Waren Sie je im Casino von Monte Carlo? Erfahrene Spieler wissen: Die blauen Jetons sind die wertvollsten. Sie sind auch diejenigen, die den „Blue Chips“ an der Börse, den wertvollsten Unternehmen, ihren Namen gaben. Für Anleger kann es sich lohnen, auf Blue Chips zu setzen, also auf Aktien mit hohem Börsenwert. Warum das so ist und wie Sie die Blue-Chip-Strategie ganz nach Ihren Vorlieben ausgestalten können, lesen Sie in diesem Beitrag.
„Kaufen Sie Aktien, nehmen Sie Schlaftabletten und schauen Sie die Papiere nicht mehr an. Nach vielen Jahren werden Sie sehen: Sie sind reich.“ Diesen Rat der Börsenlegende André Kostolany können Sie sicher nicht bei jeder Aktie beherzigen. Mit Blue Chips kann diese Strategie genau richtig sein. Und das hat gute Gründe.
Blue Chips überzeugen durch frühere Erfolge
Blue Chips sind Mitglieder großer Indizes. Das kommt nicht von ungefähr. In die Leitindizes schaffen es nur die Unternehmen mit der höchsten Marktkapitalisierung, sprich dem höchsten Börsenwert (Aktienkurs mal Anzahl der Aktien). Der Börsenwert steigt aber in der Regel, wenn ein Unternehmen Erfolge vorweisen kann und die Aktionäre Vertrauen fassen. Beim DAX-Index wird zusätzlich zur Marktkapitalisierung noch das Kriterium Free-Float miteinbezogen. Blue Chips sind also Unternehmen, die in der Vergangenheit schon erfolgreich waren. Einiges spricht dafür, dass sie das auch in Zukunft sein werden.
Große Nachfrage nach Indexmitgliedern
Sobald ein Unternehmen in einen Leitindex aufrückt, steigt tendentiell die Nachfrage. Und damit steigen auch die Aktienkurse. Das muss niemanden verwundern. Denn Käufer sind größtenteils Investment-Fonds, aktiv wie passiv gemanagte. Aktivfonds orientieren sich beim Kauf an dem Index, den sie als Benchmark gewählt haben, also als Vergleichsmaßstab. Ein deutscher Standardwerte-Fonds wird meistens den DAX als Benchmark wählen. Folglich werden überwiegend Unternehmen aus dem DAX gekauft, allenfalls in anderer Zusammensetzung und Gewichtung als im Index. Bei Passiv-Fonds (Exchange Traded Funds – ETFs) ist die Auswahl noch einfacher: Sie bilden exakt den Index nach. Auch das treibt logischerweise die Aktienkurse der Indexmitglieder nach oben.
Liquider Handel und faire Kursstellung
Haben Sie schon einmal Nebenwerte ohne Limit gekauft? Dann wissen Sie aus leidvoller Erfahrung: Der Kurs bei der Orderausführung kann gewaltig von der letzten Kursstellung abweichen. Ganz einfach, weil der Börsenmakler einen Sicherheitspuffer einbaut, wenn Angebot und Nachfrage nicht zeitgleich aufeinandertreffen. Bei Standardwerten passiert Ihnen das nicht. Sie werden laufend in großer Stückzahl gehandelt. Das sorgt automatisch für eine faire Kursstellung mit engen Spreads (Spanne zwischen An- und Verkaufskurs).
Geringeres Insolvenzrisiko
Wer Erfolg hat, gewinnt immer mehr an Substanz. Denn die laufenden Gewinne werden oft wieder ins Unternehmen investiert (es sei denn diese werden z.B. in Form von Dividenden an die Anteilseigner ausgeschüttet). Dadurch wächst dessen Buchwert, die Gefahr einer Pleite sinkt. Wer in Standardwerte investiert, der kann also besser gegen eine potenzielle Insolvenz gewappnet sein als ein Anleger, der vorzugsweise Nebenwerte kauft. Aber natürlich gibt es Ausnahmen, etwa wie die Arcandor-Pleite im Jahr 2009.
Transparenz von A bis Z
Standardwerte sind ausgesprochen transparent. Denn die Herausgeber eines Index knüpfen die Indexmitgliedschaft oft an bestimmte Transparenzvorgaben: Das jeweilige Unternehmen muss die Aktionäre regelmäßig in kurzen Abständen über seine Geschäfte informieren. Wer etwa im deutschen Leitindex DAX sein will, muss viermal im Jahr einen Quartalsbericht vorlegen.
