In der dynamischen Finanzwelt sind Unternehmenskennzahlen unverzichtbare Bausteine für die Unternehmensbewertung sowie die Analyse potenzieller Investitionsmöglichkeiten. Gerade bei langfristigen Anlagen können sie helfen, fundierte Entscheidungen zu treffen und das Portfolio auf eine solide Basis zu stellen.
Für Anlageentscheidungen stehen verschiedene Analysemethoden zur Verfügung. Eine davon ist die Fundamentalanalyse, die sich von der technischen Analyse unterscheidet. Während Letztere auf historischen Börsenkursen und daraus abgeleiteten Indikatoren oder Chartmustern basiert, konzentriert sich die Fundamentalanalyse auf die Untersuchung und den Vergleich betriebswirtschaftlicher Daten der jeweiligen Wertpapiere. Diese Daten findet man in den Geschäftsberichten und Bilanzen der jeweiligen Unternehmen. Einen ersten schnellen Überblick über wichtige Unternehmenskennzahlen bieten zudem die entsprechenden Aktienprofile auf www.consorsbank.de. Dort findet man unter den Reitern „Analysen“ und „Firmenprofil“ auch die im Folgenden vorgestellten fundamentalen Daten. Sie bilden die Grundlage, um die wirtschaftliche Entwicklung eines Unternehmens besser einschätzen zu können.
Umsatzerlöse
Die Grundlage einer betriebswirtschaftlichen Auswertung bilden die Umsatzerlöse (kurz Umsatz). Diese wichtige Unternehmenskennzahl gibt den Gesamtbetrag der Erlöse an, die ein Unternehmen in einem bestimmten Zeitraum durch den Verkauf von Gütern und Dienstleistungen oder durch Vermietung und Verpachtung erzielt hat. Dabei werden alle Erlöse als Umsatz ausgewiesen, die im Rahmen der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit erzielt werden. Der Umsatz ist somit ein direktes Maß für die Leistungsfähigkeit eines Unternehmens und spiegelt den Umfang seiner Geschäftstätigkeit wider. Ein Anstieg des Umsatzes deutet in der Regel auf ein florierendes Geschäft hin, während ein Rückgang auf mögliche Probleme oder Herausforderungen hinweisen kann. Darüber hinaus bildet der Umsatz die Grundlage für die Berechnung anderer Kennzahlen wie Gewinnmargen oder Umsatzwachstumsraten und kann somit als Indikator für die finanzielle Leistungsfähigkeit eines Unternehmens dienen.
Operatives Ergebnis
Das operative Ergebnis, auch als operatives Einkommen oder Betriebsergebnis bezeichnet, ist eine Unternehmenskennzahl, die die Wirtschaftlichkeit und Leistungsfähigkeit eines Unternehmens auf operativer Ebene misst. Es errechnet sich aus den Umsatzerlösen abzüglich der betrieblichen Aufwendungen. Nicht berücksichtigt werden das Finanzergebnis, die Ertragsteuern sowie außerordentliche Erträge und Aufwendungen. Das operative Ergebnis zeigt somit, wie profitabel das Kerngeschäft eines Unternehmens ist und ermöglicht Vergleiche mit anderen Unternehmen oder Branchen. Eine positive Entwicklung des Betriebsergebnisses deutet auf eine starke Geschäftstätigkeit und eine effiziente Kostenkontrolle hin. Ein negatives Betriebsergebnis kann hingegen finanzielle Schwierigkeiten oder ineffiziente Betriebsabläufe signalisieren.
EBIT und EBITDA
Varianten des operativen Ergebnisses sind das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) und das Ergebnis vor Zinsen, Steuern sowie Abschreibungen auf Sachanlagen und immaterielle Vermögenswerte (EBITDA):
EBIT steht für „Earnings Before Interest and Taxes“ (Gewinn vor Zinsen und Steuern) und ist eine Unternehmenskennzahl, die das Betriebsergebnis eines Unternehmens darstellt, wenn neben den betrieblichen Aufwendungen auch Abschreibungen berücksichtigt werden. Der wesentliche Unterschied zwischen EBIT und Betriebsergebnis besteht darin, dass das Betriebsergebnis weder betriebsfremde Erträge noch betriebsfremde Aufwendungen oder sonstige Erträge enthält. Das EBIT zeigt somit die operative Ertragskraft des Unternehmens unabhängig von Finanzierungskosten und Steuern.
EBITDA steht für „Earnings Before Interest, Taxes, Depreciation and Amortization“ (Ergebnis vor Zinsen, Steuern sowie Abschreibungen auf Sachanlagen und immaterielle Vermögenswerte). Es ist eine erweiterte Version des EBIT. Das EBITDA wird häufig zur Beurteilung der operativen Leistungsfähigkeit eines Unternehmens herangezogen, da es neben Finanzierungskosten und Steuern auch den Einfluss von nicht zahlungswirksamen Faktoren wie Abschreibungen und Amortisationen ausklammert.
