Afrika ist politisch, gesellschaftlich und ökonomisch in Aufbruchstimmung. Laut einer PWC-Studie erlebte Afrika in den vergangenen Jahren die längste Wachstumsperiode seit den Sechzigerjahren, sieben der zehn am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften weltweit sind auf dem Kontinent beheimatet.
Trotz globaler Wirtschaftskrise liegen die Wachstumsraten der afrikanischen Länder laut IWF seit Jahren durchschnittlich bei 5 %. Spitzenreiter wie Kongo, Mosambik und Sambia liegen sogar bei 8 % – mit einem positiven Trend für die kommenden Jahre. Doch bleiben Investitionen bislang vor allem auf Südafrika und dessen Anrainerstaaten beschränkt, der zweite große Handelspartner sind die Länder im nördlichen Afrika.
Ungenutztes Potenzial
Ausländische Direktinvestitionen verfünffachten sich seit 2000. Doch trotz des Potenzials durch die Aufbruchstimmung und das Bevölkerungswachstum liegt der Anteil Afrikas am Weltmarkt bei 2 %. Auch steigende Raten bei Ex- und Importen führen nicht zur Ausschöpfung der Möglichkeiten durch Investoren.
Dabei bieten die demografische Dynamik, große Rohstoffvorkommen, aufbrechende gesellschaftliche Strukturen bei gleichzeitig hohen Urbanisierungsraten und die Entwicklung einer Mittelschicht einen bislang nahezu nicht erschlossenen Markt mit riesigen Absatzmöglichkeiten. Gerade ist Nigeria zum wirtschaftsstärksten Land avanciert und hat damit Südafrika hinter sich gelassen.
Absicherung von Investitionsrisiken
Viele Investoren scheuen die vermeintlich instabile und unsichere Lage afrikanischer Staaten, doch ist die Sorge meist unbegründet. Zur Förderung der Investitionen in Afrika und zum Schutz vor ökonomischen und politischen Risiken bietet die deutsche Regierung deshalb Bundesgarantien für Exporte (Exportkreditgarantien) an – allein im Jahr 2011 mehr als zwei Milliarden Euro, meist für Großprojekte im Energie-, Dienstleistungs- und Infrastrukturbereich. Liegt ein bilateraler Investitionsförderungs- und -schutzvertrag vor, ist zudem die Absicherung über eine Investitionsgarantie möglich, wobei der Schwerpunkt auf Nordafrika, der Öl- und Gasindustrie sowie der verarbeitenden Industrie liegt.
Weitere Absicherungsmöglichkeiten hat die Bundesregierung im Zuge des 2011 verabschiedeten und 2014 ergänzten Afrika-Projektes erarbeitet, das vor allem der Weiterentwicklung und Vernetzung, dem Kooperationsaufbau sowie der Transparenz von Deckungsmöglichkeiten in der Region Subsahara dient. Abkommen mit der African Export-Import-Bank (Afreximbank) und der African Trade Insurance Agency (ATI) verbessern die Export- und Investitionsmöglichkeiten südlich der Sahara weiter.
Zukunftsträchtige Wirtschaftsbereiche Afrikas
Waren in der Vergangenheit Rohstoffe der treibende Faktor für das Wirtschaftswachstum, trugen jüngst Groß- und Einzelhandel, Transport, Landwirtschaft, Telekommunikation und verarbeitendes Gewerbe zu mehr als zwei Dritteln zum Aufschwung bei. Mit Aspen Pharmacare an der Spitze als größtes Pharmazieunternehmen des südlichen Afrikas sind die ersten Globay Player Afrikas auf dem Vormarsch.
Ausbau der Energieerzeugung
Gerade hat der kanadische Anbieter Windiga Energy einen Stromabnahmevertrag mit Burkina Faso geschlossen und damit die Bauarbeiten für die größte Photovoltaikanlage der Subsahara besiegelt. Mit Ghana besteht bereits ein Abkommen zum Bau und Betrieb eines Solarkraftwerkes.