Sie meinen, das wäre eine reine Formalie? Irrtum! Der Sportwagenhersteller Porsche schaffte es 2001 aus genau diesem Grund nicht in den DAX. Das Unternehmen hatte sich geweigert, Quartalsberichte zu erstellen. Für Anleger sind die rigiden Veröffentlichungspflichten gut. Auf diese Weise sind sie stets umfassend informiert und können umso besser die Chancen und Risiken beurteilen.
Nachteil: Anlagetrends bestimmen Index-Zusammensetzung
An dieser Stelle soll jedoch ein Nachteil nicht verschwiegen werden. Häufig bestimmen nicht nur die Unternehmenserfolge, wer es in den Index schafft, sondern auch die Fantasien der Aktionäre. Deren Sicht ist aber leider vielfach von Moden und Anlegetrends getrübt. Die Folge: Manchmal schaffen es Unternehmen ohne überzeugende Aussichten in die Leitindizes, ganz einfach, weil sie zu einem aktuell angesagten Anlagetrend passen und ihre Kurse daher steigen.
Aktiv oder passiv investieren? Sie haben die Wahl!
Erfreulicherweise ist die Blue-Chip-Strategie ebenso geeignet für engagierte Anleger, die sich laufend informieren, wie für Anleger, die nicht dauernd die Börsennachrichten in allen Details verfolgen. Denn Sie können diese Strategie aktiv oder passiv umsetzen.
Aktiv: Gezielte Auswahl von Einzelaktien oder gemanagten Fonds
Wer als Investor gern aktiv ist, sollte gezielt auf Einzelaktien setzen! Anhand von Kriterien wie KGV (Kurs-Gewinn-Verhältnis), Gewinn, Dividendenrendite und Dividendenhistorie lassen sich substanzhaltige Standardwerte identifizieren.
Alternative: Sie kaufen einen oder mehrere Standardwerte-Fonds. Dabei können Sie regionale Schwerpunkte setzen. Ein geeignetes Tool zur Fondsauswahl finden Sie auf unserer Website. Je nach gewünschtem regionalem Schwerpunkt wählen Sie hier eine Kategorie (z. B. Aktien Euroland Standardwerte). Die ihrer Auswahl entsprechenden Fonds werden dann angezeigt.
Passiv: Via ETFs in Standardwerte investieren
Warum eine gezielte Auswahl treffen, wenn es auch einfacher und günstiger geht? Die Blue-Chip-Strategie lässt sich mit ETFs ebenfalls gut umsetzen. Also mit börsengehandelten Indexfonds, die den gewünschten Standardwerte-Index ganz genau abbilden. Wer auf deutsche Standardwerte setzen will, kauft dann eben einen DAX-ETF. Wer lieber in Schweizer Standardwerte investieren möchte, für den ist ein ETF auf den Swiss Market Index (SMI) interessant. Wer den US-Aktienmarkt im Auge hat, kann einen ETF auf Dow Jones oder S&P 500 wählen.
Fazit:
Ob jung, ob alt, ob ambitioniert oder eher passiv: Die Blue-Chip-Strategie kann sich für viele Anleger eignen. Gerade jetzt, da Bankkonten und Lebensversicherungen kaum mehr Zinsen bringen. Als solide, aussichtsreiche Strategie bildet sie einen möglichen Einstieg in Aktieninvestments. Doch jede Regel hat auch Ausnahmen: Wie schon bereits erwähnt können manche Werte aus Anlagetrend-Gründen in den Index aufgenommen werden und dadurch langfristig nicht die erwünschten Gewinne bringen. Daher sollten auch mögliche Risiken, die mit dieser Strategie verbunden sein können nicht außer Acht gelassen werden.
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Die wichtigsten Punkte auf einen Blick:
- Blue Chips sind stets in einem großen Index vertreten. Das kann der Leitindex eines bestimmten Landes sein (z. B. SMI, FTSE, DAX). Es sind aber oft zusätzlich auch noch überregionale bzw. globale Indizes (z. B. Euro Stoxx 50 oder MSCI World).
- Für Blue Chips sprechen die Erfolge der Vergangenheit, die zu ihrer hohen Bewertung an der Börse geführt haben.
- Blue Chips werden in der Regel stärker nachgefragt als Nebenwerte.
- Der Börsenhandel bei Blue Chips ist in der Regel liquider als bei Nebenwerten. Unerwartete Kursausschläge sind daher seltener.
- Die Blue-Chip-Strategie lässt sich sowohl aktiv als auch passiv verfolgen: aktiv durch die Auswahl interessanter Einzelaktien oder Standardwerte-Fonds, passiv durch den Kauf von ETFs (börsengehandelte Indexfonds) auf große Indizes.