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Der Superstau

29.03.2021 08:52

Als der US Sportartikelhersteller jüngst seine Zahlen für das dritte Quartal 2020 vorgelegt hat, zeigten sich Anleger und Analysten unter anderem von der Umsatzentwicklung (-10,00 % yoy) in den USA sowie den dort deutlich gestiegenen Lagerbeständen (+15,00 %) enttäuscht. In der Konsequenz beendetet die Aktie den Handelstag um ~ 4,00 % tiefer.

 

Was auf den ersten Blick jedoch als fallendes Interesse an den Artikeln von Nike interpretiert werden könnte, offenbart möglicherweise in Wahrheit ein Problem von globalem Ausmaß. In den Häfen an der US-Westküste stauen sich die Containerschiffe, während in Asien Container händeringend gesucht werden.

 

Der Grundstein des Problems wurde bereits im Jahr 2019 gelegt, als es aufgrund hoher Überkapazitäten nur noch geringe Investitionen in neue Frachtcontainer gab. Der Ausbruch von Covid-19 und der in diesem Zuge erwartete Einbruch der Weltwirtschaft hat die Investitionsbereitschaft dann noch mal gedrückt, sodass die Auslieferungen neuer Überseecontainer auf einem sehr niedrigen Niveau verharrten.

 

superstau-container-output.png

 

Bereits im Laufe des ersten Quartals zeigte sich dann jedoch, dass sich die Wirtschaft in China deutlich schneller als erwartet erholen würde und vor allem die Exporte wieder merklich ansprangen. Auch hierfür war – in gewissen Teilen – ironischer Weise erneut Covid-19 verantwortlich. Die Welt gierte förmlich nach medizinischer Schutzausrüstung wie Latexhandschuhen, Gesichtsschilden und Masken und wurde oft bei Firmen in China fündig.

 

superstau-china-exports.png

 

In China stieg also die Nachfrage nach Containern um diese Waren zu exportieren und konnte für den Anfang auch recht problemlos bedient werden, da der Markt zunächst noch von den eingangs erwähnten Überkapazitäten geprägt war. Letztendlich fanden diese Container dann ihren Weg auf die Frachtschiffe und wurden auf die Reise in die Welt geschickt. Aufgrund der Einflüsse von Covid-19 auf die Wirtschaft der Zielländer nahmen dort jedoch die logistischen Kapazitäten – insbesondere in den Häfen – im Zeitablauf merklich ab. In der Folge kommt es in vielen Häfen seit Ende letzten Jahres zu regelrechten Staus. Vor den Häfen von Los Angeles / Long Beach in den USA liegen beispielsweise seit Januar diesen Jahres regelmäßig über 30 Schiffe vor Anker und warten darauf, ihre Ladung zu löschen. Zum Vergleich: Im Sommer lag dieser Wert noch bei 2-3 Schiffen.

 

superstau-la-ports-waiting-time.png

 

Dieser Umstand führt aber nicht nur zu Stau bei der Einreise, er reduziert gleichzeitig massiv die Zahl verfügbarer Container in China. Denn jeder Container, der sich noch auf einem Schiff befindet und nicht gelöscht wurde, kann nicht wieder zurück nach China transportiert werden. Mittlerweile ist die Lage scheinbar so angespannt, dass vermehrt auch leere Container auf Schiffe verladen und wieder nach China gebracht werden. Solche „Leerfahrten“ versuchen Reedereien sonst eigentlich so gut es geht zu vermeiden, da diese Fahrten keinerlei Umsätze erzeugen. Im Gegenteil, sie kosten zunächst Geld.

 

Schaut man sich jedoch die Entwicklung der Preise an, die für den Transport eines Containers von Schanghai nach Los Angeles oder Rotterdam zu bezahlen sind, so erkennt man schnell, dass diese Leerfahrten für die Reedereien gut investiertes Kapital sein dürften. Immerhin haben sich die Frachtraten nach Los Angeles innerhalb weniger Wochen verachtfacht und für den Transport nach Rotterdam immerhin noch verdoppelt.

 

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Angesichts dieser Entwicklungen steht es zu vermuten, dass Nike nicht das einzige Unternehmen sein dürfte, welches von diesem Superstau in den Häfen kurzfristig negativ betroffen sein könnte.

 

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