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Was ist ein Hebelprodukt?

Hebelprodukte sind eine Form von Derivaten, die eine überproportionale Teilhabe an der Entwicklung eines Basiswertes, z. B. einer Aktie, ermöglichen. 

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Stellen Sie sich einen langen Hebelarm vor, mit dem Sie eine schwere Last mit geringem Kraftaufwand bewegen können. Ähnlich funktioniert ein Hebelprodukt. Entwickelt sich der Basiswert in die von Ihnen erwartete Richtung, können Sie mit Hebelprodukten einen höheren Gewinn erzielen als bei einer Direktanlage in den Basiswert. Aber Vorsicht: Hebelprodukte können die Bewegungen sowohl von steigenden als auch von fallenden Kursen verstärken.

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Nehmen wir als Beispiel an, Sie investieren in ein Hebelzertifikat auf den DAX mit einem Hebel von 10. Der DAX notiert bei 16.000 Punkten und das Zertifikat bei 100 Euro: Steigt der DAX an einem Tag um 1 % auf 16.160 Punkte, steigt das Hebelzertifikat um 10 % auf 110 Euro, da der Hebel die Kursbewegung des DAX um den Faktor 10 verstärkt. Fällt der DAX jedoch um 1 % auf 15.840 Punkte, so fällt auch das Zertifikat um 10 % auf 90 Euro. Der Hebel wirkt in diesem Fall also in beide Richtungen und verstärkt sowohl Gewinne als auch Verluste.

Im Folgenden stellen wir Ihnen die gängigsten Hebelprodukte vor.

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Produktvarianten von Hebelprodukten:

  • Knock-Out-Zertifikate: Knock-Out-Zertifikate gehören zu den bekanntesten und auch beliebtesten Formen von Hebelprodukten und sind in zahlreichen Varianten erhältlich. Mit Long-Produkten (Call) kann auf steigende, mit Short-Produkten (Put) auf fallende Kurse gesetzt werden. Vor dem Kauf variiert der Hebel eines Knock-Outs – je näher der Kurs des Basiswerts an der Knock-Out-Schwelle liegt, desto höher ist der Hebel und umgekehrt. Ab dem Kaufzeitpunkt bleibt der Hebel für den Käufer über die gesamte Laufzeit konstant. Bei der Laufzeit sind verschiedene Ausgestaltungen möglich, von wenigen Wochen bis hin zu einer unbegrenzten Laufzeit (open end).

    Das Besondere an Knock-Out-Zertifikaten ist die sogenannte „Knock-Out-Schwelle“. Erreicht oder unterschreitet der Kurs des Basiswertes (z. B. einer Aktie) diese Schwelle bei einem Long-Produkt bzw. überschreitet er sie bei einem Short-Produkt, verliert das Zertifikat seinen gesamten Wert und wird wertlos. Das bedeutet, dass Sie Ihr gesamtes investiertes Geld verlieren können.

    Knock-Outs können für Personen interessant sein, die ein höheres Risiko eingehen möchten. Sie bieten die Möglichkeit, überproportional von Kursbewegungen zu profitieren. Sie eignen sich besonders für Situationen, in denen eine starke Meinung über die kurzfristige Richtung eines Marktes oder einer Aktie besteht.

  • Optionsscheine: Ein Optionsschein bietet die Möglichkeit, gehebelt von steigenden (Call) oder fallenden Kursen (Put) des Basiswertes zu profitieren. Ein Call-Optionsschein gewährt das Recht, einen bestimmten Basiswert zu einem festgelegten Preis, dem Basispreis, zu kaufen. Ein Put-Optionsschein hingegen sichert das Recht, den Basiswert zu einem im Voraus vereinbarten Preis zu verkaufen. Optionsscheine besitzen eine festgelegte Laufzeit, die einige Wochen bis mehrere Jahre umfassen kann.

    Im Gegensatz zu Knock-Out-Zertifikaten gibt es bei Optionsscheinen keine Knock-Out-Schwelle. Liegt der Kurs des Basiswertes am Ende der Laufzeit jedoch unter dem Basispreis (beim Call) oder über dem Basispreis (beim Put), verfällt der Optionsschein wertlos. In diesem Fall ist das Recht zum Kauf oder Verkauf zum Basispreis wirtschaftlich uninteressant. Während der Laufzeit verlieren Optionsscheine zudem allmählich an Wert, was als Zeitwertverlust bekannt ist. Dieser Zeitwertverlust beschleunigt sich, je näher das Ende der Laufzeit rückt.

