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Die Levermann-Strategie: objektive Bewertung von Aktien

08.12.2016 13:20

Klare Regeln und Kennzahlen als Bewertungsbasis zeichnen diese Strategie aus. Erfahren Sie hier, wie die berühmte Strategie funktioniert.

 

Die Levermann-Strategie sorgt für klare Regeln und verbannt damit das Bauchgefühl aus der Aktienauswahl. Erfahren Sie hier das „Geheimnis“ des Erfolgs von Susan Levermann. Levermann gehört zu den erfolgreichsten Fondsmanagerinnen in Deutschland. In ihrem Buch „Der entspannte Weg zum Reichtum“ erklärt sie ihre erfolgreiche Anlagestrategie.

 

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Kennzahlen nutzen

 

Die Levermann-Strategie macht die Aktien verschiedener Unternehmen vergleichbar. Dazu werden verschiedene Kennzahlen, insgesamt sind es 13, ermittelt und bewertet. Folgende Kennzahlen werden nach der Methode von Susan Levermann berücksichtigt:

 

  • Eigenkapitalrendite: Hier zeigt sich, wie sinnvoll das Eigenkapital eingesetzt wird und welche Überschüsse es erwirtschaftet. Eine Eigenkapitalrendite über 20 Prozent erhält einen Pluspunkt. Weniger als zehn Prozent werden mit einem Minuspunkt bewertet, alles andere ist neutral (null Punkte).
  • EBIT-Marge: Die EBIT-Marge (EBIT steht für Earnings Before Interest and Taxes: Gewinn vor Zinsen und Steuern) zeigt die Profitabilität eines Unternehmens ohne die Verzerrung durch verschiedene Steuersätze und vom Schuldenstand beeinflusste Zinszahlungen. Sie beschreibt das Verhältnis von Gewinn vor Steuern und Zinsen und Umsatz und wird mit folgender Formel ermittelt:

Eine Gewinnmarge über zwölf Prozent erhält einen Pluspunkt, weniger als sechs Prozent werden als Minuspunkt gewertet.

 

  • Eigenkapitalquote: Hier erkennen Sie, wie sich das Eigen- und das Fremdkapital verteilen. Damit wissen Sie, wie verschuldet ein Unternehmen ist. Mehr als 25 Prozent Eigenkapital bringen einen Pluspunkt, weniger als 15 Prozent einen Minuspunkt. Der Bereich dazwischen ist neutral.
  • Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) über fünf Jahre: Bei dieser Kennzahl wird der tatsächliche Aktienkurs der letzten drei Jahre mit dem erwarteten Gewinn für das aktuelle und das nächste Geschäftsjahr pro Aktie in Relation gesetzt. So erkennen Sie, ob eine Aktie aktuell eher über- oder unterbewertet ist. Ein niedriges KGV weist auf eine im Vergleich zum Durchschnittsmarkt eher günstige Aktie hin. Ein KGV von null bis unter zwölf erhält einen Pluspunkt, Werte größer als 16 einen Minuspunkt. Dazwischen fällt die Wertung neutral aus.
  • KGV aktuell: Nach der Entwicklung der Vergangenheit prüfen Sie den aktuellen Status. Die Bewertung erfolgt analog zur Langzeitbetrachtung.
  • Analystenmeinungen: Analystenmeinungen sind für Susan Levermann wichtig. Denn viele Anleger richten sich nach deren Prognosen. Um Überbewertungen zu vermeiden, entscheiden sie bei der Levermann-Strategie genau entgegen dem Mainstream. Beobachten mindestens fünf Analysten das Unternehmen und raten diese mehrheitlich zum Verkauf, erhält die Aktie einen Pluspunkt. Beobachten mindestens fünf Analysten das Unternehmen und raten mehrheitlich zum Kauf, notieren Sie einen Minuspunkt.
  • Quartalszahlen: Immer, wenn ein Unternehmen seine Quartalszahlen veröffentlicht, reagiert der Markt und der Kurs verändert sich. Steigt der Kurs um mindestens ein Prozent über dem Vergleichsindex, gibt es einen Pluspunkt. Rangiert der Wert dagegen mindestens ein Prozent unter dem Vergleichsindex, folgt ein Minuspunkt.
  • Gewinnrevision: Hier zählen die Gewinnerwartungen renommierter Analysten. Ändern sich die Erwartungen um mehr als fünf Prozent nach oben oder unten, wertet Levermann ein Papier auf oder ab. Ansonsten wird das Ergebnis als neutral gewertet.
  • Kursverlauf der letzten sechs Monate: Wie hat sich die Aktie im letzten halben Jahr entwickelt? Ist der Kurs um mindestens fünf Prozent gestiegen, gibt es einen Pluspunkt. Ist er um fünf oder mehr Prozent gefallen, notieren Sie einen Minuspunkt.
  • Kursverlauf der letzten zwölf Monate: Hier betrachten Sie einen längeren Zeitraum und werten analog zur kürzeren Betrachtung.
  • Kursmomentum: Aus der Entwicklung des Aktienkurses der letzten sechs und zwölf Monate können Sie ablesen, ob es eine Trendumkehr gegeben hat. Trendwenden zum Positiven erhalten einen Pluspunkt, eine negative Trendwende werten Sie als Minuspunkt.
  • Reversaleffekt: Diese Kennzahl zeigt, wie sich die Aktie in den letzten drei Monaten im Vergleich zum Aktienindex entwickelt hat. War die Performance positiv, negativ oder neutral? Um einen günstigen Kaufzeitpunkt zu finden, erhalten bei der Levermann-Strategie Aktien mit negativem Verlauf im Vergleich zum DAX einen Pluspunkt. Liegt die Performance über dem Schnitt, gibt es einen Minuspunkt.
  • Gewinnwachstum: Diese Kennzahl zeigt das Ergebnis des Vergleichs aus dem Gewinn des letzten Jahres und der aktuellen Gewinnerwartung für das laufende Jahr. Gewinnerwartungen, die das Vorjahresergebnis um mindestens fünf Prozent übersteigen, erhalten einen Pluspunkt. Fünf Prozent weniger Gewinn als im Vorjahr zählen als Minuspunkt. Werte dazwischen sind als neutral anzusehen.

