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Disney – das Imperium im erbitterten Erbfolgekrieg

12.09.2017 13:48

Die Zukunft von Disney steht noch in den Sternen. Der derzeitige CEO Bob Iger verlängert nun mangels Nachfolger seinen Vertrag. Erfahren Sie mehr dazu hier.

 

Im Jahr 2018 sollte bei Disney eine Ära zu Ende gehen. Der heute 66-jährige Chief Executive Officer (CEO) Bob Iger wollte in den Ruhestand wechseln, wobei er ein schweres Erbe hinterlassen würde. Bis zum Jahr 2016 dachten Experten und Insider, dass die Nachfolge bereits geregelt sei. Thomas Staggs, der Chief Operating Officer (COO) und damit die Nummer zwei des Disney-Imperiums, galt als sicherer Nachfolger. Doch Thomas Staggs trat überraschend zurück und hatte am 6. Mai 2016 seinen letzten Arbeitstag. Was ist los bei Disney?

 

Disneyland Paris.jpg

 

Iger und Staggs – bisher ein Dreamteam

 

Seit dem Jahr 2003 pflegen Bob Iger und Thomas Staggs eine Freundschaft. Die beiden gelten als lockere, sportliche Typen. Sie sind bürgerlich gebliebene Väter mit Kindern in ähnlichem Alter. Tatsächlich verbindet die beiden Männer noch mehr. Thomas Staggs hat Bob Iger das Leben gerettet. Als damals mehrere Manager von Disney gemeinsam zu Mittag aßen, blieb Iger ein Stück Fleisch buchstäblich im Halse stecken. Während die anwesenden Kollegen Iger hilflos auf den Rücken klopften, wendete Staggs gekonnt den Heimlich-Handgriff an. Der damalige Finanzchef von Disney überlebte mit einer gebrochenen Rippe und stieg zwei Jahre später an die Spitze des Konzerns auf. Seitdem hatte Iger Staggs gezielt als seinen Nachfolger aufgebaut.

 

Gewogen und für zu leicht befunden

 

Staggs galt lange Zeit als sicherer Kronprinz bei Disney, was allerdings nie offiziell bestätigt wurde. Mit der Ankündigung des Austritts von Bob Iger weitete das Unternehmen seine Suche nach einem Nachfolger jedoch aus. Die bisherige Nummer zwei im Konzern schien die an ihn gestellten Erwartungen nicht zu erfüllen. Insider munkeln, dass Thomas Staggs nach langer und intensiver Prüfung als ungeeignet befunden wurde. Disney stand nun – kurz vor dem Renteneintritt Bob Igers – ohne Nachfolger da.

 

Große Erwartungen an den Nachfolger

 

Die Erfolge, die Bob Iger verzeichnen kann, sind immens. So wurde vor nicht allzu langer Zeit Star Wars Episode VII: „Das Erwachen der Macht“ zu einem der erfolgreichsten Filme aller Zeiten – und auch die Nachfolger werden viel Geld in die Kassen spülen. Unter der Führung Igers übernimmt Disney Pixar und Marvel. Das Reich Disney ist milliardenschwer. Zum Konzern gehören die Filmstudios, die Fernsehsparte mit Sendern wie ABC oder ESPN, die märchenhaften Freizeitparks sowie die riesige Merchandising-Sparte mit T-Shirts, Kuscheltieren, Figuren, Mickey-Mouse-Ohren und anderen Dingen, die Fans in aller Welt unbedingt besitzen wollen. Die Leitung des Imperiums ist ein sehr vielseitiger Job, der sich künftig als schwierig erweisen könnte.

