Schlechtester Jahresauftakt für den DAX 30
Das Jahr 2016 beginnt an den europäischen Aktienmärkten mit einem Paukenschlag. Der deutsche Leitindex DAX 30 gibt knapp 4,3% im Vergleich zum Jahresschluss 2015 nach, der Euro Stoxx 50 verliert 3,1%. Der Dow Jones Index in den USA verliert im frühen Handel am Montag knapp 2,5%.
Begonnen hat der Abverkauf an den chinesischen Aktienmärkten. Nach der Veröffentlichung des CAIXIN Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe notierte der CSI 300 7% niedriger. Lediglich eine Handelsunterbrechung konnte den Index vor weiteren Verlusten bewahren.
Ein Blick in die Daten relativiert das Bild. Laut einer Umfrage von Reuters erwarteten die Analysten einen Indexstand des CAIXIN Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe in China von 49,0. Der tatsächlich veröffentlichte Wert enttäuschte mit einem Wert von 48,2. Damit notiert der monatlich ermittelte Index seit März 2015 unter der Marke von 50. Werte von weniger als 50 signalisieren für die kommenden sechs Monate eine Verringerung der Produktion im verarbeitenden Gewerbe. Der Index konnte sich allerdings von seinem jüngsten Tief bei 47,2 Punkten erholen.
Damit zeigen sich die internationalen Anleger erneut besorgt über das Wirtschaftswachstum in China. In der Folge werden in Europa vor allem Unternehmen aus dem Automobilsektor, der Luxusgüterbranche und dem Rohstoffsektor verkauft. Dies sind Unternehmen die einen relativ hohen Exportanteil nach China haben.
Aus fundamentaler Sicht scheint dieser schwächste bislang beobachtete Jahresauftakt des DAX 30 wenig begründet. Bereits im neuen Fünfjahresplan stimmt die chinesische Regierung die Finanzwelt auf weiter abnehmende Wachstumsraten ein. Zudem soll die Wirtschaft grundlegend umgebaut werden. Der Servicesektor und der Konsum sollen die wichtigsten Wachstumsquellen werden, anstatt der Investitionen in Produktionsanlagen, Infrastruktur und den Wohnungsbau. Zudem sollen die Finanzmärkte und die Unternehmensfinanzierung weiter reformiert und stärker marktwirtschaftlich organisiert werden. Dies trifft besonders die ineffizienten Staatsbetriebe im verarbeitenden Gewerbe. Sie sehen sich mit steigenden Finanzierungskosten und weniger leicht zugänglichen Krediten konfrontiert. Damit schließt sich der Kreis zu der nachhaltig schlechten Stimmung im chinesischen verarbeitenden Gewerbe. Eine schnelle Erholung erscheint vorerst unwahrscheinlich. Gleichzeitig sind dies gute Nachrichten für wettbewerbsfähige Privatunternehmen in China, denn sie profitieren von fallenden Finanzierungskosten und erhalten leichter Kredite als früher.
Die Erwartungen eines starken Rückgangs des Wirtschaftswachstums in China erscheinen weiterhin übertrieben. Mittlerweile trägt der Servicesektor zu mehr als 50% zur Wirtschaftsleistung Chinas bei. Auch das Wachstum wird mittlerweile vom Konsum dominiert. Die Stimmung außerhalb des verarbeitenden Gewerbes ist in China weiterhin sehr gut. Der entsprechende Einkaufsmanagerindex notiert bei 51,2 und damit mit deutlichem Abstand zur kritischen Marke von 50. Ermittelt man den Index für die Gesamtwirtschaft so lag er im November bei 50,5 und signalisiert insgesamt eine weiter zunehmende wirtschaftliche Aktivität in China. Somit liegt die chinesische Regierung weiter „auf Kurs“ mit ihrer Reformagenda.
Das Wirtschaftswachstum in der Eurozone und den USA werden aktuell stark durch heimische Faktoren bestimmt und kaum durch den Export nach China. Dies gilt auch für Deutschland, selbst wenn die heimischen Unternehmen stärker vom Chinaexport abhängig sind als viele ihrer europäischen Wettbewerber.
Vor diesem Hintergrund erachten wir den schwachen Jahresauftakt für risikobereite Anleger eher als Kaufgelegenheit. Für die kommenden sechs Monate ist unsere Prognose für DAX 30 und Euro Stoxx 50 deutlich positiv. Erneut spannend wird es, wenn am 6. Januar die Zahlen für den Einkaufsmanagerindex des Servicesektors in China für Dezember veröffentlicht werden.
+ + + + UPDATE vom 07.01.2016 + + + +
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