Hallo,
zum Thema habe ich die nachfolgende Anfrage an das Bundesministerium der Finanzen gestellt:
Sehr geehrte Damen und Herren,
den Sparerfreibetrag von 801 € kann man in Zeiten der Nullzinspolitik nur noch z.Bsp. mit Aktienanlagen in Anspruch zu nehmen.
Pech nur, wenn man in Unternehmen investiert hat, die eine steuerfreie Dividende zahlen. Durch die Reduzierung des Einstandskurses ist die Dividende erst einmal steuerfrei, so daß ich den Steuerfreibetrag nicht einsetzen kann. Dieser Verfällt, da nicht in Anspruch genommene Beträge nicht in das nächste Jahr übertragen.
Dafür fällt dann später bei Verkauf der Aktie unter der Voraussetzung, daß der Kurs nicht abgesackt ist, Steuer an, da der Freibetrag nicht reicht.
Ich halte diese Verfahrensweise speziell für Kleinanleger ungerecht. Man wird um die Möglichkeit der Inanspruchnahme des Steuerfreibetrags gebracht.
Die steuerfreie Dividende ist durch die praktizierte spätere Veranlagung doch nicht steuerfrei, sondern als Kapitalertrag zu versteuern. Und müssen Gewinne nicht ohnehin in dem Jahr versteuert werden, in dem sie anfallen?
Eine andere Möglichkeit wäre, daß nicht in Anspruch genommene Freibeträge bis zur Höhe der Dividende vorgetragen werden.
Ich bitte um eine Information.
Mit freundlichen Grüßen
Hier die Antwort:
Sehr geehrter Herr .... ,
zu Ihrer E-Mail-Anfrage vom 12. Juni 2019 gebe ich Ihnen gern die folgenden Informationen: Die Regelungen zur Abgeltungsteuer waren im Gesetz zur Unternehmensteuerreform 2008 (vgl. Bundestags-Drucksache 16/4841 vom 27. März 2007) enthalten: http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/16/048/1604841.pdf
Mit der Einführung der Abgeltungsteuer zum 1. Januar 2009 wurde der Werbungskostenabzug pauschaliert durch den sogenannten Sparer-Pauschbetrag, in dem der Sparer-Freibetrag und der Werbungskosten-Pauschbetrag aufgegangen sind. Der Sparer-Pauschbetrag beträgt bei Ledigen 801 Euro und bei Verheirateten / eingetragenen Lebenspartnern 1.602 Euro. Damit sind alle Werbungskosten bei den Einkünften aus Kapitalvermögen abgegolten. Ein Ansatz der tatsächlichen Werbungskosten ist ausgeschlossen. Der Sparer-Pauschbetrag wird hierbei bereits unterjährig durch Beibehaltung des Freistellungsverfahrens gewährt.
Der Sparer-Pauschbetrag ist ein Freibetrag im deutschen Einkommensteuergesetz, der die Steuerbemessungsgrundlage, bezogen auf den jeweiligen Veranlagungszeitraum, ändert. Lediglich § 10d des Einkommensteuergesetzes (EStG) erlaubt, dass der nicht ausgeglichene Verlust aus einem Veranlagungszeitraum im vorangegangenen Veranlagungszeitraum als Verlustrücktrag oder in einem der folgenden Veranlagungszeiträume als Verlustvortrag abgezogen wird:
https://www.gesetze-im-internet.de/estg/__10d.html
Eine Änderung des Sparerpauschbetrags könnte nur mit einer Änderung der Abgeltungsteuer erfolgen. Im Koalitionsvertrag wurde vereinbart, dass zunächst der automatische internationale Informationsaustausch über Finanzkonten etabliert sein muss. Erst dann wird die Bundesregierung Entscheidungen zur zukünftigen Ausgestaltung der Abgeltungsteuer treffen.