Nicht Äpfel mit Birnen vergleichen
Anlegende sollten beachten, dass die beiden Unternehmenskennzahlen EBIT und EBITDA nicht konkret definiert sind. Erschwerend kommt hinzu, dass einige Unternehmen EBIT und EBITDA um Sondereffekte (z. B. einmalige Restrukturierungskosten) bereinigen. Es ist daher zu prüfen, was der analysierte Wert unter seinen ausgewiesenen Unternehmenskennzahlen versteht. Wird dies berücksichtigt, eignen sich sowohl EBIT als auch EBITDA sehr gut zur Beurteilung der Profitabilitätsentwicklung des Unternehmens. Aufschlussreich ist hier der Vergleich über einen längeren Zeitraum, z. B. 5 oder 10 Jahre, um mögliche kurzfristige Schwankungen herauszufiltern.
Gerade im Hinblick auf die Beurteilung der Profitabilität gehören das Betriebsergebnis sowie EBIT und EBITDA zu den wichtigsten Unternehmenskennzahlen. Auch weil sie Vergleiche mit anderen Unternehmen ermöglichen. Hierfür eignen sich insbesondere die EBIT-Marge und die EBITDA-Marge. Beide setzen das Ergebnis ins Verhältnis zum Umsatz. Dabei gilt: Je höher die Marge, desto profitabler arbeitet das Unternehmen. Bei der Betrachtung der Margen verschiedener Unternehmen ist es wichtig, nicht Äpfel mit Birnen zu vergleichen. Denn es gibt branchenspezifische Unterschiede. So haben beispielsweise Lebensmittelhersteller oder stationäre Einzelhändler niedrigere Margen als Halbleiterhersteller oder Softwareanbieter.
Ergebnis nach Steuern
Bei der Unternehmensbewertung bzw. der Analyse von Unternehmenskennzahlen darf das Ergebnis nach Steuern (auch Nachsteuerergebnis genannt) nicht fehlen. Es wird berechnet, indem von den Einnahmen alle Ausgaben abgezogen werden. Ist das Ergebnis positiv, spricht man von einem Überschuss, sind die Ausgaben höher als die Einnahmen, liegt ein Fehlbetrag (Defizit) vor. Es ist jedoch zu beachten, dass die alleinige Betrachtung des Ergebnisses nach Steuern keine eindeutige Aussage darüber zulässt, ob das Unternehmen erfolgreich gewirtschaftet hat. Sondereffekte wie der Verkauf von Vermögenswerten oder Restrukturierungskosten können das tatsächliche Bild erheblich beeinflussen. Um solche außerordentlichen Erträge oder Aufwendungen zu berücksichtigen, weisen einige Unternehmen ein bereinigtes Ergebnis nach Steuern aus.
Das Ergebnis nach Steuern spielt unter den Unternehmenskennzahlen für Investoren eine wichtige Rolle. Zum einen spiegelt es die finanzielle Leistungsfähigkeit eines Unternehmens wider. Zum anderen dient es als Basis für die Berechnung von Kennzahlen wie dem Ergebnis je Aktie (EPS). Darüber hinaus dient das Ergebnis nach Steuern als Grundlage für die Gewinnverwendung. Ein Überschuss kann entweder im Unternehmen verbleiben (Gewinnthesaurierung) und damit das Eigenkapital erhöhen oder ganz oder teilweise in Form einer Dividende an die Aktionäre ausgeschüttet werden. Ein Fehlbetrag hingegen mindert das Eigenkapital.
Ergebnis je Aktie
Wird das Ergebnis nach Steuern durch die Anzahl der ausstehenden Aktien dividiert, erhält man das Ergebnis je Aktie (EPS). Die Entwicklung von Nachsteuerergebnis und EPS ist für Investoren von großer Bedeutung. Eine kontinuierlich positive Entwicklung kann auf ein erfolgreiches Geschäftsmodell hindeuten. Allerdings kann die Entwicklung des EPS durch Aktienrückkäufe beeinflusst werden. Es ist möglich, dass das EPS trotz stagnierender oder sinkender Gewinne steigt, wenn der Überschuss auf eine geringere Anzahl ausstehender Aktien verteilt wird.
Fundiertere Anlageentscheidungen
Es gibt eine ganze Reihe von Unternehmenskennzahlen, von denen die oben beschriebenen nur ein Teil sind. Sie gehören jedoch zu den Wichtigsten. Sie können Investoren dabei helfen, die Stärken und Schwächen eines Unternehmens zu erkennen, Trends und Muster zu identifizieren, die künftige Leistung einzuschätzen und letztendlich das Unternehmen zu bewerten. Diese Kennzahlen sollten also nicht nur auf die Historie angewendet werden, sondern vor allem auch auf die zukünftigen Erwartungen.
Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass Unternehmenskennzahlen allein nicht ausreichen, um sich ein umfassendes Bild zu machen. Sie sollten immer im Zusammenhang mit anderen Faktoren wie Markt- und Wettbewerbssituation, Management, Unternehmensstrategie und Risikofaktoren betrachtet werden. Dennoch können Unternehmenskennzahlen wertvolle Bausteine bei der Analyse potenzieller langfristiger Aktienanlagen sein. Eine gründliche Untersuchung dieser Kennzahlen in Verbindung mit anderen relevanten Informationen kann helfen, die Erfolgsaussichten eines Unternehmens besser zu verstehen und fundierte Anlageentscheidungen zu treffen.