Ein Blick auf die aktuelle Entwicklung der COVID-19 Neuinfektionen macht deutlich, dass wir uns womöglich bereits mitten in der zweiten Infektionswelle befinden. Am Mittwoch weitete das Robert-Koch-Institut die Liste der Risikogebiete weiter aus. Der Blick auf die Wirtschaft lies zuletzt auf einen weniger schlimmen Verlauf hoffen als zunächst angenommen. Der Rückgang der Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal 2020 fiel weniger dramatisch aus als ursprünglich erwartet. Neuste Frühindikatoren weisen auf eine Verlangsamung der Erholung hin. Insbesondere ein Blick auf die gestern veröffentlichten Einkaufsmanagerindizes, umfragebasierte Stimmungsindikatoren von Unternehmen, machen dies deutlich. In den vergangenen Monaten prognostizierten die Umfragen eine starke Erholung im Dienstleistungssektor und im produzierenden Gewerbe. In den neusten Veröffentlichungen hat sich das Bild gewandelt. Entgegen den Erwartungen deutet die Umfrage unter den Dienstleistern auf eine schwächere Entwicklung als im Vormonat hin. Grund für den pessimistischeren Ausblick könnten neuste Beschränkungen in vielen europäischen Ländern sein, um die dynamische Ausbreitung des Virus zu bremsen. Das produzierende Gewerbe hingegen wächst weiter kräftig, sodass in Kombination immer noch eine leicht wachsende Wirtschaftsleistung erwartet wird. Auch das ifo-Geschäftsklimaindex bestätigt für Deutschland am Donnerstag dieses Bild. Diese kleine Wachstumsdelle ist aber noch kein Grund zur Panik.
Eine ernst zu nehmende Mahnung an die Politik sprach dennoch der Vorsitzende der US-Notenbank Federal Reserve, Jerome H. Powell aus. Mit Blick auf den sich verlangsamenden Aufschwung, forderte er die Politik auf, schnell ein weiteres Hilfspaket für die US-Wirtschaft aufzulegen, da wichtige Stützungsmaßnahmen beendet wurden. Ein Vergleich mit der Finanzkrise 2007 bis 2009 zeigt, dass ein zu frühes Ende des fiskalischen Impulses den anschließenden Aufschwung deutlich abbremsen kann. Die kommenden Monate werden wohl noch des Öfteren unerwartete Nachrichten hervorbringen. Der Pandemieverlauf ist schwer zu prognostizieren und die Regierungen der Länder versuchen mit ihrer jeweiligen Strategie den Verlauf zu beeinflussen. Auswirkungen auf die Aktienmärkte sind deshalb unvermeidbar. Ein so starker Einbruch wie im März dieses Jahres wird es aber vermutlich nicht mehr geben. Dennoch kann bei erneuten strengeren Beschränkungen die wirtschaftliche Aktivität wieder leiden und als Folge die Unternehmensgewinne erneut schlechter ausfallen lassen als erwartet.
Langfristig orientierte Anleger sollten sich von solch kurzfristigen Schwankungen nicht beeindrucken lassen. Die Zentralbankpolitik der vergangenen Monate und die Maßnahmenpakete der Regierungen versuchen die Auswirkungen möglichst gering zu halten und unterstützen die Erholung. Ein Aktieninvestment ist deshalb auch in diesen unsicheren Zeiten, je nach persönlicher Risikoneigung und – tragfähigkeit, eine gute und sinnvolle Entscheidung.
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