 

Iger hinterlässt Problemzonen

 

Insgesamt hat der Disney-Konzern einen Börsenwert von rund 164,5 Milliarden Dollar. Der jährliche Umsatz liegt bei über 52 Milliarden Dollar, weltweit arbeiten mehr als 185.000 Menschen für Disney. In allen Bereichen zeigt das Unternehmen in den letzten Jahren ein solides Wachstum. Auch die Einnahmen durch Kreuzfahrtschiffe und Urlaubs-Ressorts steigen zuverlässig. Doch es gibt Probleme, die Iger bis 2019 nicht mehr lösen kann. Immer mehr Menschen nutzen das Internet, um Filme zu sehen, und verschmähen das klassische Fernsehprogramm. Damit kämpft die TV-Sparte von Disney bereits jetzt. Besonders betroffen ist der Sender ESPN, der viele Sportübertragungen ausstrahlt. Die Kosten für Senderechte steigen, die schwindenden Zuschauerzahlen werden zum Problem. Das ist eine der großen Herausforderungen für Igers Nachfolger.

 

Disney-Kreuzfahrtschiff.jpg

Disney-Kreuzfahrtschiff 

 

Die strittige Erbfolge hat Tradition

 

Disney tut sich stets schwer bei der Suche nach einer neuen Führungsspitze. Bob Iger erhielt den Posten nach jahrelangen Streitereien und vielen gescheiterten Kandidaten. Erst die Intervention der Disney-Enkel brachte ihn an die Unternehmensspitze. Eigentlich ist es bei Disney Usus, den neuen Chef aus den eigenen Reihen zu besetzen. Doch dem Unternehmen fehlen Alternativen. Jay Rasulo, ehemaliger Finanzchef von Disney, hat seinen Hut genommen, als er sich nicht gegen Staggs durchsetzen konnte. Damit hat Disney einen weiteren aussichtsreichen Kandidaten verloren.

 

Breit gefächerte Suche

 

Um die entstehende Lücke zu füllen, sucht Disney nun auf breiter Front nach geeigneten Kandidaten. Der Unterhaltungskonzern wildert dafür im Silicon Valley. Bisher wurde Sheryl Sandberg als mögliche Lösung genannt. Die Facebook-Managerin sitzt bereits im Aufsichtsrat von Disney. Technische Lösungen und Werbung sind ihr Metier, Erfahrung mit kreativen Inhalten fehlt ihr hingegen. Branchenkenner vermuten als weiteren Kandidaten Peter Chernin. Chernin ist ein ehemaliger Top-Manager des Medienkonzerns News Corp. Bisher konnte aber offensichtlich keiner dieser möglichen Kandidaten überzeugen. Deshalb verlängert Bob Iger seine Amtszeit nun doch bis zum Juli 2019. Damit verschafft Disney sich etwas Zeit, um einen würdigen Nachfolger zu finden. Trotzdem bleibt das Grundproblem bestehen: Generell wird es schwer werden, einen qualifizierten Nachfolger von außen zu finden. Die sehr spezielle Firmenphilosophie mit permanent guter Laune und Mickey Mouse auf der Kleidung liegt nicht jedem Top-Manager.

 

Fazit:

 

  • Die Nachfolge bei Disney bleibt unklar.
  • Sichere Kandidaten sind nicht bekannt.
  • Der Nachwuchs im Konzern kann die Lücke aktuell nicht füllen.
  • Deshalb bleibt Iger länger als geplant CEO. Ob diese kurze Verschnaufpause reicht, um einen Nachfolger aus den eigenen Reihen aufzubauen, bleibt fraglich.

 

Was denken Sie über die Erbfolgeprobleme bei Disney? Wird sich die Frage nach einer geeigneten Nachfolge in absehbarer Zeit klären lassen? Wir freuen uns auf Ihren Kommentar.

1 Kommentar

Autorität
Disney steigt demnächst (2020??) in das StreamingGeschäft ein, die Company ist eigentlich dafür bekannt, dass sie das, was sie machen, "richtig" machen. Genug Verwertungsmaterial haben sie ja. Die Dividendenrendite ist mau. Der Kurs ist seit 2013 signifikant auf ein höheres Niveau angestiegen, seit Kurzem gibt es Ausschläge nach oben, sind das Gewinnerwartungen? Kann Disney sich auf dem Streamingmarkt halten und ev. Gewinne generieren. Der Medienmarkt und deren Beobachter sind hinsichtlich dieses Papiers fast schon euphorisch. Ist das jetzt Hinterherlaufen oder lässt Netflix grüssen?