 

Die Auswertung nutzen

 

Nachdem Sie die 13 Kennzahlen der Levermann-Strategie ermittelt und bewertet haben, erhalten Sie für jede Aktie einen Punktwert. Dieser Punktwert bestimmt Ihr Verhalten:

 

  • In Aktien mit vier oder mehr Punkten können Sie investieren.
  • Sobald eine Aktie einen Wert von zwei Punkten oder schlechter erreicht, liegt es nahe, diese abzustoßen.
  • Überprüfen Sie Ihr Portfolio alle 14 Tage und schichten Sie bei Bedarf um.
  • Achten Sie auf Diversifikation und setzen auf 10 bis 30 verschiedene Werte.

 

Vor- und Nachteile

 

Der standardisierte Anlageprozess der Levermann-Strategie macht es einerseits möglich, Aktien objektiv zu bewerten und Gefühle, die die Aktienauswahl häufig unbewusst beeinflussen, außen vor zu lassen. Anleger, die sich auch in schlechten Börsenphasen nicht von ihren Gefühlen leiten lassen und die Strategie konsequent anwenden, können so langfristig Überrenditen einfahren. Andererseits lässt sich das Verfahren zwar leicht automatisieren, ist aber in jedem Fall zeitaufwendiger als eine passive Anlagestrategie, zum Beispiel mit Hilfe von ETFs.

 

Fazit:

 

  • Die Levermann-Strategie beruht auf Kennzahlen.
  • Es handelt sich um eine objektive Anlagestrategie.
  • Es gibt klare Vorgaben, wann ge- und verkauft wird.
  • Als Anleger müssen Sie bereit sein, in unterbewertete Aktien und damit risikoreich zu investieren.
  • Mit der Methode könnten unter Umständen Renditen über dem Marktdurchschnitt erzielt werden.
  • Die Diversifikation sorgt für die Sicherheit, dass das Risiko breit verteilt wird.

 

Investieren Sie auch nach der Levermann-Strategie? Welche Erfahrungen haben Sie gemacht? Diskutieren Sie mit uns und den anderen Lesern.

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