV werden häufig von Value-Investoren bei der Suche nach unterbewerteten Aktien verwendet. Ein niedriges KBV kann auf eine Unterbewertung hindeuten, z. B., wenn der Aktienkurs niedriger ist als das KBV.
Es ist jedoch zu beachten, dass der Buchwert nicht notwendigerweise den tatsächlichen Marktwert eines Unternehmens widerspiegelt. Der Buchwert berücksichtigt keine immateriellen Vermögenswerte wie Reputation, Kundenbeziehungen, Marken oder anderes geistiges Eigentum, die einen erheblichen Wert haben können. Auch die Qualität des Geschäftsmodells spiegelt sich im Buchwert nicht wider. Der Marktwert eines Unternehmens liegt daher oftmals über dem Buchwert, dass das KBV unter den Wert eins fällt und damit eine deutliche Unterbewertung signalisiert, ist seltener zu beobachten. In diesen Fällen sollten Anlegende genau hinschauen und die Gründe für die Unterbewertung erforschen.
Bei der Interpretation des KBVs müssen Faktoren wie Branchenzugehörigkeit, Unternehmensgröße, Verschuldungsstruktur und Kapitaleinsatz berücksichtigt werden. So weisen stark kapitalintensive Bereiche wie die Schwerindustrie oder der Energiesektor tendenziell höhere Buchwerte auf. In diesen Branchen sind häufig hohe Investitionen in Sachanlagen wie Fabriken, Anlagen oder Infrastruktur erforderlich, die in den Büchern des Unternehmens als Vermögenswerte ausgewiesen werden. Dies kann zu einem höheren Buchwert je Aktie und damit zu einem niedrigeren KBV führen. Andererseits können Branchen mit einem höheren Anteil an immateriellen Vermögenswerten oder Dienstleistungsunternehmen mit geringerem Kapitalbedarf niedrigere Buchwerte zeigen. Beispiele hierfür sind Technologieunternehmen, die auf geistigem Eigentum basieren, wie z. B. Softwarehersteller. Sie können niedrigere Buchwerte aufweisen, weil ein großer Teil ihres Wertes in immateriellen Vermögenswerten wie Patenten oder Marken besteht, die möglicherweise nicht vollständig in den Büchern erfasst sind. Entsprechend kann der Buchwert je Aktie niedriger sein und zu einem optisch hohen KBV führen. Gerade bei der Aktienbewertung sollte daher nicht nur die absolute Höhe des KBVs interpretiert werden. Sinnvoller ist es, das aktuelle KBV im Vergleich zu seinen Durchschnittswerten aus der Vergangenheit zu betrachten und einzuordnen.
Dividendenrendite
Die Dividendenrendite gibt an, wie viel Dividende ein Unternehmen pro Aktie im Verhältnis zum aktuellen Aktienkurs ausschüttet. Sie wird in Prozent ausgedrückt und stellt das Verhältnis der Dividende je Aktie zum Aktienkurs dar. Diese Aktienkennzahl dient zur Quantifizierung der potenziellen Rendite, die Anlegende durch Dividendenzahlungen bei einem neuen Investment erzielen können. Eine höhere Dividendenrendite deutet in der Regel auf eine höhere Ausschüttung im Verhältnis zum Aktienkurs hin, was für Anlegende, die kontinuierliche Rückflüsse aus ihren Investitionen erwarten, attraktiv sein kann. Allerdings sollte auch bei der Dividendenrendite nicht nur die absolute Höhe betrachtet, sondern ebenfalls eine Einordnung in den historischen Kontext vorgenommen werden.
Vorsicht ist auch bei besonders hohen Dividendenrenditen geboten. Diese können auf mögliche Risiken hindeuten, wie z. B. eine sich verschlechternde Gewinnsituation, die sich bereits im Aktienkurs widerspiegelt und damit die potenzielle Dividendenrendite erhöht, wenn hierbei die bisherigen Dividenden und Dividendensteigerungen fortgeschrieben und eventuell drohende Dividendenkürzungen nicht berücksichtigt werden.
Ähnliches lässt sich beim KGV und KCV beobachten. Auch hier können sich sinkende Gewinne oder ein sich verschlechternder Cashflow bereits im Aktienkurs widerspiegeln und damit die Kennzahlen verzerren. Anleger sollten daher den erwarteten Wert für Gewinn, Cashflow oder Dividende zur Berechnung der jeweiligen Kennzahl heranziehen.
Darüber hinaus sollten bei der Aktienanalyse immer auch Faktoren wie die finanzielle Stabilität, die aktuelle Geschäftsentwicklung, das Wachstumspotenzial, die Dividendenhistorie sowie die allgemeine Marktrendite berücksichtigt werden.
Aktienkennzahlen als nützliche Werkzeuge
Erfolgreiche Anlageentscheidungen am Aktienmarkt erfordern eine fundierte Analyse und Bewertung von Unternehmen und deren Aktien. Die vorgestellten Aktienkennzahlen KGV, KCV, KBV und Dividendenrendite sind nützliche Hilfsmittel, um den Wert einer Aktie und ihr mögliches Performancepotenzial besser einschätzen zu können. Anlegende sollten bei der Betrachtung von Aktienkennzahlen jedoch beachten, dass eine vermeintliche Unterbewertung keine Garantie für steigende Kurse und eine signalisierte Überbewertung keine Garantie für fallende Kurse ist. Dennoch können Bewertungskennzahlen Anhaltspunkte für eine mögliche Unter- oder Überbewertung liefern, die als Baustein in die eigenen Handelsentscheidungen einfließen können.
Aktienkennzahlen sind jedoch nicht der Weisheit letzter Schluss und sollten daher nicht als alleiniges Entscheidungskriterium herangezogen werden. Bei ihrer Anwendung ist es zudem wichtig, sie im Kontext zu betrachten und nicht isoliert zu verwenden. Sie sollten daher im Zusammenhang mit anderen Faktoren und der Gesamtsituation des Unternehmens und seiner Branche analysiert werden, um eine fundierte Investitionsentscheidung treffen zu können. Zusätzliche Informationen wie das Geschäftsmodell, die Wettbewerbssituation sowie die allgemeine Marktsituation sollten dabei berücksichtigt werden.
🖊 Übrigens: Wir haben diesen Blogartikel am 29.08.2023 veröffentlicht. Das Datum wird bei Änderungen automatisch aktualisiert – lediglich die Formatierung haben wir nachträglich für Sie optimiert und zusätzlich ein Inhaltsverzeichnis ergänzt.