Nachrichtlich:
Für das BMF ist es ein sehr wichtiges Anliegen, Ihre Privatsphäre und Ihre persönlichen Daten (nachfolgend „personenbezogene Daten“ genannt) zu schützen. Die mit dem 25. Mai 2018 geltende EU-Datenschutz-Grundverordnung, zu der Sie sich in einer FAQ auf der Webseite des BMI weiter informieren können, normiert europaweit einheitliche rechtliche Bedingungen, um diesen Schutz zu gewährleisten. Bitte nutzen Sie die Informationen unter folgendem Link: https://www.bundesfinanzministerium.de/Web/DE/Meta/Datenschutz/datenschutz.html
Freundliche Grüße
Im Auftrag
Die Antwort ist natürlich an meinem Anliegen vorbei. Ich hatte fast nichts anderes erwartet.
Mich würde die Meinung der Community zu dem von mir benannten Problem interessiere. Oder liege ich da vollkommen daneben?
Beste Grüße
Deine Anfrage hättest du dir sparen können.
Wegen deines Problems ändert man sicherlich nicht bestehende Gesetze.
Es gibt nur wenige Unternehmen, die die Dividende steuerfrei auszahlen.
Dass die Dividende nicht steuerfrei bleibt, hast du schon ausführlich geschrieben.
Meine Empfehlung: Kaufe Unternehmen, bei denen die Dividende sofort besteuert wird.
Dann kann auch dein Freistellungsauftrag bedient werden.
Ich nehme an, dass du mehr als eine Aktie hältst.
Wenn nicht, empfehle ich dir dringend, das zu ändern.
Diversifikation ist das Wichtigste beim Aktiengeschäft.
Hallo, @RHE ,
das BMF hat ziemlich viel Platz verschwendet, um Dir zu sagen:
Sehr geehrter Herr RHE,
seit Einführung der Abgeltungssteuer ist das nun mal so, und es bleibt auch so, bis es irgendwann vielleicht geändert wird.
Eine so verkürzte Darstellung gebührt sich aber nicht für eine(n) Mitarbeiter(-in) des BMF.
Allerdings hätte man erwähnen können, dass steuerfreie Dividenden aus dem steuerlichen Einlagekonto der Kapitalgesellschaft bezahlt werden, somit auf Unternehmensebene unversteuerter Gewinn sind, der dann zwangsläufig auf Ebene des Anteilseigners zu versteuern ist.
Ferner hätte das BMF schreiben können, dass sich Freibeträge im deutschen Steuerrecht nicht erst seit Einführung der Abgeltungssteuer generell auf einen Veranlagungszeitraum (=Kalenderjahr) beziehen.
Das weisst Du natürlich alles, und deshalb verstehe ich Deinen Ärger über das BMF-Geschwurbel.
Welche Möglichkeiten gibt es auf Basis der aktuellen Gesetzeslage?
Eine ähnliche Diskussion darüber wurde vor rund einem Jahr hier schon mal geführt; s. dort insbesondere die Beiträge von @Zeki und @Sigrid_W .
Ich verkaufe gelegentlich "solche" Aktien (Altbestände habe ich nicht), wenn ich absehbar ein schlechtes Jahr habe. Dann laufen die kumulierten Gewinne gegen den Freibetragsrest oder gegen Verluste im Aktien-Verlustverrechnungstopf. In Zeiten wie diesen gelingt oft ein in etwa verlustfreier Wiederkauf der Aktien.
Das muss aber jeder für sich entscheiden und v.a. rechnen.
Hallo,
hätte mich auch gewundert, wenn bei meiner Anfrage etwas Substantielles rübergekommen wäre. Aber man ist manchmal einfach nur sauer.
Trotzdem glaube ich, daß ich das Problem richtig beurteilt habe. Aber das ist das, was ich auch bei unseren Pokitikern so schätze wenn sie sagen: "wir müssen es den Bürgern besser erklären". Man möchte aber keine Erklärungen zu (gefühlten) falschen Sachverhalten.
Tut mir leid, wenn ich abgeschweift bin.
Werde es wie stocksour gesagt hat machen. Aktie verkaufen und eventuell wieder einkaufen. Unter Beachtung des Chartverlaufs und mit etwas Glück kaufe ich vielleicht billiger wieder ein.
Wünsche ein schönes Wochenende