Das zweite Quartal 2020 ist beendet. Die Schließung der Wirtschaft hatte im April ihren Höhepunkt erreicht und in vielen Ländern und Fabriken stand die Produktion über Wochen still. Zum Ende des zweiten Quartals kamen dann immer mehr Lockerungen und wie in der vergangenen Woche bereits gesagt, scheint der wirtschaftliche Tiefpunkt bereits überwunden. Anleger und Investoren blicken deshalb mit großer Spannung auf die kommende Berichtssaison. In den Bilanzen und den Gewinn- und Verlustrechnungen der Unternehmen werden die tatsächlichen Auswirkungen der Krise dann erst ersichtlich. Analysten geben bereits vor den Veröffentlichungen ihre Prognosen ab. Die Marktteilnehmer haben darauf basierende Erwartungen, die in ihre jeweiligen Handels- und Investitionsentscheidungen einfließen. Werden diese Erwartungen übertroffen, kommt es meist zu positiven Reaktionen am Markt. Werden die Anleger hingegen enttäuscht, ist mit sinkenden Kursen der betroffenen Unternehmen zu rechnen. Genau aus diesem Grund ist es immer interessant zu wissen, wie die Erwartungen der Marktteilnehmer sind.
Sowohl Winston Churchill, Mark Twain als auch Kurt Tucholsky wird das folgende Zitat in den Mund gelegt: „Prognosen sind äußerst schwierig, vor allem wenn sie die Zukunft betreffen.“ Die Komplexität der globalen Zusammenhänge der COVID-19 Pandemie verstärkt diese Schwierigkeit. Die große Unsicherheit über den weiteren Verlauf ist beispielsweiße auch der Grund, warum aktuell nur 10% Unternehmen im S&P500 eine Prognose über ihren Gewinn im laufenden Geschäftsjahr abgegeben haben. Die meisten Unternehmen sehen sich selbst derzeit nicht in der Lage verlässliche Prognosen aufgrund der Pandemieentwicklung zu geben.
Die Analysten können dennoch basierend auf den verbleibenden Daten und ihren eigenen Schätzungen eine Größenordnung der zu erwartenden Auswirkungen geben. So wird im Mittel mit einem Gewinnrückgang von -43,9% der S&P 500 Unternehmen gerechnet. Das ist der stärkste Rückgang seit dem vierten Quartal 2008. Kombiniert man diese Erwartungen mit den derzeitigen Kursen kann man die aktuelle Bewertung der Unternehmen errechnen. Das Verhältnis von Kurs und Gewinn, auch Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) genannt liegt im S&P 500 aktuell bei 21,7 und somit deutlich über den historischen Durchschnittswerten.
Für Anleger bringt die anstehende Berichtssaison Chancen aber auch viele Risiken mit sich. Das derzeit überdurchschnittliche Bewertungsniveau zusammen mit dem hohen erwarteten Gewinnrückgang ist eine explosive Mischung. Nur bei deutlich positiveren Zahlen als erwartet, werden die Kurse und Bewertungen wohl noch weiter steigen. Andernfalls kann man mit einer volatilen Seitwärtsphase oder Kursrücksetzern rechnen, in der die Bewertungen und Erwartungen der Marktteilnehmer neu angepasst werden. Als langfristig orientierter Anleger sollte man sich davon allerdings nicht beeindrucken lassen. Größere Rücksetzer können von Anlegern sogar als Einstiegsgelegenheit genutzt werden. Perspektivisch ist das Tief der Krise überwunden und die Kauflaune der Konsumenten kehrt zurück. Die Unternehmen blicken ebenfalls wieder positiver in die Zukunft. Dies zeigten kürzlich die Einkaufsmanagerindizes die eine schnelle Erholung der Wirtschaft andeuten. Auch die neusten Arbeitsmarktdaten aus den USA lassen auf eine schnellere Erholung hoffen als bisher angenommen. Die Aussichten für das anstehende dritte Quartal sind daher deutlich positiver.
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