    Optionsscheine eignen sich für alle, die eine bestimmte Markterwartung haben und mit einem begrenzten Kapitaleinsatz überproportional an der Kursentwicklung partizipieren möchten. Da Optionsscheine keine Knock-Out-Schwelle („KO-Schwelle“) haben, können sie auch bei stark schwankenden Basiswerten eingesetzt werden. Aufgrund der fehlenden KO-Schwelle eignen sie sich auch zur Absicherung einzelner Positionen oder eines Depots.

    Allerdings sind Optionsscheine komplexer als beispielsweise Knock-Out-Zertifikate. Deshalb sind sie für den Einstieg in den Handel mit Derivaten weniger geeignet.

  • Faktor-Zertifikate: Faktor-Zertifikate bzw. Faktor-Optionsscheine bieten die Möglichkeit, mit einem festen Hebel an der Entwicklung eines Basiswertes zu partizipieren. Es gibt Varianten, die auf steigende Kurse (Long-Produkt) oder auf fallende Kurse (Short-Produkt) setzen. Die Hebel liegen in der Regel zwischen dem Faktor 2 und dem Faktor 10. Kauft man beispielsweise ein Faktor-Zertifikat mit dem Faktor 3, so führt ein Anstieg des Basiswertes um 1 % zu einem Anstieg des Zertifikats um 3 % und umgekehrt.

    Im Gegensatz zu Knock-Outs und Optionsscheinen sind Faktor-Zertifikate nicht durch einen Basispreis, eine Knock-Out-Schwelle oder eine Laufzeitbegrenzung gekennzeichnet.

    Faktor-Zertifikate sind geeignet für Personen mit einer klaren Markterwartung. Sie sind für diejenigen interessant, die bereit sind, höhere Risiken einzugehen. Das Ziel dabei ist, von verstärkten Kursbewegungen in die erwartete Richtung zu profitieren. Sie reagieren überproportional auf Kursveränderungen. Deshalb eignen sie sich besonders für eher kurze bis mittlere Anlagehorizonte. Sie sind auch geeignet für Marktphasen, in denen klare Trends erwartet werden.

  • Hebelprodukte unterscheiden sich von Futures und Optionen vor allem in den Punkten Verbindlichkeit und Flexibilität. Futures verpflichten zum Kauf oder Verkauf eines Basiswerts, während Hebelprodukte und Optionen ein Recht, aber keine Verpflichtung gewähren. Darüber hinaus sind Optionen vielfältiger und komplexer als die meisten Hebelprodukte.

    Optionen und Futures werden in der Regel an Terminbörsen gehandelt, die auf diese Produkte spezialisiert sind. Sie unterliegen strengen Vorschriften und Anforderungen. Die bekanntesten Terminbörsen sind die Chicago Mercantile Exchange (CME) in den USA und die Eurex in Europa.

    Hebelprodukte (wie z. B. Knock-Out-Zertifikate, Faktorzertifikate etc.) werden eher im Over-the-Counter (OTC)-Markt oder in spezialisierten Börsensegmenten gehandelt. Sie werden direkt zwischen den Parteien (in der Regel zwischen Anlegern und Emittenten wie Banken) und nicht über eine zentrale Börse gekauft und verkauft. Einige Börsen haben jedoch spezielle Segmente für den Handel mit diesen Produkten eingerichtet (Börse Stuttgart, Börse Frankfurt).

    Im Gegensatz zu Futures und Optionen unterliegen Hebelprodukte dem Emittentenrisiko. Das heißt, wenn der Emittent ausfällt, z. B. zahlungsunfähig wird, können Sie den gesamten investierten Betrag verlieren.

 

Wussten Sie eigentlich, ...

… dass es bereits im antiken Griechenland Optionen gab?

Der erste dokumentierte Einsatz von Optionen geht auf den Philosophen und Mathematiker Thales von Milet zurück. Auf der Grundlage astronomischer Berechnungen sagte er die Olivenernte voraus, kaufte Optionen auf Olivenpressen und profitierte dann von einer reichen Ernte. In der Neuzeit entstanden organisierte Options- und Terminmärkte im 17. Jahrhundert in Japan und den Niederlanden, wobei die Dojima Rice Exchange in Japan als einer der ersten Terminmärkte gilt. 

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