Die Studie Climate Smart Business, die A. T. Kearney gemeinsam mit der International Finance Corporation (IFC) veröffentlichte, hat bis 2020 ein Investitionspotenzial von 640 Milliarden Euro für Windenergie, thermische Kraftwerke und Maßnahmen zur Optimierung der Gebäudeeffizienz in der EMENA-Region (Europe, Middle East and North Africa) ergeben, die auch Nordafrika einschließt. Für deutsche Unternehmen, im Bereich erneuerbare Energien, energieeffiziente Maschinen und Dämmsysteme weltweit führend, liegt das Potenzial hier bei ca. 475 Milliarden Euro.
Landwirtschaft und verarbeitende Industrie
Ebenfalls Erfolg versprechend ist die verarbeitende Industrie im Bereich der Vertiefung der lokalen Wertschöpfung, z. B. in der Landwirtschaft und der Rohstoffförderung. Wenngleich die Umsätze im Jahr 2011 lediglich 3,4 % des Gesamtvolumens des Unternehmens betrugen, so ist die GEA Group im Bereich „herausfordernde Nahrungsmittelproduktionen“ tätig. Der Landmaschinenhersteller Claas hat hingegen das Potenzial der Professionalisierung und Mechanisierung der Landwirtschaft erkannt und verzeichnet Umsatzsteigerungen im zweistelligen Prozentbereich.
Gesundheitsversorgung
Ein enormes Potenzial birgt der Ausbau der Gesundheitsversorgung afrikanischer Staaten. Die Pharmaindustrie ist mit Linde und Bayer bereits in Afrika aktiv.
Ausbau der Infrastrukturen
Aufgrund einer wachsenden Mittelschicht sowie einer raschen Urbanisierung ist der Infrastrukturausbau ein sehr relevantes Thema. Neben dem Bau von Verkehrswegen besteht vor allem im Wohnungsbau, in der industriellen Erschließung, im Transportwesen, bei der Wasser- und Energieversorgung sowie im Bereich IT/Kommunikation ein großes Investitionspotenzial.
Gleichzeitig erfordern steigende Güterumschläge den Ausbau des Frachtgüterverkehrs auf den Straßen, Schienen und zu Wasser. Dementsprechend hat das PIDA (Programme for Infrastructure Development in Africa) – eine Initiative der African Development Bank (AfDB) in Zusammenarbeit mit der African Union Commission (AUC) – vor allem den Bau von Kraftwerken, länderübergreifenden Fernstraßen sowie Schienenprojekte, Wasser-/Abwasserprojekte, die Stromerzeugung und den Ausbau der Breitband- und Internet-Technologien als wegweisende Investitionsmöglichkeiten benannt.
Investitionspotenziale:
- erneuerbare Energien, energieeffiziente Maschinen und Dämmsysteme
- Landwirtschaft
- Gesundheitsversorgung
- Infrastrukturen
Afrika bietet ein enormes Investitionspotenzial, das deutsche Unternehmen bislang zu wenig wahrnehmen, obwohl seitens der Bundesregierung hilfreiche Absicherungsmethoden zur Risikominimierung vorhanden sind. Vor allem den Ländern mit stabilen politischen Strukturen sollten deutsche Unternehmen künftig verstärkt Aufmerksamkeit schenken: Nigeria, Angola, Ghana und Mosambik, die nordafrikanischen Maghreb-Staaten und Südafrika sowie ergänzend Senegal, Kamerun und Äthiopien.
Denn nicht zuletzt das globale Anlageumfeld, welches Kapitalanlagen in riskantere Investitionen begünstigt, könnte Afrika zugutekommen. Der auf rund 300 Milliarden US-Dollar geschätzte Schuldenmarkt Afrikas ist für Investoren zunehmend interessant und auch der Private-Equity-Sektor wird aufgrund fehlender Investoren für Privatprojekte auf ca. eine Milliarde US-Dollar geschätzt, der interne Verzinsungen von über 20 % bietet. Negativ einzustufen sind jedoch stets bürokratische Hürden und anhaltende Korruption, Geduld ist gefragt.
Welche Firmen sind in Afrika tätig?
_______________________________________________________________________
Die wichtigsten Punkte auf einen Blick:
- Afrika ist in Aufbruchstimmung, das wirtschaftliche Potenzial ist enorm.
- (Deutsche) Investitionen bleiben bisher hinter ihren Möglichkeiten zurück.
- Bundesanleihen sichern Investitionsrisiken ab.
- Teilweise Abkehr von Rohstoffen, Ausbau der Verkehrs- und IT-Infrastrukturen sowie der Gesundheitsversorgung.